BLKÖ:Reichan, Alois

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Reicha, Joseph
Band: 25 (1873), ab Seite: 160. (Quelle)
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Reichan, Alois (Maler, geb. zu Lemberg um das Jahr 1810). Erscheint auch Raichan, Rajchan und Rejhan geschrieben. Gehört einer Künstlerfamilie an, welche aus Sachsen nach Polen und Galizien eingewandert ist; ein Mathias R. lebte um die Mitte des 18. Jahrhunderts in Polen und werden Fresken und Malereien von seiner Hand noch in polnischen Kirchen gefunden. – Ein Joseph R., in Polen geboren und erzogen, diente im Jahre 1794 zur Zeit der Belagerung von Warschau in der polnischen Armee. In der Folge befand er sich als Porträtmaler zu Pulawy am Hofe des damaligen Generals der podolischen Truppen, A. Fürsten Czartorysky. Im Jahre 1798 kam er nach Lemberg, wo er sich bleibend niederließ und um das Jahr 1822, im Alter von 60 Jahren, starb. Joseph R. malte vorzugsweise Bildnisse, aber mit solchem Geschicke in Farbe, Haltung, Ausdruck und Aehnlichkeit, daß sein Ruf weit über Lemberg sich verbreitete. Einige im Jahre 1800 ausgeführte größere Oelbilder mit landschaftlichen Darstellungen und ein im Auftrage von Wladislaw Czarnecki gearbeitetes Altargemälde ernteten solchen Beifall, daß ihn letzterer um jeden Preis überreden wollte, nach Rußland zu übersiedeln; aber schon war sein Ruf in Lemberg fest begründet und die Bestellungen häuften sich daselbst so sehr, daß R. alle Anerbietungen ablehnte und in Lemberg blieb. Seine meisten Arbeiten, Bildnisse von Privatpersonen, befinden sich in Lemberg, zerstreut im Besitze der dort lebenden Adels- und Bürgerfamilien und auf den Besitzungen galizischer Edelleute. Von seinen Bildnissen ist besonders bekannt jenes des berühmten [161] polnischen Schauspielers und dramatischen Schriftstellers Adalbert Bogusławski, der zu Warschau im Jahre 1829, 75 Jahre alt, gestorben. Von anderen Arbeiten Joseph R.’s sind bekannt in der Lemberger evangelischen Kirche: „Der gekreuzigte Christus“; in der Kirche zu St. Anna gleichfalls ein „Christus am Kreuze“ und eine „Geburt Christi“. Mehrere schöne, von ihm im Cielecki’schen Hause gemalte Fresken sind dem Wandel der Zeit zum Opfer gefallen. Die frescobemalte Oertlichkeit wurde ein Branntweinladen und die Arbeit ging zu Grunde. – Sein Sohn Alois widmete sich auch, anfänglich unter des Vaters unmittelbarer Leitung, der Kunst; später begab er sich nach Wien, wo er mehrere Jahre die k. k. Akademie der bildenden Künste besuchte. Darauf ging er nach Rom, wo er in einem dreijährigen Aufenthalte seine künstlerische Ausbildung vollendete und nach seiner Rückkehr in die Heimat im Jahre 1835 sein Atelier in Lemberg aufschlug. Dort erwarb er sich bald einen bedeutenden Künstlernamen, und es gehörte in den Kreisen des Adels und der Reichen zum guten Tone, von Reichan gemalt zu werden. Er malte vornehmlich Bildnisse, aber auch sonst historische und Genrebilder in Oel und Aquarell. Von seinen Arbeiten, die ich in seinem Atelier selbst gesehen, sind mir mehrere Studien- und Idealköpfe in Erinnerung, die sich durch geistreiche Auffassung und die letzteren insbesondere durch großen Liebreiz auszeichneten. Auf einem Familienbilde waren als slovakische Drahtbinder seine eigenen Kinder in allerliebster Weise porträtirt. Auf der Pariser Ausstellung des Jahres 1838 befanden sich von seiner Hand die Bildnisse einer Baronin Lepic, der durch ihre ungewöhnliche Schönheit berühmten Frau von Orillat, der italienischen Sängerin Adeline Spek als Costumebild; eine „Italienische Bäuerin mit dem Wasserkruge“, ein „Geld zählender Bandit“. Wiener Ausstellungen hat der Künstler leider nicht beschickt, und es war nur im März 1859 in der Ausstellung des österreichischen Kunstvereins sein Bildniß des Feldmarschall-Lieutenants Ludwig von Benedek zu sehen, welches Eigenthum der Wiener-Neustädter Militär-Akademie ist. In der Lemberger Ausstellung des Jahres 1860 befanden sich zwei Werke seines Pinsels: eine „Heilige Familie“ und ein für die Kirche in Lancut bestimmtes großes Altarbild, den „Heiligen Stanislaus, wie er den Piotrawin aus dem Grabe erweckt“ darstellend.

Rastawiecki (Edward), Słownik malarzów polskich tudzież obcych w Polsce osiadłych lub czasowo w niéj przebywających, d. i. Lexikon der polnischen Maler, wie auch der fremden, die sich in Polen bleibend niedergelassen, oder aber nur einige Zeit aufgehalten haben (Warschau 1857, Orgelbrand, Lex. 8°.) Bd. II, S. 130 u. f. – Nagler (G. K. Dr.), Neues allgemeines Künstler-Lexikon (München 1839, Fleischmann, 8°.) Bd. XII, S. 380. – Rozmaitosci, d. i. Miscellen (Lemberger Unterhaltungsblatt, 4°.) 1831, Nr. 11, S. 85. – Oesterreich und seine Staatsmänner (Leipzig 1844, Reclam jun., 8°.) Bd. II, S. 244 u. f. – Tygodnik lwowski. Pismo literacki, d. i. Lemberger Wochenblatt. Literarische Zeitschrift. Jahrg. 1850, Nr. 24, S. 198, im Artikel: „O malarzach Iwowskych“, d. i. Von Lemberger Malern. – Kólko rodzinne, d. i. das häusliche Spinnrad (ein Lemberger Journal, 4°.) 1860, Nr. 21, in der Besprechung der Kunstausstellung.