BLKÖ:Mednyánszky von Medgyes, Alois Freiherr
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich | |||
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Mednyánszky, die Freiherren von, Genealogie | ||
Band: 17 (1867), ab Seite: 244. (Quelle) | |||
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Joseph II. aufgehoben hatte, in Folge der eifrigen Bemühungen des Ministers Grafen Saurau, von Kaiser Franz II. wieder war errichtet worden. Bis zum Jahre 1801 blieb M. in dieser Anstalt, und kam nun durch des Grafen Saurau Vermittlung als Edelknabe an den kaiserlichen Hof. In Preßburg, an der dortigen kön. ungarischen Akademie, beendete er die Rechtsstudien und nun trat er im Jahre 1804 bei der Hofkanzlei in Wien in den Staatsdienst, in welchem er bald Concipist wurde und den Kammerherrnschlüssel erhielt. Nach dem im Jahre 1810 erfolgten Tode seiner ersten Frau, Antonia geb. Gräfin Bolza, nöthigten ihn Familienverhältnisse aus dem Staatsdienste zu treten. Hingegen nahm er an den Verhandlungen seiner Gespanschaft, der Neutraer, welche durch die Rüstungen zum großen Kampfe des Jahres 1809 besonders wichtig wurden, um so regeren Antheil. Während seiner Zurückgezogenheit vom Staatsdienste befaßte sich M. auch viel mit der rationellen Landwirthschaft und trieb nebenbei eindringliche historische, statistische, ethnographische [245] und archäologische Studien, zunächst aber immer im Hinblick auf sein engeres Vaterland. Zugleich legte er reiche und wichtige Sammlungen von Original-Urkunden oder in deren Ermanglung von Copien, von Memoiren, Instructionen und Kanzleivorschriften, Original-Aufsätzen berühmter Männer, genealogischen, heraldischen und sphragistischen Materialien, insgesammt Ungarn betreffend, an, welche Sammlung bald eine solche Bedeutung erhielt, daß nach jener, jetzt dem ungarischen National-Museum einverleibten, des Gelehrten Nikolaus Jankovics von Jeszenicze [Bd. X, S. 76] kaum ihres Gleichen zu finden war. In ausgezeichneter Weise wirkte er wieder in den Landtagen der Jahre 1825–1827. Als Mitglied des Ausschusses, der unter dem Vorsitze des Erzherzog Palatins den Entwurf des Schul- und Erziehungsplanes für Ungarn zu berathen und auszuarbeiten hatte, entwickelte M. eine rastlose Thätigkeit, und mehrere Bände umfaßt seine in dieser Angelegenheit verfaßte Denkschrift. Im Jahre 1830 trat M. wieder in den Staatsdienst, und zwar wurde er zunächst Rath bei der dirigirenden Landesstelle in Ofen, von wo er schon nach vier Jahren, 1834, als Hofrath zur ungarischen Hofkanzlei berufen wurde. In der Zwischenzeit, während seines Dienstes bei der ungarischen Statthalterei in Pesth, war er als Mitglied jenes Ausschusses thätig, dem der Palatin, Erzherzog Joseph, unter Vorsitz des Grafen Teleki, die Arbeiten zur Gründung und Organisation einer ungarischen Gelehrten-Akademie übertragen hatte. Auch wurde er zur Austragung der zwischen dem Torontáler und Kikindaer Comitate seit Langem bestehenden Streitigkeiten beordert, und löste diese mit vielerlei Schwierigkeiten verbundene Aufgabe mit glücklichem Erfolge. Im Jahre 1835 wurde er provisorischer Obergespan des Trencsiner Comitates, und im folgenden Jahre ging er als Hofcommissär nach Siebenbürgen, wo der arg vernachlässigte Zustand der königlichen Kammer dringende Abhilfe erheischte. Innerhalb zwei Jahren hatte M. auch diese mühevolle Arbeit zu Stande gebracht. Am 10. Mai desselben Jahres wurde M. Vice-Präsident, 1837 Obergespan des Neutraer Comitates und im Jahre 1839 Präsident einer Commission, welche mit der Regelung der ungarischen Schulangelegenheiten betraut wurde. Bald darauf wurde ihm ein nicht minder wichtiger Auftrag, die Durchführung des Nationalbankplanes übertragen. Im Jahre 1842 wurde er Schatzmeister der Krone, und im Jahre 1844 wirkte er, mit Aufopferung seiner Gesundheit, auf dem ziemlich bewegten Landtage des genannten Jahres mit, das ihn aber auch, den sechzigjährigen, um sein Vaterland so vielverdienten, durch einen vorschnellen Tod demselben entriß. Frühzeitig mit den vorwärtsstrebenden und von Oesterreich das Dunkel der Geistesnacht, das sich allmälig über dasselbe zu breiten begann, noch immer abwehrenden Gelehrten und Männern, wie mit Freiherrn von Hormayr [Bd. IX, S. 277][WS 1], Joseph von Hammer-Purgstall [Bd. VII, S. 267], Hugo Graf Salm, befreundet und geistig verbunden, war M. seit Jahren literarisch thätig und hat wesentlich zur Verbreitung wichtiger Kenntnisse über sein engeres Vaterland Ungarn beigetragen. Selbstständig sind von ihm erschienen: „Malerische Reise auf dem Waagflusse in Ungarn“ (Pesth 1826, Hartleben, mit 12 K. K., gr. 4°.), wovon es jedoch auch eine billige Ausgabe ohne Kupfer, und eine Prachtausgabe [246] auf Velinpapier mit illuminirten Abbildungen gibt; später sind noch eine zweite und 1844 eine dritte Ausgabe und eine von Gustav Remellay besorgte ungarische Uebersetzung gefolgt; – „Erzählungen, Sagen und Legenden aus Ungarns Vorzeit“ (Leipzig 1829, Hartleben, 8°.), in ungarischer Uebersetzung von Sebenyi im Jahre 1832 erschienen. Einen nicht geringen Antheil und ein großes literarisches Verdienst besitzt M. durch seine Verbindung mit Joseph Freiherrn von Hormayr, zur Herausgabe des von Ersterem begründeten „Archivs für Geschichte, Statistik, Literatur und Kunst“, in dessen neunzehn Bänden, 1810 bis 1829, er zahlreiche Beiträge meist zur Geschichte und Ethnographie Ungarns mitgetheilt; wie er denn auch in der dritten Serie des Hormayr’schen „Taschenbuches für die vaterländische Geschichte“ 1820–1829, die ungarische Abtheilung fast ausschließlich bearbeitet hat. Ebenso geläufig, wie er bisher in lateinischer und deutscher Sprache geschrieben, schrieb er in magyarischer, als der wissenschaftliche Drang und das mächtig erwachte National-Bewußtsein in Ungarn die erste gelehrte Zeitschrift unter dem Titel: „Tudományos Gyüjtemény“, d. i. Wissenschaftliche Nachrichten, in’s Leben gerufen hatten. Er theilte darin treue Copien wichtiger Urkunden seiner reichen Sammlung mit; erörterte die nicht unwichtige Frage: Wie kann und soll man Urkunden aus Privatarchiven bekannt machen? entwarf eine Charakteristik des Königs Mathias u. m. a. Von den zahlreichen Arbeiten historischen, ethnographischen und statistischen Inhalts, welche aus M.’s Feder herrühren und in Hormayr’s „Archiv“, in André’s „Patriotischem Tageblatt“ und „Hesperus“, im „Taschenbuche für vaterländische Geschichte“ u. s. w., abgedruckt stehen, möge nachstehende Auswahl ein Bild der Vielseitigkeit des übrigens in seinen Arbeiten sorgfältigen M. geben. Es sind darunter vor anderen bemerkenswerth: „Darstellung der Neutraer Gespanschaft“; – „Ueber die Habaner in Ungarn und ihre Dächer“; – „Ueber die Taxirung der Handwerker in Ungarn“; – „Ueber die Hindernisse, die der höheren Oekonomie in Ungarn entgegenstehen“, welche Abhandlung im Auftrage des Erzherzogs Palatin einzeln abgedruckt und vertheilt wurde; – „Ueber die Hindernisse der Seidencultur“; – „Ueber Robotreluirung, mit hauptsächlicher Rücksicht auf Ungarn“; – „Ueber die angebliche zwangsweise Magyarisirung der Ungarn“; – „Die Impfung der Löserdürre“; – „Die Felsenhöhle zu Skalka im Trencsiner Comitate“; – „Rudera ecclesiae templariorum in Pästhénj“; – „Die Louisen-Akademie zu Waitzen“; – „Das Iter Budense“ ein interessantes Schriftdenkmal des 16. Jahrhunderts und seiner verheerenden Bürger- und Türkenkriege, und „Iter Persicum“; – „Johann Dragfy’s Testament im Mohácser Feldlager im Jahre 1526“; – „Ueber die angebliche Verbindlichkeit der ungarischen Standesherren zur Erhaltung von Schlössern“; – „Ueber den gesetzlichen Zinsfuß in Ungarn“; – „Der Reichstag vom Jahre 1618 in Preßburg“; – „Ueber eine für Ungarn wichtige, angeblich von dem Kloster auf dem Berge Zobor nach Melk geflüchtete Urkunde“; – „Der ungarische Bauer in seinem dreifachen Verhältnisse zum Staate, zum Clerus und zum Grundherrn“; – „Die Schriftsteller des Neutraer Comitates“; – „Die ungarischen Burgen Bibersburg, Blassenstein, Ghymes, Theben, Scharfenstein, Neuhäusel, [247] Neutra, Krasahorka, Sklabina, Lipse, Appony, das Zipserhaus, Saros-Pátak, Tokai, Betzko, Szigeth, Zolyom u. s. w.“; – „Disquisitio historica de sedibus olim Templariorum in Hungaria“; – „Legatio cardinalis Pazmanyi ad aulam romanam 1632 suscepta“; – „Diplomatarium illustris in Hungaria quondam gentis Stiboriae“. So hat denn Freiherr M., wie aus obiger Blumenlese seiner in den verschiedenen Blättern zerstreuten Aufsätze ersichtlich ist, wesentlich zur Kenntniß des dem Auslande noch so wenig bekannten, ebenso durch seine Geschichte als seine ethnographischen Besonderheiten, Natur- und Kunstschätze so reichen Ungarn beigetragen. M. war seit dem Jahre 1831 Ehrenmitglied der ungarischen Akademie, in deren Directoriums-Ausschuß er schon 1830 gewählt worden, und ferner Mitglied der königl. bayerischen Akademie der Wissenschaften. Ueber die Genealogie, einige andere denkwürdige Glieder dieses alten ungarischen Adelsgeschlechtes, und den heutigen Familienstand desselben siehe das Nähere in den Quellen und in der Stammtafel.
