BLKÖ:Podmaniczky, die Freiherren von, Genealogie

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 23 (1872), ab Seite: 9. (Quelle)
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Zur Genealogie der Freiherren von Podmaniczky. Die P. sind ein ursprünglich slavonisches Adelsgeschlecht, das sich späterhin magyarisirt hat. Man unterscheidet zwei Familien: die Podmaniczky von Podmanin und die Podmaniczky von Prussinowicz. Die Ersteren hausten im fünfzehnten und sechzehnten Jahrhundert im nordwestlichen Ungarn in ihrer Raubburg Bistricz an den Ufern der Waag, wo sie die Spitzen der Berge, die Pässe der Thäler und des Flusses durch Castelle krönten und sperrten und der Sitte der Zeit gemäß ihre Raubzüge nach allen Seiten ausführten. Einer der gefürchtetsten Raubritter gegen die Neige des fünfzehnten Jahrhunderts war Blasius von Podmanin, welcher mit seinem Spießgesellen Bilko von Lednicz seine Raubzüge bis nach Mähren ausdehnte. Noch gräulichere Frevel verübten seine Enkel Hans und Raphael Podmanin, welche in der traurigsten Zeit Ungarns, in jener, als Johann Zapolya der Bundesgenosse der christenfeindlichen Türken, die Waffen gegen König [11] Ferdinand erhob und Bürgerkrieg das herrliche Ungarn verwüstete, durch ihre Raubwirthschaft sich gefürchtet machten. Diese herrenlose traurige Zeit benützend, bemächtigten sie sich des ganzen oberen Waagthales und bildeten daraus eine eigene Gespanschaft, welche sie die Szilleiner Gespanschaft nannten und in welcher ihnen die Pässe Mährens und Schlesiens offen standen. Allen königlichen Abmahnungsbriefen trotzend, verübten sie die gräulichsten Ausschweifungen und Erpressungen, bis endlich der König genöthigt ward, im Jahre 1542 gegen sie die Achtserklärung auszusprechen. Erst der Bruderzwist, der zwischen Beiden, durch die Liebe veranlaßt, ausbrach, machte ihren Gräuelthaten ein Ende. Raphael Podmanin unternahm im Spätherbste des Jahres 1543 einen Raubzug nach Schlesien und überfiel auf einem derselben den reichen und angesehenen schlesischen Edelherrn Gircik von Lassinkowitz, den er beinahe erschlug, wählend er seine schöne Tochter Hedwig als Beute in die Burg Bistricz heimführte. Er verliebte sich in das schöne Mädchen, dessen Reize und Widerstand, sich ihm zu ergeben, ihn so fesselten, daß er der schönen Gefangenen sogar seine Hand anbot. Da kehrte sein Bruder Hans von einem Raubzuge aus Mähren zurück, erinnerte den verliebten Bruder Raphael an die zwischen ihnen bedungene Gemeinschaft der Güter und der Beute und verlangte den Zutritt zu der Gefangenen. Raphael verweigerte ihm denselben, darüber entspann sich der bitterste Bruderzwist. Beide geriethen während der Mahlzeit thätlich aneinander und mußten von ihren Zechgenossen auseinander gebracht werden. Endlich beschlossen Beide, ihr Los in die Hände des Mädchens zu legen. Hedwig aber verabscheute den einen wie den andern Bruder, worauf Beide beschlossen, das Los entscheiden zu lassen, welchem von ihnen sie als Beute angehören sollte. Das Los entschied für Hans. Raphael fügte sich scheinbar dieser Entscheidung und beschloß im Stillen durch List dem Bruder die Beute abzujagen. An dem Tage, an welchem Hans das Mädchen gewaltsam zum Altare führen wollte, erschien ein Bote mit der Nachricht, daß die verhaßten und beneideten Nachbarn Georg und Johann von Szuniogh dem Rufe ihres Königs folgend, ihre Burg Budetin verlassen haben. Der Zeitpunct eines Ueberfalles wäre günstig, und demnach zogen beide Brüder zum Ueberfalle der Burg aus; auf dem Wege dahin heuchelte Raphael einen so plötzlichen Krankheitsanfall, daß ihm sogar der Bruder Hans rieth, sich sofort auf seine Burg zurückbringen zu lassen. Bruder Hans aber wollte den günstigen Augenblick nicht unbenützt lassen und setzte seinen Raubzug gegen die Burg Budetin fort. Raphael, nachdem er in das Schloß Bistricz zurückgekehrt, wollte Hedwig zwingen, sich ihm zu ergeben und mit ihm zu fliehen. Nachdem sie sich dessen, noch immer auf Rettung hoffend, entschieden weigerte, beschloß er, sie zu vergiften. In dem Augenblicke aber, als er ihr den Giftkelch reichen wollte, erscholl wildes Geschrei und Waffengeklirr in der Burg. Als Raphael von der Ursache sich überzeugen wollte, fand er seine wenigen Knechte bereits übermannt, die Burg erstiegen und in den Händen des jungen Lassinkowitz, des Bruders der armen Hedwig. Raphael Podmanin hatte kaum Zeit gefunden, sich durch ein Hinterpförtlein in’s Freie zu retten. Der junge Lassinkowitz hatte nämlich seit Wochen bereits alle Anstalten dahin getroffen, seine arme Schwester zu befreien und sich in Wäldern