BLKÖ:Obentraut, Maximilian Ritter von
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich | |||
---|---|---|---|
korrigiert | |||
<<<Vorheriger
Nyürő, Sigmund |
Nächster>>>
Oberdorf, Ernst von | ||
Band: 20 (1869), ab Seite: 449. (Quelle) | |||
[[| bei Wikisource]] | |||
in der Wikipedia | |||
Maximilian von Obentraut in Wikidata | |||
GND-Eintrag: 139256873, SeeAlso | |||
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
| |||
|
Stramberg’s genealogischer Darstellung in der „Ersch und Gruber’schen Encyklopädie“ (II. Abth., Bd. I, S. 49) ist das Geschlecht der Obentraut, das von dem erwähnten Michael seinen Ursprung ableitet, schon zu Anbeginn des 18. Jahrhunderts ganz erloschen. – Maximilian’s Vater war Rittmeister in der kais. Armee, der Knabe verlor frühzeitig beide Eltern und nun kam er zu einem Verwandten, der Pfarrer in Tachau war. Das Gymnasium besuchte er in Pilsen, die Rechte hörte er an der Wiener Hochschule. Dem Staatsdienste in der politischen Sphäre sich widmend, trat er am 1. Februar 1821 als Concepts-Praktikant bei dem Jungbunzlauer Kreisamte ein, wurde Gubernial-Concipist, dann Kreiscommissär 3. und 2. Classe zu Chrudim und Hofconcipist bei der vormaligen vereinigten Hofkanzlei in Wien (jetzt Ministerium des Innern). Von Wien kam er als Gubernial-Secretär nach Böhmen zurück, wo er im Februar 1849 Kreishauptmann zu Bidschow und im December desselben Jahres Kreispräsident zu Gitschin wurde. Als Bidschower Kreishauptmann hatte O. durch Umsicht und Energie die in allseitige Ungebundenheit aufgelöste Bevölkerung des Kreises in kurzer Zeit zur gesetzlichen Ordnung zurückgeführt. Am 1. März 1850 wurde O. zum Präsidenten der Grundentlastungs-Landescommission für Böhmen und Ende September 1851 zum Präsidenten der Grundentlastungsfond-Direction daselbst, im Jänner 1853 zum Prager Kreispräsidenten und wenige Wochen später zum Mitgliede der Organisirungs-Landescommission für Böhmen berufen. Bei der Durchführung Der historisch denkwürdigen staatlichen Institution der Grundentlastung in Böhmen hat O. die ersprießlichsten Dienste geleistet, und wurde in Anerkennung derselben mit Allerh. Entschließung vom 22. April 1854 mit dem Ritterkreuze des Leopold-Ordens ausgezeichnet. Zugleich war O. in verdienstlichster Weise als Mitglied und Directionsmitglied mehrerer humanistischer Anstalten und Vereine thätig, so z. B. der Kleinkinder-Bewahranstalt in Chrudim, des Vereins zum Wohle entlassener Sträflinge, der böhmischen Gartenbau-Gesellschaft, des Prager Musik-Conservatoriums und der böhmischen Sparcasse, und hat sich um die Unterstützung der Armenversorgung, bei Regelung und Emporbringung des Gemeindevermögens und um Förderung des Volksschulwesens verdient gemacht. [450] Auf schriftstellerischem Gebiete in seinem Fache thätig, hat O. folgende Werke herausgegeben: „Alphabetisches Handbuch der öffentlichen Verwaltung in Bezug auf praktische Polizei und Landescultur“, 5 Bände (Prag 1843 und 1844, Haase, 8°., mit einer Karte der für die polnischen Viehtriebe vorgezeichneten Routen); – „Handbuch für die Dorfrichter zur Erkennung der Wichtigkeit ihres Dienstpostens u. s. w.“ (Wien 1848, 4°.), dieser für die untersten Leitorgane der öffentlichen Verwaltung geschriebene Leitfaden kam nicht in den Buchhandel, sondern wurde von dem Autor unter sämmtliche Dorfrichter des Prager Kreises, unter die böhmischen Kreisämter und zum Gebrauche in den Mannschaftschulen des k. böhm. Gensd’armerie-Regiments in mehreren hundert Exemplaren unentgeltlich vertheilt; – „Repertorium der sämmtlichen in allen Bänden der Prov. Gesetzsammlung für das Königreich Böhmen vom Jahre 1616 bis incl. 1845 vorkommenden älteren und neueren Gesetze u. s. w.