BLKÖ:Obernyik, Karl
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich | |||
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Band: 20 (1869), ab Seite: 461. (Quelle) | |||
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Franz Kölcsey [Bd. XII, S. 215], in sein Haus als Erzieher seines Sohnes Coloman auf. Schon während seiner Studienzeit beschäftigte sich O. viel mit Poesie, später bei seinem Oheim Kölcsey, übte dieser wesentlichen Einfluß auf die Entwickelung und Richtung seines poetischen Talentes. Im Jahre 1842 bewarb sich O. zum ersten Male um einen von der ungarischen Akademie für das beste Drama ausgeschriebenen Preis. O. erhielt auch denselben, der in hundert Ducaten bestand, für das Drama: „Főúr és pór“, d. i. Magnat und Bauer, und lenkte so zuerst die Aufmerksamkeit des Publicums auf seine Person. Ungeachtet des Preises war O. nicht im Stande, die Aufführung des Stückes zu erwirken. Diesem Drama folgte zunächst das zweite: „Örökség“, d. i. Die Erbschaft, ein Schauspiel, worin die Kritik namentlich die feste sichere Zeichnung der Charaktere hervorhob; dieses, wie das nächstfolgende auch mit einem Preise gekrönte Lustspiel: „Nőtlen férj“, d. i. Der ledige Mann, ferner die beiden Lustspiele: „Anya és vetélytársnő“, d. i. Mutter und Nebenbuhlerin, und „Khelonisz“ gingen alle nach der Revolution über die Bretter und gefielen. Außer diesen dramatischen Arbeiten veröffentlichte O. in Almanachen und schöngeistigen Blättern zahlreiche Erzählungen, Novellen u. dgl. m., in welchen poetischen Schöpfungen tiefes Gefühl, reiche Phantasie und treue Zeichnung der Charaktere und Leidenschaften sich offenbaren. O., der in der letzten Zeit ein Lehramt in Kecskemét bekleidete, begab sich im August 1855, einer Berufung des Professoren-Collegiums[WS 1] zu Nagy-Körös folgend, zur Uebernahme des Lehramts dahin, als er auf der Reise von der damals in Ungarn herrschenden Cholera befallen und, kaum in Pesth angelangt, ein Opfer derselben wurde. Auch der ungarische Poet erfuhr als Leiche das den Poeten aller Zeiten und Völker nur zu häufig zu Theil werdende Los: ohne Theilnahme zu Grabe getragen zu werden. Zum Leichenbegängnisse des in den schönsten Mannesjahren dahingerafften zweimal preisgekrönten Dichters fanden sich so wenig ungarische Schriftsteller ein, daß kaum ihrer vier aufzutreiben waren, die den Sarg auf den Leichenwagen heben konnten. Im Nachlasse fand sich neben mehreren kleineren Arbeiten eine große dramatische Dichtung: „Brankovich György“, Originaltrauerspiel in fünf Aufzügen mit Chören; dieses Stück wurde nach O.’s Tode bei einer späteren Preisausschreibung der ungarischen Akademie zur [462] Bewerbung eingesendet und, wenngleich nicht mit dem Preise betheilt, aber doch einer lobenden Erwähnung würdig befunden; als Egressy am 3. Juni 1856 das Stück zu seinem Benefice gab, wurde es mit großem Beifalle aufgenommen. Obernyik’s oberwähnte Stücke sind in ungarischen theatralischen Sammelwerken, und zwar im „Eredeti Játékszín“, im „Nemzeti Színműtár“, im Drucke erschienen. Bald nach seinem Tode erging von dem Pesther Schriftstellen Demeter Dudumi ein Aufruf an alle ungarischen und deutschen Dichter und Schriftsteller und an die Freunde heimischer Literatur und Kunst zu einem Grabstein für Karl Obernyik, mit welchem Ausrufe fast gleichzeitig ein anderer des Professoren-Collegiums zu Nagy-Körös erschien; in Folge dessen zog Dudumi seinen Antrag zurück und überließ es Obernyik’s Lehramts-Collegen, dem verblichenen Poeten ein Zeichen der Erinnerung auf das Grab setzen zu lassen.
Obernyik, Karl (ungarischer Poet, geb. zu Komorn im Jahre 1820, gest. zu Pesth 16. August 1855). Der Sohn eines evangelischen Geistlichen, in Debreczin besuchte er die Schulen, dann nahm ihn sein Oheim, der berühmte Dichter- Magyar Sajtó, d. i. Ungarische Presse, 16855, Nr. 64, Biographie von Emerich Vahot. – Toldy (Ferenc), A Magyar nemzeti irodalom története a legrégibb időktől a jelenkorig rövid előadásban, d. i. Geschichte der ungarischen National-Literatur von der ältesten Zeit bis auf die Gegenwart (Pesth, 1864 u. 1865, G. Emich, gr. 8°.) S. 403, 407, 409. – Danielik (József), Magyar irók. Életrajz-gyüjtemény, d. i. Ungarische Schriftsteller. Sammlung von Lebensbeschreibungen. Zweiter, den. ersten ergänzender Theil (Pesth 1858, 8°.) S. 231. – Pesti Napló, d. i. Pesther Zeitung, 1855, Nr. 32. – Pesther Sonntagsblatt (4°.) 1855, Nr. 35 u. 37: „Ein Grabstein für Karl Obernyik“. – Ungarische Post (Pesther polit. Blatt) 1855, Nr. 66, im Feuilleton.
Anmerkungen (Wikisource)
- ↑ Vorlage: Pofessoren-Collegiums.