und Einöden der Burg Bistricz mit seinen Männern auf Kundschaft gelegt. Der Zeitpunct, als die beiden Brüder gegen Budetin auszogen, schien ihm der geeignete, und in der That hatte er, wie oben erzählt, den Ueberfall glücklich ausgeführt und seine Schwester gerettet, in die Burg Bistricz warf er aber Feuer, daß sie in Trümmer zusammenbrannte. Hans von Podmanin hatte indessen auch Budetin glücklich erstürmt und aus dem Munde des zu ihm zurückgekehrten Bruder Raphael erfahren, welches Los ihre eigene Burg getroffen. Beide Brüder kehrten nun in Eile zurück, um ihre Burg zu retten, fanden aber nur mehr rauchende Trümmer. Dieser Unfall und der Zwiespalt unter ihnen erschütterte ihren wilden Muth, und Beide beschlossen, sich ihrem rechtmäßigen Könige Ferdinand I. zu unterwerfen. In Folge dessen wurde die über sie verhängte Acht durch den 47. Artikel des Landtages von 1545 wieder getilgt und sie in des Königs Gnaden an- und aufgenommen. Hans Podmaniczky starb unvermält in kurzer Zeit; sein Bruder Raphael überlebte und beerbte ihn; er focht noch mit großer Tapferkeit in den damaligen Türkenkriegen, so daß, als er 1558 starb, sein Andenken durch ein großsprecherisches Epitaph auf dem Marmordenkmal in der Bistriczer St. [12] Georgskirche, welches Nagy und andere Quellen mittheilen, verherrlicht wurde. Seine Ehe mit Johanna Lomnicz blieb kinderlos, so daß mit ihm die Podmaniczky von Podmanin erloschen. – Derselben Familie der Podmaniczky von Podmanin gehört auch der Bischof von Neutra, Stephan Podmaniczky, an. Dieser ist ein Oheim der beiden vorgenannten Raubritter Hans und Raphael, und hat sich das Andenken seines Namens durch eine des Kirchenfürsten unwürdige Handlung in trauriger Weise erhalten. Der Gegenkönig Zapolya wollte sich zu Stuhlweissenburg krönen lassen, der Erzbischof von Erlau, Paul Warday, verweigerte den Krönungsdienst unter dem Vorwande, daß er vor Erlangung der päpstlichen Bestätigung noch nicht Graner und nach Annahme seiner Ernennung nicht mehr Erlauer Erzbischof sei. In dieser Verlegenheit bemächtigte sich Zapolya des Bischofs von Neutra, Stephan Podmaniczky, und ließ ihm die Wahl, entweder zu sterben, oder ihn als seinen König zu krönen. Der Bischof entschloß sich zu letzterem. Diese „freie Krönung“ glich ganz der „freien Königswahl“ des vorhergegangenen Tages, auf der, als die zur Königswahl versammelten Magnaten über die Wahl ihres künftigen Königs keineswegs einig waren, bewaffnete Söldner, scheinbar der Zögerung müde, in der That aber insgeheim aufgestachelt und reichlich beschenkt, in den Mariendom drangen, Johann Zapolya zum König von Ungarn ausriefen und, mit den Säbeln drohend, die Wahlherren zwangen, in ihr lärmendes Geschrei mit einzustimmen. Am 12. December 1526 vollzog Stephan Podmaniczky die Krönung Johann Zapolya’s. Es beginnt nun die traurige Periode von Ungarns Unglück und Erniedrigung, welche ebenso kurz als treffend mit den Worten Tacitus (Hist. I, 2): „Inopinum casibus, atrox proeliis, discors seditionibus, ipsa etiam pace suevum“ geschildert ist. Bischof Stephan starb im Jahre 1570. Merkwürdiger Weise gibt ihm Iván Nagy in seinem in den Quellen bezeichneten Werke über Ungarns Adelsfamilien gleich zwei Frauen, zuerst Barbara Koczka und dann Katharina Zrinyi. – Die Podmaniczky von Prussinowicz, welche mit den Podmaniczky von Podmanin einen gemeinschaftlichen Ursprung zu haben scheinen, treten erst um die Mitte des 17. Jahrhunderts (1654) mit Gabriel P., welcher mit Susanna Roznauer der Stammvater dieser Geschlechtes ist, und welchem der Staatsmann Joseph Freiherr von P. und der Dichter Friedrich Freiherr von P. angehören, deren ausführlichere Biographien S. 8 u. 12 mitgetheilt werden, in den Vordergrund. Das Nähere ist aus der angeschlossenen Stammtafel ersichtlich. [(Hormayr’s) Archiv für Geographie, Historie, Staats- und Kriegskunst (Wien, J. Strauß, 4°.) VIII. Jahrg. (1817), Nr. 107 u. 108, im Aufsatze: „Ist denn des österreichischen Kaiserstaates Geschichte ärmer an herzerhebenden oder hochtragischen Stoffen für Dramaturgie, Ballade, Legende, Roman und bildende Kunst, als die des Alterthums oder eines fremden Mittelalters?“ – Taschenbuch für vaterländische Geschichte. Herausgegeben durch die Freiherren von Hormayr und von Mednyánszky (Wien, 12°.) II. Jahrg. (1821), S. 237: „Die feindlichen Brüder“. – Nagy (Iván), Magyarország családai czimerekkel és nemzékrendi táblákkal, d. i. Die ungarischen Familien mit Wappen und Stammtafeln (Pesth 1860, Mor. Ráth, 8°.) Bd. IX, S. 333–342. – Slovenské Noviny (Wien, kl. Fol. 1856, Nr. 103, S. 69; „Podmanínovel“.]

