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BLKÖ:Rafael, Karl Franz

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Rafael, Ignaz Wenzel
Band: 24 (1872), ab Seite: 213. (Quelle)
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Rafael, Karl Franz (Tonsetzer und Sänger, geb. zu Senftenberg in Böhmen im Jahre 1795, gest. zu Pettau in Steiermark 14. November 1864). Ueber seine Eltern liegen keine Nachrichten vor, vielleicht ist er ein Sohn oder doch ein naher Verwandter des Ignaz Wenzel Raffael[WS 1] [s. d. S. 215], gegen welche Annahme jedoch die verschiedene Schreibung des Namens, bei dem Einen mit einem f, bei dem Zweiten mit zwei ff, sprechen mag, was aber bei der Willkür, mit der eigene Namen selbst von den Trägern derselben behandelt werden, nicht eben viel sagen will. Karl Franz kam in jungen Jahren nach Prag, dort in das Conservatorium, wo er sich den Contrabaß zum Hauptinstrumente erwählte. Als Contrabassist [214] erhielt er später eine Anstellung bei dem Theater in Brünn, da er aber eine herrliche Stimme besaß, gab er das Instrument auf, widmete sich dem Gesange und sang auf verschiedenen Bühnen, zuletzt in Breslau, wo er damals in der Blüthe seiner künstlerischen Kraft und im Besitze einer schönen, großen und vorzüglich geschulten Baßstimme zu den beliebtesten Mitgliedern der Bühne und seines geselligen heiteren Temperaments wegen der Gesellschaft überhaupt gehörte. In einem in Breslau der Wiener „Ludlams-Höhle“ nachgebildeten Künstler- und Literaten-Clubb, dem unter Anderen Karl Schall, Laube, Seidelmann, Dahn, Nolte angehörten, war auch R. ein gern gesehener Gast. Zu seinen schönsten Leistungen in jener Zeit gehörten Sarastro, Leporello und der Kaspar im „Freischütz“. Aber nach einigen Jahren erlitt seine Stimme an Schmelz und Umfang so große Einbuße, daß er die theatralische Laufbahn verlassen mußte. Er ertheilte hierauf einige Zeit Musik- und Gesangsunterricht; errichtete dann ein Musikcapelle, welche unter seiner Leitung zu den gesuchtesten der Stadt gehörte. Aber der Zug zur Bühne überwog bei ihm und er ging wieder als Capellmeister zum Theater, wirkte als solcher 1837 in Breslau. dann in Troppau, worauf er als Chordirector nach Brünn kam. Von Brünn ging er als Capellmeister zur Mayerhofer’schen (oder Warhafski’schen) Gesellschaft, mit welcher er im Jahre 1843 in Marburg eintraf, wo er bald als theoretisch und praktisch ausgezeichneter Musiker bekannt und beliebt wurde. An dem damaligen musikalischen Schaffen der Marburger Gesellschaft, welche einige tüchtige Dilettanten zählte, hatte R. nicht unwesentlichen Antheil, und ein von ihm organisirtes Streichquartett förderte nicht wenig das musikalische Leben in dem heiteren Städtchen. Von Marburg kam R. noch im nämlichen Jahre nach Pettau, wo er sich bleibend niederließ, und zwar zuerst als Theater-Capellmeister, seit dem Jahre 1845 aber als Musiklehrer, welches bescheidenen Amtes er mit Fleiß, Liebe und Umsicht, wenn auch nicht eben in sorgenfreien Verhältnissen, waltete. R. war ein gründlicher Musikkenner und auch im Gebiete der Composition erfolgreich thätig. Außer den Compositionen mehrerer Lieder und Gesänge – namentlich aus der früheren Zeit – sind von größeren Tonwerken edlerer Art von ihm bekannt: eine „grosse Messe“; –„Zwei Requiem“, eines in C-moll, das andere in D-moll, ein „Salutaris hostia“ für die Frohnleichnams-Procession, seine „Tantum Ergo“ in C, D, Es und G, mehrere „Gradualien“ u. dgl. m. Von seiner Frau, welche sich in jungen Jahren auch der Bühne gewidmet, und die viele (etwa 17) Jahre vor ihm gestorben, hatte er nebst anderen Kindern den Sohn Franz, dessen besondere Lebensskizze S. 212 u. 213 steht.

Correspondent aus Untersteiermark (Marburger Localblatt) 1864, Nr. 145, S. 575: „Ein Nachruf“. – Europa (Leipziger belletr. Wochenblatt, 4°.) 1865, Nr. S. 15 [die ganze Notiz ist ein Irrthum, erstens starb er am 14. November und nicht am 14. December 1864, und die ihm dort zugeschriebene Oper componirte nicht er, sondern sein Sohn]. – Schilling (G. Dr.), Das musikalische Europa (Speyer 1842, F. C. Neidhard, gr. 8°.) S. 276. – Neues Universal-Lexikon der Tonkunst. Angefangen von Dr. Julius Schladebach, fortgesetzt von Ed. Bernsdorf (Dresden 1857, R. Schäfer, Lex. 5°.) Bd. III, S. 270. – Prager Zeitung 1864, Nr. 279 [diese nennt ihn einen „gebornen Breslauer“, was unrichtig ist, da R. ein geborner Böhme].

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Dort der Hinweis, dass Ignaz Wenzel Raffael ein Onkel (Vaterbruder) ist.