Mednyánszky von Medgyes, Alois Freiherr (Schriftsteller, geb. zu Prikopa in der Thuroczer Gespanschaft 20. April 1784, gest. 17. Juni 1844). Ein Sohn des Baron Ladislaus M. aus dessen Ehe mit Josephine Gräfin Eßterházy. Alois, der älteste Sohn, erhielt die erste Erziehung im Elternhause, als er aber acht Jahre alt war, kam er nach Trencsin, wo er im Gymnasium der Piaristen den Schulbesuch begann. Im Jahre 1797 bezog er die Theresianische Ritter-Akademie, welche, da sie Kaiser- Hormayr (Joseph Freih. v.), Taschenbuch für die vaterländische Geschichte (Leipzig, G. Reimer, 12°.) XXX. Jahrgang der gesammten und XII. der neuen Folge (1841), S. 394 bis 404. – Magyar irók. Életrajz-gyüjtemény. Gyüjték Ferenczy Jakab és Danielik József, d. i. Ungarische Schriftsteller. Sammlung von Lebensbeschreibungen. Von Jakob Ferenczy und Joseph Danielik (Pesth 1856, Gustav Emich, 8°.) S. 317 [nach diesem gest. 15. Juni 1844]. – Új Magyar Muzeum (Pesth 1853), Bd. V, S. 199. – Ujabb kori ismeretek tára, d. i. Neues ungarisches Conversations-Lexikon (Pesth 1850, Gust. Heckenast, Lex. 8°.) Bd. V, S. 348. – Oesterreichische National-Encyklopädie von Gräffer und Czikann (Wien 1835, 8°.) Bd. III, S. 623. – Meyer (J.), Das große Conversations-Lexikon für die gebildeten Stände (Hildburghausen, Bibliogr. Institut, gr. 8°.) Bd. XX, S. 1268 [nach diesem gestorben 14. Juni 1844]. – Conversations-Lexikon der neuesten Zeit und Literatur. In vier Bänden (Leipzig 1833, F. A. Brockhaus, gr. 8°.) Bd. III, S. 75. – Slovník naučný. Redaktor Dr. Frant. Lad. Rieger, d. i. Conversations-Lexikon. Redig. von Dr. Franz Ladisl. Rieger (Prag 1859, Kober, Lex. 8°.) Bd. V, S. 209 [nach diesem gest. am 14. Juni 1844]. – Schmidl (Adolph), Oesterreichische Blätter für Literatur u. s. w. (Wien, gr. 4°.) Jahrg. 1844, Nr. 49, S. 392. – Toldy (Ferenc), A Magyar nemzeti irodalom történeté a legrégibb időktől a jelenkorig rövid előadásban, d. i. Geschichte der ungarischen National-Literatur von der ältesten Zeit bis auf die Gegenwart (Pesth 1864–1865, Gust. Emich, 8°.) S. 266, 290, 367. –Magyar irók arczképei és életrajzai, d. i. Ungarische Schriftsteller in Bildern und Lebensbeschreibungen (Pesth 1858, Gustav Heckenast, kl. 4°.) S. 41 [nach diesem gest. am 15. Juni 1844]. – Neuer Plutarch, oder Bildnisse und Biographien berühmter Männer und Frauen. Herausg. von A. Diezmann (Wien 1853, Hartleben, kl. 8°.) Bd. IV, S. 49. – Croquis aus Ungarn (Leipzig 1843, O. Wigand, kl. 8°.) I. Serie, S. 155. [Daselbst führt er irrig den Namen Ludwig. Der ungarische Alajos ist deutsch: Alois; und der ungarische Lajos ist deutsch: Ludwig; nun aber heißt Mednyanszky: Alajos. ] – Magyar néplap (Pesth, 4°.) 1856, Nr. 25, S. 412, Biographie von Gustav Remellay. – Porträte. 1) Unterschrift: Aloys, Freyherr von Mednyanszky. E. E(ichens) sc. (8°.), auch im Jahrgang 1841 des Hormayr’schen Taschenbuches; –. 2) Unterschrift: Báró Mednyánszky Alajos. Holzschn. ohne Angabe des Zeichners und Xylographen (4°.), schöner Holzschnitt; – 3) ohne Angabe des Zeichners und Stechers (Berlin, bei G. Reimer, gr. 4°.).
Anmerkungen (Wikisource)
- ↑ Vorlage: [Bd. IX, S. 27].