BLKÖ:Raczek, die Geschwister

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 24 (1872), ab Seite: 168. (Quelle)
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Raczek, die Geschwister (Violin-Virtuosen). Friedrich R. (geb. 18. Juli 1843), Sophie R. (geb. 8. Februar 1845) und Victor R. (geb. 8. Mai 1847) sind die Kinder des Vincenz R. (geb. in Mähren 14. Jänner 1812), der, nachdem er die Theologie studirt und bereits Minoritenmönch geworden, mit einem Male die geistliche Laufbahn aufgab, sich mit Unterrichtertheilen das Leben fristete, bis er Organist in Brünn und dann Lehrer an der Troppauer Hauptschule wurde. In Troppau heirathete er. Sein Erstgeborner, Friedrich, zeigte schon im Alter von 2 Jahren ausgesprochenes Musiktalent und das gleiche war bei den anderen Geschwistern, Sophie und Victor, der Fall. Schon im Jahre 1851, da die Kinder 8, 6, 4 Jahre zählten, feierten sie in einem Local-Wohlthätigkeitsconcerte einen solchen Erfolg, daß der damalige Statthalter von Schlesien, Ritter von Kalchberg, den Vater [169] überredete, sein Amt niederzulegen und sich ganz der musikalischen Ausbildung seiner Kinder zu widmen. Der Vater brachte dieses Opfer, begab sich mit seinen Kindern im Herbste 1852 nach Wien, ertheilte ihnen theils selbst den Unterricht in der Musik, theils ließ er ihnen denselben durch Hellmesberger ertheilen. Im Conservatorium eingeschrieben, errangen sie bei den Prüfungen die ersten Preise und erregte das Kinder-Kleeblatt in den Concerten, die es gab, allgemeines Aufsehen. Im April 1855 unternahm der Vater die erste Kunstreise mit seinen Kindern, und zwar nach Ungarn, Siebenbürgen, in die Moldau, Bukowina und Walachei. Der Erfolg war ein überaus günstiger. Auf der Rückreise gaben sie wieder Concerte in Wien, begaben sich dann nach Prag, wo sie vor Kaiser Ferdinand spielten, und nach Dresden; von dort nach Leipzig, Weimar, Hannover, Halle, Jena, Erfurt, Bremen, Hamburg und Berlin, überall glänzende Erfolge feiernd. Sie spielen neben sogenannten Paradestücken mit Vorliebe classische Werke und haben an großen Concertpiecen, die sie fehlerlos auswendig spielen, ein Repertoir von über dritthalbhundert Nummern. – Zwei jüngere Geschwister, Toni (geb. 20. September 1853) und Johann Baptist (geb. 2. Juli 1856), beide aus des Vaters zweiter Ehe, zeigten ein gleiches musikalisches Talent wie die drei oben genannten älteren Geschwister. Wo sich die Künstlerfamilie jetzt befindet, ist nicht bekannt.

Frankfurter Konversationsblatt (4°.) 1857, Nr. 141, S. 563: „Die Geschwister Raczek“. – Jahreszeiten (Hamburg, schm. 4°.) 1857, Nr. 21, S. 329.