“ (Prag 1848, 8°.); – „Alphabetisches Nachschlagebuch für die Gemeinde-Vorsteher. Ein Leitfaden u. s. w.“ (ebd. 1853, 8°.), davon erschien eine čechische Uebersetzung unter dem Titel: „Abecedné spořádana příruční kniha pro představené obci“ (3. Aufl. Prag 1860, 8°.); – „Grundsätzlicher Leitfaden für angehende junge Beamte in praktischen Umrissen“ (ebd. 1857, 8°.; zweite Aufl., ebd. 1867); – „Der Gemeindevorsteher und die Gemeinderäthe der autonomen Gemeinde. Ein praktischer belehrender Wegweiser u. s. w.“, 3 Bände (ebd. 1863, 8°.), zugleich in čechischer Uebersetzung unter dem Titel: „Samospráva obce v královstri Českém“, 3 Bände (ebd. 1863, 8°.); außerdem hat O. „Detailkarten der zwanzig Bezirke des Prager Kreises“ herausgegeben, welche unbedingt zu O.’s verdienstlichsten Arbeiten zu zählen sind. Im Februar 1861 feierte O. sein vierzigjähriges Dienstjubiläum, bei welcher Gelegenheit ihm die Beamten des Prager k. k. Kreisamtes einen von Grohmann gearbeiteten prächtigen Pokal nebst einer Glückwunschadresse der zwanzig Bezirksämter des Prager Kreises überreichten. – Von seinen Söhnen ist Adolph Kreisvorsteher zu Nechanice und hat in čechischer Sprache das Werkchen: „Trstní pravo obce. Příruční kniha pro trstní odbor okresní“, d. i. Das Strafrecht der Gemeinde (Prag 1866, 8°.) herausgegeben, wovon zu gleicher Zeit auch eine deutsche Ausgabe erschienen ist.
Obentraut, Maximilian Ritter von (Staatsbeamter und Fachschriftsteller, geb. zu Neugedein im Pilsner Kreise Böhmens 12. October 1795). Nach dem „Slovník“ wäre O. ein Abkömmling des berühmten protestantischen Generals Michael Obentraut, von dem man auch den Ursprung des Spottnamens „Der deutsche Michel“ ableiten will. Für diese Annahme fehlen alle Beweisgründe. Nach- Ritterstands-Diplom vom 22. Jänner 1855. – Slovník naučný. Red. Dr. Fr. Lad. Rieger, d. i. Conversations-Lexikon. Redigirt von Dr. Franz Lad. Rieger (Prag 1859, I. L. Kober, Lex. 8°.) Bd. V, S. 946, Nr. 2. – Wanderer (Wiener polit. Blatt) 1867, Nr. 238, im Feuilleton. – Bohemia (Prager Blatt, 4°.) 1861, Nr. 43. – Porträt. Unterschrift Maximilian Obentraut, k. k. Ministerialrath und prager Kreispräsident (Lith. u. Druck von X. Šir in Prag. Halb-Fol.). – Wappen. Gevierteter Schild. 1: von Blau und Silber quergetheilt, zeigt oben drei goldene Lilien quer nebeneinander und unten drei rothe Pfähle; 2: in Schwarz ein einwärts aufspringender silberner Löwe mit Doppelschwanz und ausgeschlagener rother Zunge; 3: in Schwarz ein schrägrechts gestellter goldener Eichenzweig mit sieben Blättern und fünf Eicheln; 4: in Gold auf grünem Rasen eine Kirche von weißem Mauerwerk, deren rechtsgestellter Thurm mit einer Thoröffnung, zwei übereinander gesetzten Fenstern, mit glockenförmiger rother Kuppel und einem Passionskreuze darauf, das Kirchengebäude selbst mit vier Fenstern nebeneinander, rothem Dache und einem Passionskreuze auf dem äußeren Ende versehen ist. Auf dem Schilde ruhen zwei zueinander gekehrte gekrönte Turnierhelme. Die Krone des rechten trägt einen Adlerflügel, worauf sich das Bild des Feldes 1 wiederholt; aus der Krone des linken Helms wächst der silberne Löwe von 2. Die Helmdecken sind rechts blau, links schwarz, beiderseits mit Gold belegt.