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BLKÖ:Pratobevera, Eduard

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 23 (1872), ab Seite: 209. (Quelle)
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Pratobevera, Eduard (k. k. Hauptmann und Alterthumsforscher, geb. zu Biala in Galizien 11. Jänner 1811, gest. zu Gratz 18. December 1857). Nach seines Vaters frühzeitigem Tode kam er in das Haus seines in Wien lebenden Oheims, des Appellations-Präsidenten Freiherrn Karl Joseph von Pratobevera-Wiesborn [s. d. Folgenden], in welchem er die philosophischen Studien beendete. Nach zwei im k. k. Josephinum den medicinisch-chirurgischen Studien gewidmeten Jahren trat er, seinem inneren Drange folgend, im J. 1834 als Cadet in das 3. Feldjäger-Bataillon, [210] aus welchem er schon das Jahr darauf als Officier in das Infanterie-Regiment König der Belgier (damals Luxem) übertrat und das Landwehr-Bataillon desselben allein in dem damals vorgeschriebenen Jägerdienst einexercirte. In den Jahren 1835 und 1836 hielt er zu Cilli Vorträge über den Pionnierdienst, und 1841, in welchem das Bataillon nach Gratz in Garnison kam, wurde ihm die Regimentsbibliothek, kurze Zeit darauf das Lehramt der Geschichte, Waffenkunde und später auch der Geographie an dem k. k. Cadeten-Institute übertragen. Im Jahre 1847 war er zum Oberlieutenant außer der Tour, im October 1848 zum Hauptmann befördert worden. 1849 vertraute man ihm die Führung einer Sanitätscompagnie, um welche er sich auf Grundlage seiner medicinischen Studien beworben hatte. Doch schon 1850 kam er krank nach Gratz zurück und trat im November 1850 in den Pensionsstand über. Welch ein Wissensdrang ihn beseelte, ist daraus zu entnehmen, daß er in den letzten Jahren 1847 und 1848, unbeschadet seines Dienstes, wöchentlich mehr als 30 Stunden mit dem Studium der Münzen, Antiken und Urkunden sich beschäftigte und sich so aus eigenem Antriebe für die Stelle heranbildete, die ihm, als der greise Wartinger in den wohlverdienten Ruhestand trat, und er über dessen Aufforderung darum ansuchte, von den hohen Ständen Steiermarks übertragen wurde. Im Februar 1851 übernahm er die Schlüssel des Münz- und Antikencabinetes am Joanneum, als provisorischer Archivar, und widmete fortan dem Institute seine volle und ausgezeichnete Thätigkeit. Mit besonderem Geschicke und nicht gewöhnlicher Umsicht wußte er die gefundenen Antiken zusammenzustellen, zu bestimmen und zu beschreiben; aber er ging auch mit einem wahren Feuereifer auf deren Erwerbung und Erhaltung aus. Seine zahlreichen wissenschaftlichen Aufsätze, unter welchen die Schrift: „Was hat Steiermark in den Türkenkriegen für Croatien gethan?“ und die Abhandlung über ein kärnthnerisch-steiermärkisches Land- und Lehenrecht vom Jahre 1430 ihm den Dank der k. k. Akademie der Wissenschaften erwarben, zeigen seine gründliche Geschichtskunde, sowie sein gesundes Urtheil. Mehrere gelehrte Gesellschaften, wie z. B. die mährisch-schlesische Zeitschrift für Landeskunde, das germanische Museum in Nürnberg, das ihn in seinen Gelehrten-Ausschuß aufnahm, erwählten ihn zu ihrem Mitgliede. Im steirischen historischen Vereine wirkte er als Ausschußmitglied rühmlich, wie er auch dessen „Mittheilungen“ mit reichlichen Beiträgen versorgte. Das Gratzer Blatt „Der Aufmerksame“ enthält gleichfalls mehrere Beiträge aus seiner Feder. Seine Kenntnisse wurden durch die Ernennung zum k. k. Staats-Prüfungscommissär für das Fach der Geschichte gewürdigt.

Mittheilungen des historischen Vereins für Steiermark. Heft VIII. Von Scheiger. – 47. Joanneumsbericht [daselbst wird irrig der 15. December 1857 als P.’s Todestag angegeben]. – Pichler (Friedr.), Repertorium der steierischen Münzkunde (Gratz 1868, 8°.) Bd. I, S. 52–58. – Militär-Zeitung, herausg. von Hirtenfeld (Wien, 4°.) 1858, Nr. 1, S. 7: „Nekrolog“.