BLKÖ:Preschel, Johann Friedrich

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 23 (1872), ab Seite: 266. (Quelle)
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Preschel, Johann Friedrich (Industrieller, geb. zu Karge in Großpolen im Jahre 1732, gest. zu Lemberg in Galizien 27. September 1808). Seine wohlhabenden Eltern evangelischen Glaubens wandten an die Erziehung ihres Sohnes Alles, was die beschränkten Mittel ihres Geburtsortes verstatteten, und der heranwachsende Jüngling faßte den Entschluß, sich für das Handlungsfach auszubilden. In einem der ersten und solidesten Häuser von Krakau sammelte er die vollständigen Kenntnisse seines Berufes, und die Bekanntschaft der namhaftesten[WS 1] Häuser des In- und Auslandes. Im Jahre 1766 errichtete er zu Lemberg ein eigenes Geschäft unter der Firma: Franchi u. Comp., weil ihm als Protestanten, nach dem damaligen System das Recht einer Procuraführung auf den eigenen Namen nicht zustand. Im folgenden Jahre begab er sich nach Jassy, wo er unter dem Protectorate des Fürsten der Moldau, Kalimachi, seine Verbindungen so bedeutend vermehrte, daß er kurze Zeit darauf schon sein Geschäft en detail nach dem Auslande betrieb. Besonders warf der Erlös roher Naturproducte, die er zur Weichsel nach Danzig schaffte, ansehnlichen Gewinn ab, womit er nach Amsterdam speculirte, und sich englische oder holländische Fabrikate daselbst einhandelte, namentlich bearbeitetes Leder, welches in Polen sehr gesucht war. Dieses mochte ihn auch auf die Idee gebracht haben, die erste inländische Lederfabrik anzulegen, wozu sich ihm eine günstige Gelegenheit ergab. Mit einem Gesellschafter, einem tüchtigen Gerbermeister aus Lüttich, errichtete er im Jahre 1769 die erste Lederfabrik zu Busk, woselbst Häute und Knoppern ohne viel Beschwerde bezogen, und die bearbeiteten nach Lemberg und Brody abgesetzt werden konnten, in deren Mitte gleichsam Busk gelegen ist. Da jedoch Preschel’s Vermögenskräfte zum Betrieb eines ausgebreiteten Geschäftes nicht ausreichten, so verband er sich mit dem Hause Longchamp und Mercier. Sofort wurde ungesäumt Hand angelegt, die Gebäude errichtet, und man begann die Fabrikation mit großer Energie zu betreiben. Als um eben diese Zeit der Graf von Myr, Erbstarost von Busk aus Ungarn zurückkehrte, wohin er sich der ausgebrochenen Unruhen wegen, auf einige Zeit begeben hatte, war er über Preschel’s Unternehmung so. erfreut, daß er ihm die, zwischen der Fabrik und dem Bugflusse belegenen Moräste schenkungsweise überließ, damit er sie allenfalls für seine Zwecke benützen könne. Nun begann eine neue und großartige Thätigkeit, es wurden Sümpfe ausgetrocknet, Alleen, Gärten angelegt, die Gebäude vergrößert, Obstbaumschulen errichtet, und der größere Theil des Moorgrundes war [267] nach kurzer Frist in eine freundliche, fruchtbare Gegend umgestaltet. Die Lederfabrikation aber ging so rüstig von Statten, daß schon im Jahre 1771 eine beträchtliche Partie auf die Leipziger Messe und nach Braunschweig spedirt werden konnte. Unglücklicherweise war man bei der Wahl der Commissionäre auf unredliche oder unverständige Personen gefallen, und das Unternehmen mißrieth, Preschel’s Compagnons zogen sich zurück, und er selbst mußte sie entschädigen. Indessen war dieser Fehlgriff keineswegs im Stand, seinen Muth zu lähmen, und es gelang ihm in der Folge, seine Fabrik, deren Producte er an die Jaroslauer Oekonomie-Commission absetzte, so in Schwung zu bringen, daß sie hinsichtlich der Quantität ihrer Erzeugnisse mit den bedeutendsten ähnlichen Unternehmungen wetteifern konnte. Aber mit diesem einen Zweige war Preschel’s rastlose Thatkraft nicht hinlänglich beschäftigt, und er verwandte ansehnliche Summen zu anderen nützlichen Anlagen. Vorzüglich hat ihm Galiziens Hauptstadt sehr viel zu verdanken, da er an verschiedenen Stellen Sümpfe austrocknete, mehrere stattliche Gebäude und Gärten herstellte – worunter das nachherige General-Commandogebäude besonders erwähnt werden muß – und der Gründer mancher Annehmlichkeiten für Lemberg wurde. Groß ist auch sein Verdienst um den Bau des Hopfens, welchen Preschel zuerst aus Böhmen mit einer ganzen Familie, die sich auf dessen Behandlung verstand, kommen ließ, und dieses nützliche Gewächs in Galizien heimisch machte. Auch mehrere andere Gewerbsleute wußte er zu gewinnen, daß sie sich in Lemberg häuslich niederließen, wodurch die vaterländische Industrie auffallend gewann. Auch auf seine Glaubensgenossen zu Lemberg nahm Preschel’s Eifer für alles Gute einen sehr günstigen Einfluß, und die dortige protestantische Gemeinde hatte ihm große Verbindlichkeiten nachzurühmen. Kaiser Joseph, der P.’s Fabriken in Busk zu wiederholten Malen besuchte, ermunterte ihn in huldvollster Weise in seinen Bestrebungen. P., der sich um Galizien und besonders um Lemberg vielfach verdient gemacht, starb im hohen Alter von 76 Jahren.

Vaterländische Blätter für den österreichischen Kaiserstaat (Wien, A. Strauß, 4°.) Jahrg. 1808, S. 389. Von Bredetzky. – Oesterreichs Pantheon. Gallerie alles Guten und Nützlichen im Vaterlande (Wien 1831, M. Chr. Adolph. 8°.) Bd. II, S. 173 u. f.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: nahmhaftesten.