BLKÖ:Rechteren, Adolph Johann Dirk Graf von
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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich | |||
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Band: 25 (1873), ab Seite: 100. (Quelle) | |||
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Ferdinand Prantner [Bd. XXIII, S. 195, Nr. 1; Bd. XXIV, S. 219], der unter dem Pseudonym Leo Wolfram auch schriftstellerisch thätig gewesen, in der „Neuen freien Presse“ 1868, in dem Romane „Das Goldkind“ nach allen Details, aber auch mit Hinzufügung anderer Wiener Salongeschichten, novellistisch bearbeitet hat. – Frau [101] Pacher, welche als Urheberin dieses Unglückes anzusehen, ist am 23. September 1872 in Basel, 32 Jahre alt, gestorben.
Rechteren, Adolph Johann Dirk Graf von (Legationssecretär, geb. 15. Jänner 1835, gefallen im Duell am 22. Februar 1863 in der Brigittenau in Wien). Ein Sohn des Grafen Johann Dirk von R., kön. niederländischen Staatsrathes, aus dessen erster Ehe mit Civile Susanne Joanne Adolphine geb. Freiin von Hardenbroek (gest. 17. Februar 1840). Graf Adolph lebte als Legationssecretär der kön. niederländischen Gesandtschaft in Wien und war als einer der schönsten und in allen Kreisen der Residenz beliebtesten jungen Cavaliere bekannt. Mit einem zweiten jungen Diplomaten, mit Muruaga y Nildosola, spanischen Gesandtschafts-Secretär in Wien, pflegte er den Salon einer reichen Wiener Kaufmannsfrau, Frau Pacher, zu besuchen, welche junge und angesehene Männer gern um sich zu versammeln pflegte. Beide Cavaliere bewarben sich um die Gunst der Dame und Rechteren, der sich bevorzugt wähnte, verlangte die Ausschließung seines ihm gefährlich scheinenden Rivalen aus dem Zirkel der jungen Frau. Natürlich führte dieser Vorgang nach den in diesen Kreisen herrschenden Ansichten von Ehre und den daselbst geltenden Lebensusancen zu einer Herausforderung, welche mit einem Duell schloß, das am 22. Februar 1863 an einem Sonntag um 2 Uhr Nachmittag in der Brigittenau bei Wien stattfand. Die Herausforderung lautete auf Pistolen, 50 Schritte Entfernung mit 10 Schritt avanciren, so daß die Kugeln auf eine Entfernung von 30 Schritten gewechselt wurden. Wenn das Pistolenduell erfolglos geblieben wäre, hätte der Verabredung gemäß demselben ein Degenduell folgen sollen. Es kam nicht dazu. Die Kugel des Grafen von Rechteren, der zuerst schoß, sauste seinem Gegner beim Ohre vorbei; die Kugel des Herrn von Muruaga drang dem Grafen von Rechteren mittendurch die Brust. Der Getroffene blieb todt auf der Stelle liegen. In seiner Rocktasche fand man den üblichen Zettel liegen: daß er sich aus Lebensüberdruß selbst den Tod gegeben habe. Herr von Muruaga verließ begreiflicher Weise sogleich die Residenz. Die unten bezeichneten Quellen geben nähere Details über diese traurige Wiener Salongeschichte, welche der geistreiche- Presse (Wiener polit. Blatt) 1863, Nr. 54, 57 u. 63, in der „Kleinen Chronik“: „Ein Duell in Wien“, in der letztgenannten Nummer auch im Feuilleton: „Diplomatische Geschichten“. – Wiener Zeitung 1863, Nr. 51, S. 666: „Obductionsbefund des im Duell erschossenen Grafen Rechteren“. – Bohemia (Prager polit. und belletr. Blatt. 4°.) 1863, Nr. 49, in der Rubrik „Mosaik“. – Breslauer Zeitung 1863, Nr. 111: „Diplomatische Geschichten“ und „Näheres über das jüngste Duell in Wien“. – Didaskalia (Frankfurter Unterhaltungsblatt, 4°.) 1863, Nr. 59 u. 60: „Näheres über das jüngste Duell in Wien“.