BLKÖ:Perényi, Peter (V.)
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich | |||
---|---|---|---|
korrigiert | |||
<<<Vorheriger
Perényi, Peter (III.) |
Nächster>>>
Perényi, Sigmund Freiherr von (Verweis) | ||
Band: 21 (1870), ab Seite: 484. (Quelle) | |||
[[| bei Wikisource]] | |||
in der Wikipedia | |||
Péter Perényi in Wikidata | |||
GND-Eintrag: 119262312, SeeAlso | |||
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
| |||
|
Emerich (III.) [s. d. Nr. 2], befand sich auch unter den Magnaten, die mit König Ladislaus in die Schlacht bei Mohács gezogen waren, und befehligte in der Schlacht den linken Flügel. Ihm war es gelungen, dem allgemeinen Untergange zu entrinnen. Es ist ein sehr bewegtes Leben, das sich uns in dem dieses Magnaten darstellt, und böte wohl reichen Stoff für umfassende geschichtliche Darstellung. Hier können nur Hauptmomente und selbst diese nur flüchtig angedeutet werden. Bald nach der Mohácser Schlacht ließ P. sich zu einer Gewaltthat gegen die Besitzerin von Sáros-Patak Magdalena Palóczy, deren Gatte in der Schlacht gefallen war, hinreißen. Er versuchte es nämlich, sich ihrer Burg gewaltsam zu bemächtigen, wurde aber in seinem Vorhaben durch die Niederlage gehindert, welche Margarethens Feldhauptmann dem Anführer des Perényi’schen Kriegsvolkes, Gotthard Kun, beibrachte. Besorgnisse über die Folgen dieser gegen eine vornehme Magnatengattin und gegen fremdes Eigenthum verübte Gewaltthat scheinen ihn in die Arme Zapolya’s getrieben zu haben, der es seinerseits auch an Nichts fehlen ließ, um einen so mächtigen Parteigänger an sich zu fesselnd. Zapolya versprach ihm den Besitz der Herrschaft Sáros-Patak und die Nachfolge in der Wojwodschaft Siebenbürgen. Perényi begab sich nun mit der Krone, zu deren Hüter er zugleich mit Zapolya bestellt war, nach Stuhlweissenburg, wo er seinen ganzen Einfluß anwandte, um die dort versammelten Magnaten zu Gunsten Zapolya’s zu stimmen. Es war gelungen; am 10. November 1526 wurde Zapolya zum Könige gewählt und am 11. gekrönt; Perényi aber erhielt den ihm in Aussicht gestellten Preis, die Wojwodschaft Siebenbürgens. Allmälig aber gelang es dem Einflusse seines Freundes Alexius Thurzó, Perényi für die österreichische Partei zu gewinnen, und dieß war ein großer Schlag für Zapolya, da Perényi ebenso durch seinen unermeßlichen Reichthum als Besitzer von Terebes, Ujhely, Siklós, Stropko, Sáros, Walko, Wukowar, wie durch seine offene Hinneigung zu den Lehren der Reformation ungemein großen Einfluß auf die derselben gleichfalls sich zuneigende Bevölkerung übte. Wie früher für Zapolya, schaffte er nun für Ferdinand I. die Krone nach Stuhlweissenburg, wo am 3. November 1527 die Krönung Ferdinand’s stattfinden sollte. Die Angelegenheiten des neuen Königs nahmen jetzt die günstigste Wendung. Zapolya mußte nach Polen fliehen und blieb dort, bis Sultan Soliman im August 1529 die ungarischen Grenzen überschritt. Vor den immer näher herandrängenden Türken wollte P. die Krone bergen und sie in das mittlerweile stark befestigte Patak bringen. Auf dem Wege dahin wurde er aber von Johann Szerecheny, einem Anhänger Zapolya’s, bei nächtlicher Weile überfallen und Perényi selbst mit Familie, Krone und seinen Schätzen gefangen. Man brachte P. zunächst zu Soliman, dieser aber gab den Gefangenen