BLKÖ:Pichler, Anton
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich | |||
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Band: 22 (1870), ab Seite: 229. (Quelle) | |||
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Joseph Anton aufgeführt erscheint, war für den Kaufmannsstand bestimmt und arbeitete bereits in einem Geschäfte in Nizza, welches er aber, da es ihm nicht zusagte, verließ, worauf er sich nach Neapel begab. Dort traf er mit einem Freunde zusammen, der sich nebenbei mit Steinschneiden beschäftigte, welche Arbeit dem jungen P. bald so zusagte, daß er den Entschluß faßte, sich darauf mit allem Ernste zu [230] verlegen. Ohne Lehrmeister, die dazu erforderlichen Instrumente sich selbst verfertigend, begann er mit rastlosem Eifer zu arbeiten und bildete sich allmälig zu einem Künstler, dessen Ruf weit und breit anerkannt war. In Neapel blieb Anton mehrere Jahre, er vermälte sich auch dort mit einer deutschen Witwe, Therese Viller, welche ihm zwei Töchter und zwei Söhne gebar[1]. Von den Söhnen starb der eine, erst 20 Jahre alt, als Baumeister, der zweite, Johann, auch Johann Anton, ergriff die Kunst seines Vaters [dieses Lexikon widmet ihm auf S. 235 einen besonderen Artikel]. Dann begab sich der Vater Anton P. von Neapel nach Rom, wo er, nachdem er seine erste Frau durch den Tod verloren, mit Cajetana Migozzi aus Frascati eine zweite Ehe schloß, aus welcher drei Kinder entsprossen sind, eine Tochter, später die Gemalin des berühmten Dichters Vincenzo Monti [Bd. XIX, S. 60, Qu. Nr. 3] und zwei Söhne, Joseph, öfter auch Johann Joseph, und Ludwig, über welche beide, da sie auch berühmte Künstler waren, besondere Biographien, S. 240 und 254, folgen. Der Vater Anton hat mehrere vorzügliche Werke geliefert. Nagler gibt die Zahl derselben auf 40 Stücke an, von denen sich Gypsabdrücke im Besitze des Sohnes Luigi befanden. Von Anton’s Gemmen sind besonders hervorzuheben: ein großer Onyx, darstellend: „Antigone und Ismene vor dem Tempel der Furien, wie sie dem Vater zur Rückkehr nach Theben rathen“; – eine andere, gleichfalls große Gemme: „Priamus zu den Füssen des Achilles“, diese und die vorige von eigener Erfindung; – die große „Büste des Homer“, en face; – „Der Kopf des Julius Cäsar“; – „Meleager“, nach der Statue im Vatican; – „Das Bachanal“, nach Michael Angelo, dessen Siegelring genannt, in der Größe eines Ringes so genau copirt, daß Original und Copie nicht von einander zu unterscheiden sind; – ein „Centaur“, welchen er für den Dichter Metastasio in einen Siegelring grub; – und eine Camee, den „Kopf des Homer“ vorstellend. Leider sind die dermaligen Besitzer der vorgenannten, wie der übrigen Werke des Künstlers nicht bekannt. Er arbeitete übrigens im erhabenen, wie im vertieften Style mit gleicher Meisterschaft. Die Italiener haben seinen Namen Pichler in Pikler verwandelt, daher er auch öfter in Werken unter letzterem Namen aufgeführt erscheint. Sein Sohn Alois – wird wohl Luigi gemeint sein, mit welchem Namen die Italiener Alois [231] und Ludwig übersetzen – hat in einem Briefe, den das in den Quellen angeführte „Tirolische Künstler-Lexikon“ wörtlich mittheilt, die Familienverhältnisse auseinander gesetzt, welche aber mit einem auch ebenda mitgetheilten Taufbuch-Auszuge nicht ganz übereinstimmen. Anton Pichler starb in Rom und ist zu San Lorenzo in Lucina begraben. Er hinterließ in seinen ihn überlebenden Söhnen aus erster und zweiter Ehe berühmte Gemmenschneider, welche den als Künstler hochgestellten Vater weit überflügelten.
Pichler, Anton (Edelsteinschneider, geb. zu Brixen 12. April 1697, gest. zu Rom 14. September 1779). Sein Vater Leopold Pichler war Arzt in Brixen. Anton, der auch manchmal mit den Namen- (Hormayr’s) Archiv für Geschichte, Statistik, Literatur und Kunst (Wien, 4°.) Jahrg. 1821, Nr. 17 u. 18, S. 68 [nach diesem geboren im Jahre 1687, gest. 17. September 1697]. – Staffler (Johann Jac.), Das deutsche Tirol und Vorarlberg, topographisch mit geschichtlichen Bemerkungen (Innsbruck 1847, Felician Rauch, 8°.) Bd. II, S. 98 [nach diesem geb. zu Brixen 12. April 1700, gestorben zu Rom 14. Sept. 1779]. – Tirolisches Künstler-Lexikon oder kurze Lebensbeschreibung jener Künstler, welche geborne Tiroler waren (Innsbruck 1830, Felic. Rauch, 8°.) S. 181 [nach diesem geb. zu Brixen 12. April 1697]. – Oesterreichische National-Encyklopädie von Gräffer und Czikann (Wien 1835, 8°.) Bd. IV, S. 218 [nach dieser geb. im Jahre 1687]. – Der Sammler von Tirol (Innsbruck, 8°.) Bd. V, S. 170. – Mugna (Pietro), I tre Pickler, maestri in gliptica (Vienna 1844, 8°.) [betrifft den Anton, Johann und Ludwig (Luigi) Pichler].
- ↑ Zur leichteren Uebersicht der Verwandtschaft dieser Künstlerfamilie folgt hier die Stammtafel:
Leopold Pichler,
Arzt.
Elisabeth Katharina geb. Anreiter.Anton P. [S. 229]
geb. zu Brixen 12. April 1697,
nach And. 1700 und 1679,
† 14. September 1779.
1) Therese Viller.
2) Cajetana Migozzi.Zwei Töchter
†.Joseph Anton
†.Johann Anton
[S. 235]
geb. 1. Jänner 1734,
† zu Rom 25. Jänner
1791.Eine Tochter
vm. Vincenzo
Monti.Joh. Joseph
[S. 240]
geb. um 1760.Luigi (Alois od.
Ludwig) [S. 254]
geb. 1773,
† 13. März 1854.