BLKÖ:Pesendorfer, Joseph

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 22 (1870), ab Seite: 48. (Quelle)
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Pesendorfer, Joseph (Industrieller, geb. zu Kathrein am Offenegg im Bezirke Weitz in Steiermark im Jahre 1794, gest. zu Rottenmann im Jahre 1856). Als Sohn eines gering begüterten Grundbesitzers zu Kathrein am Offenegg, betrieb er im Jahre 1809 mit einem Capital von 2000 fl. eine Müllnergerechtsame zu Paffail (Markt) und von 1811 bis 1826 eine andere in Bruck an der Mur, wo er durch Lieferung von Mehl und Vieh zur Armee in den Jahren 1814 und 1815 sein Vermögen bedeutend vermehrte. Er kaufte im Jahre 1827 die frühere steiermärkische Religionsfondsherrschaft Rottenmann von Thaddäus Lanner, im October 1833 von Joh. Nep. Ortenburg die Herrschaft Gumpenstein; erneuerte und verbesserte dann in der Stadt Rottenmann die Puddlings-, Streck- und Blechwalzwerke, den sogenannten Mauth- und Ziegelhammer. Zum Betriebe dieser Werke brauchte er ungeheuere Quantitäten Kohlen, da erwarb er im Jahre 1827 die Liezner Moose zur Gewinnung von Torf. Den Torf ließ er nun in Ziegelform ausheben und in eigenen, auf dem Moose errichteten Hütten durch Luft und Sonne trocknen. Viele Tausend von Torffuhren werden alljährlich zu den Pesendorfer’schen Werken in Rottenmann, wie auch nach Trieben geführt und in den Blechflamm- und Puddlingsöfen zur Heizung mit glänzendem Erfolge und Ersparung von Kohlen benützt. Auf diese Weise hat sich auf dem früher öden Liezner Moose eine Colonie thätiger Torfstecher gebildet. Pesendorfer nahm am 18. Jänner 1839 ein Privilegium auf die Erfindung, Torf zum Puddlingsprocesse des Eisens zu verwenden. Im Jahre 1842 errichtete er in Gemeinschaft mit Jacob Meßner in dem ehemaligen Salzamte zu Rottenmann eine Bleiweißfabrik, zu welcher zwei Schwerspatstampfen an der Palte gehören. Im Jahre 1845 erwarb er von Elise Weinmeister das Hammerwerk zu Trieben, welches aus drei Zerren- und Streckfedern bestand. Im Jahre 1846 kaufte er mit dem reichen Gewerken Neuper zu Mauth-Zeiring ein Hammerwerk im Salzburgischen. Nebenbei ließ er schwunghaft eine Bierbrauerei in der Stadt Rottenmann betreiben und unterstützte die kleine Industrie nach allen Seiten. Er vermehrte das Pfründner-Spitalvermögen und errichtete mit einem bedeutenden Kostenaufwande ein eigenes Krankenspital für seine Arbeiter und für Durchreisende. Im Jahre 1853 kaufte er von dem Herrschaftsinhaber und Gewerken Franz Ritter von Fridau den Hochofen und die Eisensteinbaue bei Lietzen (den Saal- und Blasberg), ferner in der Teltschen, nordwestlich von Mitterndorf, und betrieb an diesen Orten den Bergbau derart, daß seine Erben ein Jahr nach seinem [49] Tode (1857) 98.000 Centner Erze gewannen. Den Hochofen mußte er wegen eines im Jahre 1854 erfolgten Brandes umbauen und nun werden in demselben wöchentlich 1000–1150 Centner Roheisen erzeugt, welches nach Rottenmann geschafft und dort zu Grobeisen und Blechen verarbeitet wird. Nach dem Industrial-Ausweis von den im Herzogthume Steiermark befindlichen Eisen- und Streckhammer, dann Puddlings- und Walzwerken im Militärjahre 1854 erzeugte Joseph Pesendorfer in dem Hammer-, Blech- und Streckwalzwerk Rottenmanns auf sieben Hammerschlägen, einer Streckwalze und sechs Blechwalzwerken in eilf Blechöfenfeuern, vier Puddlingsöfen, bei einem Holzkohlenbedarf von 53.208 Vorderberger Faß und 299.780 Kubikklafter Torf und 200 Klafter Scheiterholz: 16.995 Ctr. Roheisen, 3205 Ctr. Abfälle, 13.429 Ctr. Blech in einem Werthe von 154.433 fl. 30 kr.; im Hammerwerke Trieben mit zwei Hammerschlägen, zwei Zerrenfeuern, bei einem Holzbedarfe von 9060 Vorderberger Faß: 2077 Ctr. Roheisen, 1200 Ctr. Stahl, 620 Ctr. Grobeisen, im Werthe von 16.960 fl. Am Liezner Werk wurden im Jahre 1855 erzeugt 42.262 Ctr. Roheisen, 371 Ctr. Gußeisen. Die blühende großartige Fabrikation von Eisen und Blech in Rottenmann, Trieben und Liezen verdankt ihm trotz zahlloser Schwierigkeiten ihr Gedeihen und er ist der Erste, der Torf zum Puddlingsprocesse des Eisens in größerem Maßstabe zu verwenden begann. Hiedurch hob er wesentlich seinen eigenen und den Wohlstand der Bewohner des Enns- und Paltenthales. Unermüdete Thätigkeit, Sparsamkeit und Rechtlichkeit erwarben ihm die Achtung Aller, die ihn kannten. Mit zwei Frauen erzeugte er 25 Kinder, von denen ihn 18 Kinder überlebten, die als die Erben eines Vermögens von 11/2 Million seine Güter und Werke fortbetreiben.

Göth (Georg), Das Herzogthum Steiermark, geographisch-statistisch-topographisch dargestellt (Gratz 1843, J. A. Kienreich, 8°.) Bd. III. –Ein treues Bild des Herzogthums Steiermark, als Denkmal dankbarer Erinnerung an weiland Se. kais. Hoheit den durchl. Erzherzog Johann', herausgegeben von der k. k. steiermärkischen Landwirthschafts-Gesellschaft durch ihren Secretär Dr. F. X. Hlubek (Gratz 1860, J. A. Kienreich, 4°.). – Berichte des geognostischen Vereins für Steiermark von den Jahren 1856 und 1857. – Handschriftliche Notizen des Herrn Dr. Mezler von Andelberg zu Weitz in Steiermark. – Porträt. Unterschrift, Facsimile des Namenszuges: Joseph Pesendorfer. Eduard Kaiser lith., gedr. bei J. F. Kaiser. – Anläßlich des in der Biographie erwähnten, so reichen Gewinnes an Torf ließ Pesendorfer an der Salzstraße, eine Viertelstunde ober der Einmündung der Palte in die Enns[WS 1], im Jahre 1843 ein kolossales eisernes Kreuz mit einem stark vergoldeten Heiland aufstellen. Am Piedestal stehen an der vorderen Seite als Inschrift Klopstock’s[WS 2] Verse: Hier stehe ich, | Rings um mich ist Alles Allmacht! | Ist Alles Wunder! | Mit tiefer Ehrfurcht | Schau ich die Schöpfung an,| Denn Du! | Namenlosester Du! | Erschufst Sie! – Auf der Rückseite ist zu lesen: Die hiesige Torfstecherei | wurde | von Joseph Pesendorfer | Herrschaften-, Eisenwerks- | und Bleiweißfabrik-Inhaber | zu Rottenmann. | Errichtet im Jahre 1827.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Ems.
  2. Vorlage: Klopfstock’s.