BLKÖ:Pozděna, Adolf Albert

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 23 (1872), ab Seite: 182. (Quelle)
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Pozděna, Adolf Albert (Clavier-Virtuos und Tonsetzer, geb. zu Nachod in Böhmen 9. December 1836). Da der Knabe Talent zur Musik besaß und der Vater selbst ein Musikfreund war, so ließ er den Sohn auch in der Musik, die ihm eben nur als ein veredelndes, die Erziehung vervollständigendes Bildungsmittel galt, unterrichten, weit entfernt, es je zuzulassen, daß P. dieselbe als seinen Beruf erwähle. So betrieb denn P. zur Ausbildung für seinen eigentlichen Beruf die technischen Studien und kam im Jahre 1852 nach Wien, wo er das Polytechnicum besuchte. Dabei übte er fleißig seine Lieblingskunst und nahm bei Professor Krenn Musikstunden. Aber P. war von schwächlicher Leibesbeschaffenheit und sein Gesundheitszustand wurde zuletzt so bedenklich, daß die Aerzte ihm jede Anstrengung und auch die Fortsetzung der technischen Studien untersagten, worauf er nach Prag zurückkehrte. Nachdem er den väterlichen Widerstand besiegt, erwählte er die Musik zu seinem Berufe und trat im Herbst 1855 als Zögling bei dem berühmten Proksch ein. Daselbst machte P., der nun ganz in seinem Elemente war, treffliche Fortschritte und schon im folgenden Jahre kam von ihm am Feste der h. Cäcilie in der Prager Domkirche eine große figurale Messe zur Aufführung. Im Jahre 1857 kam P. auf Empfehlung seines Meisters Proksch als Musiklehrer zu dem Grafen Spiegel in Westphalen, wo es ihm bald gelang, sein Talent zur Geltung zu bringen, so daß er in Münster und Paderborn besondere Clavier-Concerte veranstaltete. Aus Westphalen begab sich P. in einiger Zeit nach Polen zu einem Herrn Morawski, mit dem er gemeinschaftlich Rußland bereiste und in den bedeutenderen Städten mit großem Erfolge Concerte gab. In diese Zeit fallen auch die Anfänge von P.’s literarischer Thätigkeit und damals schrieb er für die in Prag erscheinende Musik-Zeitschrift „Dalibor“ den Aufsatz: „Volkslied und Volksmusik in Polen“ (Polsky národní spěv a hudba); aus Polen schickte er auch sein erstes dramatisches Werk, betitelt „Der Liebesring“, das eine freundliche Aufnahme fand. Als im Jahre 1859 der Krieg in Oesterreichisch-Italien ausbrach, wurde P. als militärpflichtig [183] einberufen. Um nun der Stellung zu entgehen, trat P. in den Telegraphencurs ein und wurde nach Beendigung desselben als Telegraphist angestellt, in welcher Eigenschaft er zur Zeit bei der böhmischen Statthalterei in Prag angestellt ist. Dabei betreibt P. in seinen Mußestunden fleißig die Musik und ist auch als Compositeur und zwar, obwohl er alle Instrumente kennt, doch nur für das Pianoforte thätig. Im Jahre 1865 erst wurde von ihm eine Hymne mit Orchester- und Orgelbegleitung in der Prager Domkirche mit großem Beifalle aufgeführt. Die Zahl seiner im Stiche erschienenen Compositionen übersteigt kaum ein Dutzend, darunter „Messager d’Amour, Pièce lyrique“, Op. 1 (Prag 1865, Christoph und Kuhe); – „Kowarka. Chanson national bohème par L. Prohazka transcrite“ (ebd.); – „Valse-Caprice“, Op. 8 (ebd. 1863); – „Růzě tetínská (d. i. Die Rose von Tein), Air bohémien transcr., Op. 12. Auch als musikalischer Pädagog hat sich P. durch seine in der čechischen Zeitschrift „Slavoj“ abgedruckten „Vychovatelské listy hudební“, d. i. Musikalische Erziehungsbriefe, und in denselben als tüchtiger Fachmann bewährt.

Slovník naučný. Redaktor Dr. Frant. Lad. Rieger, d. i. Conversations-Lexikon. Redigirt von Dr. Franz Ladislaus Rieger (Prag 1859, I. L. Kober, Lex. 8°.) Bd. VI, S. 752.