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BLKÖ:Petazzi, die Grafen

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Peszka, Joseph
Band: 22 (1870), ab Seite: 64. (Quelle)
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Petazzi, die Grafen. Ein denkwürdiges Adelsgeschlecht, der Stadt Triest angehörig, das mit seinem letzten männlichen Sprößling im zweiten Jahrzehend des laufenden Jahrhunderts erloschen ist. Die Petazzi zählten zu den ältesten Familien Triests, zu den XIII casate. Ihr gewöhnlicher Zuname war Adelmo, die Schreibart des Familiennamens Petachi. Ihr Wohnhaus stand in der Cavanagasse, dort, wo sich jetzt das Haus Fontana erhebt; die Gruft war bei der Kirche der h. Märtyrer (jetzt das Haus Bardeau, in dem das Gymnasium untergebracht ist). Sie waren Gutsbesitzer und Patrizier, dem Handel widmeten sie sich nicht. Urkundlich erscheinen sie bereits im vierzehnten Jahrhundert, und seither bekleideten viele Sproßen dieses Geschlechtes höhere Stellen und Würden im Dienste des Staates und der Kirche. – Ein Adelmo Petachi, der bei Einführung der österreichischen Herrschaft im Jahre 1382 Verwalter aller Einkünfte des österreichischen Fürsten in Triest war, ging im nämlichen Jahre mit Domenici und Pica als Abgeordneter nach Gratz; auch befand er sich bei der officiellen Deputation, welche im genannten Jahre Stadt und Gebiet von Triest dem Herzoge Leopold von Oesterreich antrug, [65] und war der Wortführer dieser Deputation, welche über das Schicksal der Stadt bis zu dieser Stunde entschied. – Im Jahre 1468 war ein Benvenuto Petachi, zur Zeit des Aufstandes in Triest Capitän von Castelnuovo für die Triester, – ein Bernardo aber übernahm, nachdem der Aufstand bewältigt und die Ordnung wieder hergestellt worden war, das Amt eines Richters, das bis dahin von dem Rathe, jetzt aber von dem Kaiser besetzt wurde, bis später die Besetzung wieder in die Hände der Stadt überging. An der Niederhaltung des vorerwähnten Aufstandes hatte Bernardo den wesentlichsten Antheil, weniger dadurch: daß er sich an die Spitze der die gesetzliche Macht Vertheidigenden stellte, als dadurch, daß er die geeigneten Maßregeln gegen den Ausstand ergriff, zu deren einer jene gehörte, daß er den kaiserlichen Castellan zu Wippach, Nikolaus Lueger – einen Ahnherrn jenes denkwürdigen Lueger, der in seinem Höhlenschlosse Lueg so lange der kaiserlichen Macht trotzte, bis er und sein Schloß durch tückischen Verrath fielen – nach Triest berief, wo nun Nikolaus Lueger mit seinem Haufen wohlgeschulter Lanzenknechte der Bewegung alsbald ein Ende machte. – Ein Christoph Petazzi war Castellan zu Castel Momiano in Istrien. – Ein Bernhard P. kämpfte unter Maximilian I. zwei Jahre gegen die Venetianer. – Die beiden Brüder Benvenuto und Jeremias erhielten im Jahre 1561 von Kaiser Ferdinand I. die Bestätigung ihres alten Adels. – Benvenuto Petazzi’s Sohn Giovanni P. betheiligte sich bei dem berühmten Kriege gegen die Venetianer, der unter dem Namen des Friaulischen in der Geschichte bekannt ist. Der Kampf fand auch in San Servolo, auf Grund und Boden Petazzi’s, Statt. Die Venetianer hatten unter dem Provedittore Benetto da Lezze San Servolo überfallen. Petazzi setzte einen Preis von 6000 Zechinen auf Lezze’s Kopf. Lezze erwiederte dieses Preisausschreiben damit, daß er einen doppelt so großen Betrag auf Petazzi’s Kopf setzte. Keiner der genannten Preise wurde gewonnen. Die Köpfe beider Kempen saßen noch fest auf ihren Schultern, nachdem der Kampf bereits ausgefochten war. Giovanni blieb nun Hauptmann von Triest, in welcher Eigenschaft er der Nichte und Tochter des Kaisers Ferdinand II., als