Wappen. Ein der Länge nach getheilter Schild mit aufsteigendem silbernen Zwickel in diesem ein Jägerhorn mit über’s Kreuz geschlungener Schnur; in der rechten rothen Schildeshälfte ein aufrechtstehender Ungar mit einem bebuschten Helm am Haupte, in voller Rüstung, in der Rechten ein entblößtes Schwert schwingend, in der Linken einen vom Rumpf getrennten Kopf an den Haaren haltend. In der linken goldenen Schildeshälfte ein rechtssehender gekrönter schwarzer Adler mit ausgespannten Schwingen und von sich gestreckten Fängen. Auf dem Schilde ruht die Freiherrnkrone, auf welcher sich drei gekrönte Turnierhelme erheben. Die Krone des mittleren Helms trägt einen offenen schwarzen Adlerflug; aus jener des linken wächst der geharnischte Ungar der rothen Schildeshälfte; aus der Krone des linken wallen drei Straußenfedern, die mittlere golden, die rechte roth. die linke schwarz. Schildhalter. Auf einer sich unter dem Schilde hinziehenden goldenen Arabeske zwei aufrechtstehende auswärtssehende Einhörner.

[10]
Stammtafel der Freiherren Podmaniczky von Aszód.
Gabriel 1654.
Susanna Roznauer.

Michael.
Dorothea Weszter.

Johann † 1743.
Judith Osztroluczky † 1776.
Judith
†vm. Lorenz
Orczy.
Johann
1783 Freiherr,
† 1788,
Susanna Kisfaludy.
Anna Maria
† 1803.
vm. M. Belcznay.
Elisabeth † 1819,
vm. Alex. Bujanovsky.
Alexander 1783 Freiherr,
† 1786.
Susanna Jeszenák.
Karolina
† 1830,
vm. Gabriel
Prónay.
Alexander
† 1830.
Clara Gräfin
Wartensleben.

Ludwig.
Sophie Prónay.
Therese
† 1841,
vm. Adam
Szirmay.
Anna Maria
† 1817.
colspan="5“ Karl † 1833.
1) Julie Charpentier † 1841.
2) Elise Gräfin Nostiz-Jänkendorf
† 1855.
Ladislaus
† 1803.
Karolina Radvánszky.
Joseph [12]
geb. 29. Juli
1756,
† 11. Mai 1823.
Susanna
vm. J. Róth.
Julie
vm. Nik.
Josika.
Elise
vm. Peter
Majthényi.
Friedrich
[S. 8 8
geb. 1824.
Armin.
Emma Gräfin
Keglevich.
Helene. Rosa
vm. Jos. König.
Elemer. Bela. Gyula. Andreas.
Amalia
† 1812,
vm. Karl Gf.
Wartensleben.
Johann.
Maria Hodossy
† 1841.
Michael
† 1860.
1) Johanna Gräfin
Teleky
2) Luise Gyürky.
Ladislaus.
Magdalena Illésy.
† 1854.
Andreas
† 1861.
1) Rosa Kubinyi.
2) Therese Gyürky.
Susanna
† 1843,
vm. Joseph
Kosztolányi.
Maria
vm. Anton
Radovanszky.
Susanna
vm. Fritz
Koppely.
Magdalena
vm. Geysa Osztroluczky.
Ladislaus.
Maria
Szeter.

Maria.
Karolina
vm. Gabriel
Prónay.
Gisela
vm. F. Patay.
Geysa.
Claudia
vm. J. Vörösmarty.
Otto. Sarolta. Levente. Jerne.