BLKÖ:Rajská, Anna

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Rakić, Vincenz
Band: 24 (1872), ab Seite: 298. (Quelle)
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Rajská, Anna (čechische Schauspielerin und Schriftstellerin, geb. zu Prag 16. Februar 1824). Ihr wahrer Name ist Anna Forchheim, den Namen Rajská nahm sie erst als Schauspielerin an und später hieß sie nach ihrem Gatten Turnowska.[BN 1] Sie ist von deutschen Eltern; ihr Vater, Officier in der kais. Armee, Karl Forchheim, gab, ein Deutscher von Geburt, seiner Tochter eine durch und durch deutsche Erziehung. Erst als Forchheim mit dem čechischen Dichter Cajetan Tyl bekannt wurde, begann Anna čechisch zu lernen und wurde von Tyl allmälig in die böhmische Literatur eingeführt. Schon in den Jahren 1835 bis 1837 trat sie mehrere Male in Kinderkomödien auf, welche damals in Prag nicht selten gegeben wurden, und da sie dramatisches Talent zeigte, überredete sie Stěpanek, der am ständischen Theater als Mitdirector betheiligt war, sich öffentlich zu versuchen, was im Jahre 1839 geschah. In den čechischen Vorstellungen, welche Sonntags gegeben wurden, trat sie mit Erfolg auf und stand ihr Entschluß fest, sich der Bühne zu widmen, als die Uebersetzung ihres Vaters nach Lemberg ihr Vorhaben vereitelte. Im Jahre 1840 übersiedelte sie mit den Eltern nach Lemberg, dort wurde sie mit einer polnischen Schauspielerin bekannt, welche sie dem Grafen Skarbek, dem Erbauer und Eigenthümer des polnischen Theaters, vorstellte, worauf sie nach mehreren Proben in der Rolle des Käthchens von Heilbronn debutirte und sofort für das naive und sentimentale [299] Fach engagirt wurde. Als sie aber im Jahre 1841 von Tyl, der indessen ihre ältere Schwester Magdalena geheirathet hatte, Nachricht erhielt, daß Director Stöger in der Rosengasse in Prag ein čechisches Theater errichte und Tyl sie aufforderte, als Mitglied bei demselben einzutreten, ging sie darauf ein, begab sich nach Prag und wurde dort bald ein beliebtes Mitglied der čechischen Bühne. Aber diese hatte nur eine kurze Dauer, im Jahre 1844 wurde daselbst zum letzten Male gespielt. Die čechischen Darstellungen fanden dann wieder auf der ständischen Bühne an den Sonntagen Statt, und jene Mitglieder des čechischen Theaters, welche nicht auch Mitglieder des deutschen waren, spielten unentgeltlich. Zu diesen letzteren gehörte Anna Rajská. Erst im Jahre 1849, nachdem auch dem čechischen Theater eine Subvention bewilligt worden, erhielt sie Gage. Bald aber hörte diese Subvention auf. Nun organisirte Tyl 1851 auf Zureden einiger Freunde eine eigene Gesellschaft für die Provinz und trat, da er für seine Person keine Concession erhalten konnte, zuerst mit dem Director Kulaš, dann mit Zöllner in Verbindung. Mit dieser Gesellschaft begab sich Anna R. auf Wanderung und blieb, nachdem Tyl im Jahre 1856 gestorben war, noch fünf Jahre bei derselben. In der Zwischenzeit vermälte sie sich mit einem Herrn Turnowsky und begab sich mit ihm im Jahre 1861 nach Prag, wo sie im folgenden Jahre Mitglied des čechischen Theaters wurde. Im Jahre 1865 spielte sie auch mit der Gesellschaft, welche in Pilsen böhmische Vorstellungen gab. Noch als Tyl lebte und sie von Lemberg nach Prag zurückgekehrt war, versuchte sie sich in schriftstellerischen Arbeiten und veröffentlichte Mehreres pseudonym in den čechischen Unterhaltungsblättern „Květy“, d. i. die Blüthen, „Včela“, d. i. die Biene; später war sie für die Bereicherung des čechischen Bühnen-Repertoires durch Übersetzung beliebter deutscher und französischer Stücke thätig und hat sie übersetzt: „Die blinde Braut“, Drama von Dumanoir, „Die drei Eichen“, Lebensbild von Houwald, „Bürgerlich und Romantisch“, von Bauernfeld, „Die hübsche Schwester“, Lustspiel, frei bearbeitet nach Wilhelmi, „Wer ist der Schuldige“, Lustspiel nach R. Blum, „Der Pariser Taugenichts“. „Die Kirschen“, von Feldmann, „Schuld und Sühne“, Schauspiel in vier Acten von Reinhardt, „Der Lumpensammler“, Drama in vier Acten, und „Der Vetter“, von Benedix. Nur das letztere erschien in der von Jaroslav Pospisil herausgegebenen „Bibliotéka divadelní“, d. i. Theater-Bibliothek, im 9. Hefte, unter dem Titel: „Pan strejček. Veselohra v 3 jednáních“. Alle anderen vorgenannten[WS 1] Stücke sind Bühnenmanuscripte.

Slovník naučný. Redaktor Dr. Frant. Lad. Rieger, d. i. Conversations-Lexikon. Redigirt von Dr. Franz Ladislaus Rieger (Prag 1859, I. L. Kober, Lex. 8°.) Bd. VII, S. 55.

Berichtigungen und Nachträge

  1. Turnowska, Anna, siehe: Rajska, Anna [Bd. XXIV, S. 298]. Daselbst ist in der siebenten Zeile der Biographie der Name Tarnowska in Turnowska zu berichtigen. Turnowska, Anna [Bd. 49, S. 146.]

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: vorgegenannten.