BLKÖ:Porcia, Leander

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Porcia, Johann Sforza
Band: 23 (1872), ab Seite: 122. (Quelle)
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6. Leander Porcia (Cardinal, geb. 21. December 1673, gest. zu Rom 10. Juni 1740), Ein Sproß der nämlichen Familie, weiche den österreichischen Fürstenstand erlangte, jedoch von einer der italienischen Linien und können dessen Eltern nicht angegeben werden. Trat mit jungen Jahren in den Orden des heil. Benedict und gelangte rasch ob seiner Talente und Kenntnisse nicht nur zu verschiedenen Aemtern und Beneficien in seinem Orden, sondern erhielt auch bald Zutritt und Beförderung am römischen Hofe. Sein Ordensbruder, der Cardinal Conti, Bruder des Papstes Innocenz XIII., war sein Beschützer. Unter diesem Papste wurde er Abt von St. Paul in Rom, Consultor bei verschiedenen Congregationen und bez dem h. Officium der Inquisition.. Besonderes Ansehen erlangte P. unter Papst Benedict XIII., der sich seiner als eines tüchtigen Theologen und gewandten Prälaten fast in allen wichtigen Angelegenheiten, so unter anderen auch bei den Berathungen bediente, welche über die in Folge der Bulle „Unigenitus“ entstandenen zwölf Lehrsätze, 1726 stattfanden. Bald darnach ernannte ihn Benedict XIII. zum Cardinal, worüber große Unzufriedenheit unter den anderen Cardinälen [123] entstand und einige derselben ihren Unwillen darüber sogar dem Papste selbst zu erkennen gaben. Um allen diesen Klagen und Vorwürfen zu entgehen, schickte der Papst seinen Günstling nach Bergamo, um dort das ihm verliehene Bisthum zu übernehmen; aber P., dort von den Staatsgeschäften ausgeschlossen und des Umganges mit Personen seines Standes beraubt, ließ mit Bitten nicht eher nach, bis ihn der Papst wieder nach Rom zurückberief. 1730 ging er zum ersten Male in’s Conclave und gab sich viele Mühe, die päpstliche Würde zu erlangen. Auch würde es ihm gelungen sein, da er die sogenannte benedictinische Partei, die fast zwei Drittel der Stimmen ausmachte, auf seiner Sette hatte, aber der spanische Cardinal Cinfuegos machte durch Carricaturen der bösesten Art alle Pläne P.’s zu nichte. Unter dem neuen Papste Clemens XII. wurde P. Mitglied der Congregation „super nonnullis“, welche über die ungetreuen Minister des Vorigen zu Gerichte saß. 1737 erhielt P. die Aufsicht über die öffentlichen Gelder in Rom und 1740 folgte er dem Cardinal Davia in der Praefectura dell’ Indico. Am 18. Februar desselben Jahres zog P. zum zweiten Male in das Conclave und wurde schon fast allgemein als der künftige Papst bezeichnet, als wieder ein höchst beißendes Pasquill, das unter den Vätern im Conclave zum Vorschein kam, alle seine Hoffnungen vereitelte. Ein Unwohlsein vorschützend, verließ P. das Conclave, und als man seiner Aufforderung zur Verfolgung des Verfassers des Pasquills, da man eine solche für unnütz erklärte, nicht nachkommen wollte, verfiel er aus Verdruß und Aerger in eine gefährliche Krankheit, welche in kurzer Zeit auch einen tödtlichen Ausgang nahm. Er starb im Alter von 66 Jahren. –