an Zapolya ab, der ihn nach Ofen bringen und daselbst in den Kerker werfen ließ. Perényi, dem es mit seinen reichen Mitteln gelungen war, die türkischen Minister für sich zu gewinnen, wurde endlich auf Soliman’s Fürbitte von Zapolya freigegeben und gelangte bei diesem wieder zu solcher Gunst, daß er ihm das Kanzleramt übertrug. Aber es lag gar nicht in Perényi’s Plane, bei Zapolya, über den er sich in Thronrecht, Reichthum, geistiger Befähigung und dem Herkommen gemäß erhaben dünkte, das Kanzleramt zu verwalten. Den Sultan für sich gewinnend, suchte P. neben den Anhängern Zapolya’s und jenen Ferdinand’s I. eine dritte Partei zu bilden, die ihm selbst den Weg zum Throne Ungarns bahnen sollte. Schon hatte er einen mächtigen Anhang unter den weltlichen und geistlichen Größen des Landes gewonnen und sie unter dem Vorwande von Berathungen zur Herstellung des inneren Friedens am 19. März 1531 zu Bellovár versammelt, und eben im Begriffe, eine zweite Versammlung abzuhalten, die auf den 18. Mai in Veszprim zusammentreten sollte, wurden seine Pläne durch Verbote gekreuzt, welche ebenso Ferdinand wie Zapolya hatten ergehen lassen, das Conventiculurn Wesprimense zu besuchen. Perényi hielt es unter solchen Umständen vorderhand nicht für räthlich, seine Pläne weiter zu verfolgen, und sie auf günstigeren Zeitpunct verschiebend, wendete er sich vorerst [485] der Förderung der Reformation zu, die ihm vor Allem zur Verstärkung seines Anhanges behilflich sein sollte. Er trat nunmehr offen als Beschützer der Reformation auf. Auf seinen Besitzungen in Ujhely und dann in Patak predigten, 1532, die ersten Reformatoren, an letzterem Orte ließ er durch Vermittlung seiner Lehrer und Hofprediger Stephan Kopáchy und Michael Sztáry eine reformirte Kirche erbauen und errichtete zugleich eine Schule. Nun knüpfte er mit Soliman zur Realisirung seiner Pläne Unterhandlungen an, ging diesem, um persönlich noch wirksamer zu unterhandeln, bis nach Mohács entgegen. Dort aber wurde er, nachdem er am ersten Tage in ehrenvoller Weise empfangen worden, am folgenden gewaltsam verhaftet (Juli 1532) und später von Soliman an Zapolya ausgeliefert, dem der Sultan sagen ließ: er möge mit ihm nach Belieben verfahren, doch ihm seinen Beschluß vor dessen Ausführung mittheilen. Der älteste Sohn Perényi’s, Franz, blieb aber als Geißel in den Händen des Sultans, kam später nach Constantinopel, wurde dort beschnitten und in den Lehren des Islams aufgezogen. Durch Fürbitte seiner Freunde und reiche Geschenke an Zapolya’s nächste Umgebung war es aber Perényi endlich gelungen, von Zapolya wieder die Freiheit zu erlangen. In der ersteren Zeit nach wiedererlangter Freiheit hielt auch P. treu zu Zapolya’s Partei, bestand mit wechselndem Glücke mehrere Kämpfe gegen die kaiserlichen Generäle Leonhard von Fels (Colonna) und v. Oppersdorf, endlich aber gelang es den Einflüsterungen und den glänzenden, im Namen des Königs Ferdinand gemachten Versprechungen Kaspar Seredi’s, Perényi für die österreichische Partei zu gewinnen. So lange Zapolya lebte, trat wohl P. mit seinen Plänen nicht offen hervor. Aber nach dessen Tode hielt er sich nicht mehr zurück, gewann auch den bisher Zapolya ergebenen. Kalocsaer Erzbischof Frangipan für die österreichische Partei und suchte noch die Siebenbürger für