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BLKÖ:Feldmann, Leopold

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
korrigiert
Band: 4 (1858), ab Seite: 169. (Quelle)
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Feldmann, Leopold (Lustspieldichter, geb. zu München 1803). Sohn israel. Eltern u. besuchte zuerst die Schule. Als ein kön. bair. Rescript d. J. 1815 israelitische Väter aufforderte, ihre Söhne dem Handwerksstande zu widmen, kam Leopold zu einem Sattler in die Lehre, zu schwach zu diesem Geschäfte, zu einem Schuster. Ein auf die Sohle eines Mädchenschuhes aufgeklebtes Liebesgedicht rief die Entrüstung der Besungenen hervor, sie beklagte sich bei Leopolds Meister, und der kleine Roman endigte mit Leopolds Entlassung aus dem Schusterladen. Zum Handwerker verdorben, besuchte F. wieder die Schule und schrieb, 14 J. alt , sein Schauspiel: „Der falsche Eid“, welches auf dem sogenannten Lipperltheater in München, vor seinen Schulkameraden aufgeführt wurde; eine Knabenarbeit, welche aber Talent verrieth. Nun kam F. zu einem Kaufmanne nach Pappenheim in die Lehre, zog drei Jahre auf Märkten und Messen umher, wurde 1820 Commis in einer Münchener Galanteriehandlung, wo er nebenbei schriftstellerische Versuche machte, und seine mit L. F. bezeichneten satirischen und humoristischen Aufsätze allgemein gefielen. Aufsehen erregten 1829 die in einem von Coreman zu Nürnberg redigirten Journale erschienenen „Spatziergänge in und um München“. Die Begegnung mit Saphir in diesem Jahre hatte zur Folge, daß Feldmann die Handlung ganz verließ und sich ausschließlich der Schriftstellerei, im Anbeginn bei Saphirs verschiedenen Journalen widmete. Im J. 1835 erschienen seine „Höllenlieder“ (München, 8°.), Gedichte, die unter der Maske der Satire das tiefe Weh unglücklicher Liebe bergen; auch wurde in diesem Jahre am 19. Mai sein erstes Lustspiel: „Der Sohn auf Reisen“ auf der Münchner Bühne mit Erfolg gegeben. Am 7. Juni d. J. machte er seiner rege gewordenen Wanderlust Luft und reiste nach Athen, wo zwei seiner Brüder lebten, fünf Jahre das schöne Griechenland nach allen Richtungen durchstreifend, veröffentlichte F. in Lewalds vielgelesener „Europa“ seine anmuthigen Reiseschilderungen. Am 20. April 1840 verließ F. Athen und kehrte über Wien, wo er seinen Freund Saphir traf, nach fünfjähriger Abwesenheit nach München zurück. Dort war er vergessen, denn sein „Sohn auf Reisen“ war während seiner Abwesenheit weder in München noch auf einer anderen Bühne gegeben worden. Erst als Holbein im Jahre 1841 den „Sohn auf Reisen“ auf’s Burgtheater brachte, war F.’s Weg auf allen deutschen Bühnen gebahnt. Nun folgten: „Die Kirschen“; – „Das Porträt der Geliebten“; – „Die freie Wahl“; – „Der Lebensretter“; – „Die schöne Athenienserin“; – „Das Narrenhaus“; – [170] „Der Pascha und sein Sohn“; – „Ein Freundschafts-Bündniss“; – „Ursprung des Korbgebens“; – „Eine unglückliche Physiognomie“; – „Drei Candidaten“; – „Der dreissigste November“; – „Ein Mädchen vom Theater“; – „Eisele und Beisele“; – „Mit Speck fängt man Mäuse“; – „Die drei Supplikanten“; – „Der Rechnungsrath und seine Töchter“: – „Ein höflicher Mann“. Auch schrieb F. mehrere kleinere Stücke für Privatbühnen, namentlich für jene Sr. k. Hoheit des Herzogs Max in Baiern. Seit 1. April 1850 ist F. als Dramaturg beim Nationaltheater an der Wien angestellt und daselbst thätig. Seine Stücke erschienen unter dem Titel: „Deutsche Original-Lustspiele“, in 6 Bänden (Wien 1845, Wallishausser, gr. 12°.) und der 7. Bd. als 1. Bd. der neuen Folge (Berlin 1855, Stage). F.’s Lustspiele gehören, einige ausgenommen, zu den glücklichsten Erzeugnissen der deutschen komischen Muse. Mit geschickter Wahl und Vertheilung des oft unbedeutenden Stoffes verbindet er Witz, glückliche Situationen und versteht es, Zeitideen und Zeitereignisse gewandt zu benutzen. Sein Versuch, sich der Volksbühne zuzuwenden, ist mißglückt, auch feiert seine Muse seit mehreren Jahren.

Frankl (L. A.), Sonntagsblätter 1847, S. 130: „Biographie“, von Dr. Alex. Ringler [enthält die ausführlichsten Angaben]. – Jüdischer Plutarch (Wien 1848, Eurich, 8°.) Zweites Alphabet S. 43. – Jüdisches Athenäum (Grimma und Leipzig 1851, 8°.) S. 37. – Meyer (J.), Das große Conversations-Lexikon (Hildburghausen 1842, Bibl. Inst., Lex. 8°.) III. Suppl. Bd. S. 507. – Humorist, herausgeg. von Saphir 1855, Nr. 79, S. 314. – Iris (Grazer Modenblatt), redigirt von Caj. Cerri 1851, Juni [enthält seine mit Worten gezeichnete Silhouette]. – Gottschall im Werke: „Die deutsche Nationalliteratur in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts“ (Breslau 1855, gr. 8°.) im II. Bd. S. 497, nennt Feldmann: „Frivoler und witziger als Benedix, kernhaft und treffend, von einem Humor, der die Lachlust weckt. Diese gesunde Komik ... ist nicht gerade wählerisch in Charakteren und Situationen, wird leicht matt und trivial … aber die komische Kraft ist vorhanden. Hüten muß sich F. vor einer Art und Weise der Charakteristik, welche dadurch an Carrikatur gränzt, daß sie einen Charakter in eine einzige Bestimmtheit auflöst, wie z. B. im „Höflichen Mann“, dessen Held eben Nichts ist, als übertrieben höflich, und selbst in dem wahrhaft lustigen Lustspiele „Der Rechnungsrath“ ist der calculatorische Vater der heiratslustigen Tochter in Gefahr, sich in eine bloße Rechnungsmaschine zu verwandeln.“[BN 1]Porträt. Lithographie, Folio, München, Noller.

Berichtigungen und Nachträge

  1. E Feldmann, Leopold [Bd. IV, S. 169].
    Wiener Rothbuch u. s. w., wie bei Bechhöfer, S. 180: Leopold Feldmann, „Aus meinen griechischen Erinnerungen 1835–1840“, daselbst sein Bildniß im Holzschnitt. [Band 26, S. 376]