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BLKÖ:Reicha, Joseph

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Reichan, Alois
Band: 25 (1873), ab Seite: 159. (Quelle)
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Reicha, Joseph (Compositeur, geb. zu Prag im Jahre 1746, nach Gerber gar erst 1757, gest. zu Bonn im Jahre 1798). Oheim des Vorigen. Die Nachrichten über seinen Lebens- und Bildungsgang sind sehr spärlich. Nach dem čechischen Conversations-Lexikon „Slovník naučný“ ist er zu Prag geboren. Zuerst stand er in Diensten eines Grafen von Wallerstein, im Jahre 1787 aber folgte er einem Rufe des Churfürsten von Cöln als Orchesterdirector nach Bonn, wo er bis an seinen in den besten Jahren erfolgten Tod gelebt haben soll. Durch die Invasion der Franzosen erlitt seine künstlerische Thätigkeit eine Unterbrechung, denn der Churfürst hatte die Flucht ergriffen; ein noch größeres Hinderniß für seine artistische Wirksamkeit war aber das schwere Gichtleiden, von dem er befallen war und woran er furchtbar litt. Er spielte mit Virtuosität das Violoncell und wird als gediegener Componist gerühmt. Nach Gaßner hätte er noch im Jahre 1803 ein Concert gegeben, während er nach anderen Mittheilungen bereits im Jahre 1795 seinem Gichtleiden erlegen war. Nach mehreren von ihm im Drucke erschienenen Compositionen möchte doch erstere Mittheilung, welcher zu Folge er im Jahre 1803 noch am Leben war, die richtige sein, wenn da nicht eine Verwechslung mit Arbeiten seines berühmten [160] Neffen Anton obwaltet. Gerber zählt nämlich von ihm auf: „VI Duos conc. p. V. et Violonc.“, 2 Livraisons, Op. 1 (Bonn 1795); – „III Conc. pour le Violclle.“, 3 Livr., Op. 2 (ebd. 1799); – „Sinfonie conc. p. deux V. ou V. et Vclle“, Op. 3 (ebd.); – „II Conc. p. le Vclle, in D et C.“ (Paris), auch jedes einzeln; – „III Duos p. Violon et Vclle.“, Op. 4 (1802); auch bemerkt Gerber in der ersten Ausgabe seines historisch-biographischen Lexikons der Tonkünstler, daß mehrere seiner Compositionen, u. a. acht Violinconcerte, ein Flötenconcert, zwei Duette für zwei Violoncelle, 1784 in den Musikniederlagen zu Hamburg und Leipzig im Manuscript zu finden waren. Betreffs dieser handschriftlichen Compositionen kann eine Verwechslung mit den Arbeiten seines Neffen nicht möglich sein, da dieser damals erst 14 Jahre alt war und auch erst zehn Jahre später, 1795, in Hamburg sich befand. Joseph R. wird als tüchtiger Componist gerühmt. Ein nicht geringes Verdienst besitzt er auch um die musikalische Ausbildung seines nachmals so berühmt gewordenen Neffen Anton R. [S. 153], der, flüchtig aus seinem Vaterhause, bei ihm Schutz und Unterkunft fand und jenen gediegenen Unterricht in der Musik erhielt, wodurch die Grundlage zu seiner späteren Berühmtheit als Musiktheoretiker und Compositeur gelegt wurde.

Gerber (Ernst Ludwig), Historisch-biographisches Lexikon der Tonkünstler (Leipzig 1790, J. G. I. Breitkopf, gr. 8°.) Bd. 17, Sp. 250. – Derselbe, Neues historisch-biographisches Lexikon der Tonkünstler (Leipzig 1813, A. Kühnel, gr. 8°.) Bd. III, Sp. 813. – Neues Universal-Lexikon der Tonkunst. Angefangen von Dr. Julius Schladebach, fortges. von Ed. Bernsdorf (Dresden 1857, Rob. Schäfer, gr. 8°.) Bd. III, S. 297. – Slovník naučný. Redaktor Dr. Frant. Lad. Rieger, d. i. Conversations-Lexikon. Redig. von Dr. Franz Ladisl. Rieger (Prag 1859, Kober, Lex. 8°.) Bd. VII, S. 305.