Oesterreich zu stimmen. Mit Zapolya’s Witwe hatte er dann Unterhandlungen eröffnet, durch welche sie bestimmt wurde, unter gewissen Bedingungen Ofen und das Reich an König Ferdinand zu übertragen. Die Kämpfe mit den Türken drängten für den nächsten Augenblick die diplomatischen Verhandlungen in den Hintergrund. Auch in diesen rettete P. bei mehreren Anlässen die Ehre der christlichen Waffen. Zu entscheidenden Thaten kam es aber auch da nicht. Da erfolgte, als sich P. zu einer Berathung nach Gran begeben hatte, plötzlich seine auf kaiserlichen Befehl ausgeführte Verhaftung. Man beschuldigte ihn, daß er selbst nach der Krone strebe und durch den Sultan, unter dessen Oberherrlichkeit er stehen wolle, die Erreichung seiner Absichten betreibe. Die geringen Waffenerfolge gegen die Türken, woran aber zunächst das eigenthümliche Verhalten des Churfürsten von Brandenburg die Ursache war, halfen diese Anschuldigungen bestärken, und Perényi’s offene Unterstützung der Reformation trug eben auch nicht bei, ihn im milderen Lichte erscheinen zu lassen. Von Gran wurde P. zunächst nach Wien, von da nach Wiener-Neustadt gebracht. Heimliche Neider und Gegner – und unter diesen, wie es schien, vor Allen der schon erwähnte Kalocsaer Erzbischof Frangipan – mochten auch Perényi’s Haft benützt haben, um daraus Münze für ihren Vortheil zu schlagen. Aber es fehlte ihm auch nicht an mächtigen Freunden, die theils offen den Act seiner Gefangennahme verurtheilten, theils zu seinen Gunsten sich auf das Ernstlichste verwendeten. Lange dauerte die Untersuchung. Während der Haft erlitt P. in seinem Vermögen durch die Türken, welche seine Schlösser Walpo und Siklós genommen hatten, große Schädigung. Er selbst beschäftigte sich im Gefängnisse mit Lectüre und literarischer Arbeit, unter anderen mit der Uebertragung der wichtigeren biblischen Erzählungen in ungarische Verse. Viele Jahre nach seinem Tode wurde diese Uebersetzung, mit Abbildungen ausgestattet, im Drucke herausgegeben. Indessen war es gelungen, die Beweise von Perényi’s Schuldlosigkeit zu schaffen; P. wurde von Neustadt nach Wien gebracht, um dann, wenn er gewisse Bedingungen, die ihm gestellt worden, erfüllt hätte, ganz in Freiheit gesetzt zu werden. Aber P. kam so leidend in Wien an, daß er dort schon wenige Tage darnach seinen Geist aufgab. Während des Vaters Haft war sein oberwähnter, zum Islam gezwungener Sohn Franz aus Constantinopel entflohen und nach Siebenbürgen gekommen, und diese Flucht seines Sohnes wurde benützt, um den Vater des engsten Einverständnisses mit den Türken zu beschuldigen. Franz, im väterlichen Hause ein Fremdling, ja als Moslem ein Gegenstand des Abscheues, soll, wie, ein Schriftsteller des 17. Jahrhunderts, Wolfgang Bethlen, [486] berichtet, über Veranlassung des jüngeren Bruders Gabriel ermordet oder im Bodrogflusse ertränkt worden sein. Gabriel [s. d. Nr. 8] hinterließ keine Kinder, sein Bruder Nikolaus war Bischof von Waitzen. Mit Gabriel war demnach diese von Peter (II.) gestiftete, einst so mächtige Linie der Perényi erloschen. [Taschenbuch für vaterländische Geschichte. Herausgegeben von Hormayr und Mednyánszky (Wien, 12°.) V. Jahrg. (1824), S. 122 u. f., in der Geschichte des Schlosses Sáros-Patak.] –
17. Peter (V.) (geb. 1502, gest. 1548), der ältere Sohn des Palatins