Beide nach Triest kamen, einen über Alles festlichen Empfang bereitete. – Giovanni’s älterer Sohn, gleichfalls Giovanni, trat in kaiserliche Kriegsdienste, – sein Bruder Benvenuto aber erkaufte die Herrschaften San Servolo, Castelnuovo und Soorzenech, wurde 1630 Hauptmann von Triest und in Anerkennung seiner eigenen Verdienste, wie jener seiner Ahnen, mit Diplom vom 19. Juni 1632 in den Grafenstand erhoben, nachdem er schon 1622 den Freiherrnstand erhalten hatte. Das Jahrzehend 1622–1632 umfaßt eine inhaltschwere Zeit: der Thron der Habsburger war von allen Seiten bedrängt; der heldenmüthige Schwedenkönig stand im Herzen Deutschlands; Cardinal Richelieu spielte mit Oesterreichs Gegnern geheimes Spiel und ließ kein Mittel unbenützt, um die Macht des katholischen Ferdinand zu schmälern und zu untergraben. In solcher Zeit führte Benvenuto das Regiment der Stadt mit fester Hand und hielt jeden Versuch einer Erhebung entschieden nieder. Von ihm rührt auch ein Disegno di Trieste her, welches innerhalb der Jahre 1630–1636 von ihm selbst oder doch auf seinen Befehl [66] ausgeführt worden. Er stand auch an der Spitze jener Waghälse, welche in der sogenannten Academia degl’Arrischiati einen förmlichen Bund geschlossen hatten. Das dem genannten Benvenuto Petazzi in Anerkennung seiner Verdienste verliehene Grafendiplom mit den daraus für ihn und seine Nachkommen erwachsenden Gnaden theilt die in den Quellen angeführte „Triester Zeitung“ mit. – Ein Adelmus Antonius Graf P. erlangte am 5. Juli 1695 die steirische Landmannschaft. – Benvenuto’s Sohn Johann diente im kaiserlichen Heere, wo er zum Oefteren Proben seiner besonderen Tapferkeit abgelegt, bis er im Jahre 1642 im Treffen bei Leipzig den Heldentod gefunden. – Sein Bruder Graf Nikolaus war Kammerherr des Kaisers Leopold I., wurde im Jahre 1659 kais. Hauptmann von Triest und im Jahre 1664 Landeshauptmann der Grafschaft Görz, starb aber, bevor er diesen Posten antrat. – Ein Hannibal Leopold Graf P. wurde am 30. September 1740 Bischof zu Triest, 1760 Fürst und Bischof zu Laibach, und erschien auf seinen Befehl das Buch: „Officia propria Sanctorum“ (Tergeste [Trattner] 1756, 12°.). – Sein Bruder Benvenuto[WS 1] war 1757 k. k. Feldmarschall-Lieutenant. Die Familie besaß zu jener Zeit die Herrschaft Süßenheim im Cillier Kreise der Steiermark in Gemeinschaft mit dem Grafen Reising, bis sie 1787 in den Besitz der Grafen Chamaré d’Harbuval überging. – Der letzte männliche Sproß der Petazzi war Adelmo, k. k. Kämmerer und Oberstlieutenant, der im Jahre 1812 starb und in der Pfarrkirche zu Sesana, einer beliebten Sommerfrische der Triestiner, bestattet wurde. – Seine einzige Tochter Anna vermälte sich mit einem Herrn Delena und übersiedelte nach Steiermark. – Anna’s Mutter, auch Anna Gräfin Petazzi, bewohnte mehrere Jahre das Schloß Reichenburg an der Save in Untersteier, ging aber später nach Gratz, wo sie am 14. October 1857 im Alter von 89 Jahren, die vorletzte weibliche Abkömmlingin der Petazzi, starb. In den genealogischen Taschenbüchern der gräflichen Geschlechter sucht man den Namen der Petazzi vergeblich.

Triester Zeitung 1858, Nr. 35: „Ein merkwürdiger Gnadenbrief Kaiser Ferdinand’s II.“; Nr. 152: „Die Familie der Petazzi“. – Schmutz (Carl), Historisch-topographisches Lexikon von Steyermark (Gratz 1822, Andr. Kienreich, 8°.) Theil III, S. 114. – Della Croce (Ireneo), Historia antica e moderna, sacra e profana della città di Trieste ecc. ecc. (Venetia 1698, Albrizzi, 4°.) Lib. V, c. 6. – Stancovich (Pietro), Biografia degli uomini distinti dell’Istria (Trieste 1828–1829, 8°.) No. 369 e 426.

Anmerkungen (Wikisource)