BLKÖ:Reméle, Johann Nepomuk
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich | |||
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Remellay, Gustav | |||
Band: 25 (1873), ab Seite: 276. (Quelle) | |||
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[BN 1] Sein Vater Peter R., ein mittelloser Bürger, leitete mit aller Sorgfalt die Erziehung seines Sohnes, für dessen Ausbildung er kein Opfer scheute. Das Gymnasium besuchte er in Ofen, lernte zugleich Zeichnen und Musik, welche letztere ihm später zu öfteren Malen eine Subsistenzquelle wurde. Die philosophischen Studien hörte er an der Pesther Hochschule, und schon damals war es die Sprachforschung, die ihn insbesondere anzog, was ihn auch dem Professor der Philosophie Dr. Johann Imre [Bd. X, S. 201] näher brachte, dem er bei Bearbeitung seines in magyarischer Sprache verfaßten Werkes über Philosophie mit seinen Sprachkenntnissen dienlich war. Um dem [277] Wunsche seiner frommen Mutter nachzukommen, begann er nach beendeten philosophischen Studien im Jahre 1825 zu Raab das Studium der Theologie, welchem er durch drei Jahre oblag, es aber, als die Mutter starb, aufgab und sich nun ausschließlich dem Studium der ungarischen Sprache zuwendete, das er jedoch während seiner theologischen Laufbahn nie ganz aufgegeben hatte. Während desselben machte er auch die Bekanntschaft des ungarischen Dichters Andreas Horváth [Bd. IX, S. 313], der, damals Pfarrer zu Théth, später zu Pazmand, den Candidaten Reméle, während er zu Raab Theologie studirte, liebevoll aufnahm und ihm die Theilnahme auch dann noch bewahrte, nachdem R. dem theologischen Studium bereits entsagt hatte. Horváth schrieb damals eben sein nachmals von der ungarischen Akademie mit dem großen Preise von 200 Stück Ducaten gekröntes Epos „Arpad“, welches er Reméle vorlas und der über das Gehörte rücksichtslos seine Ansicht aussprechen mußte. Nachdem R. das Studium der Theologie bereits aufgegeben, blieb er dennoch in Raab, wo er Musiklectionen gab, sich mit dem Studium der ungarischen Literatur beschäftigte und in den Ausflügen nach Pazmand zu dem Dichter Horváth eine ihn erhebende geistige Erholung fand. Im Jahre 1831 unternahm R. eine längere Reise durch das südliche Ungarn, Croatien, Steiermark, Kärnthen, Salzburg und Bayern, von welcher er 1833 über Ober- und Niederösterreich nach Raab zurückkehrte. Er hatte auf derselben die verschiedenen Lehranstalten besucht, im nächsten Hinblicke, um das Nützliche in denselben in seinem Vaterlande zur Anwendung zu bringen. Als dann um dieselbe Zeit ein Concurs für die Lehrkanzel der magyarischen Sprache in Fiume ausgeschrieben wurde, begab er sich zur Bewerbung um dieselbe nach Agram, ging aber, ohne den Erfolg abzuwarten, da ihm seine materiellen Mittel ein längeres Verweilen nicht gestatteten, 1834 nach Wien, wo er eine Stelle in der Erziehungsanstalt des Herrn Ferdinand Weidner annahm und in derselben durch drei Jahre im Erziehungsgeschäfte thätig war. Im Jahre 1838 erhielt er von der k. k. niederösterreichischen Landesregierung die Bewilligung zur Errichtung einer Lehranstalt für ungarische Sprache und Literatur und im Jahre 1841 einen Ruf an die Wiener Hochschule und zur kön. ungarischen Leibgarde, um an ersterer Vorträge über die vorgenannten Gegenstände, in letzterer über deutsche Sprache zu halten. Im Jahre 1844 erlangte R. an der Wiener Hochschule die philosophische Doctorwürde und wurde noch im nämlichen Jahre Mitglied der philosophischen Facultät. Im Jahre 1847 fiel auf ihn die Wahl zum Lehrer der Erzherzoge Albrecht und Wilhelm in der ungarischen Sprache. Als dann im Jahre 1848 über seinen Antrag eine Lehrkanzel der ungarischen Sprache und Literatur an der Wiener Hochschule systemisirt wurde, erhielt R. die Professur betreiben; worauf er noch im folgenden Jahre die Supplirung der Lehrkanzel über höhere Erziehungskunde übernahm. In seinem Fache schriftstellerisch thätig, hat R. bisher folgende Schriften herausgegeben: „Lehrbuch der ungarischen Sprache“ (Wien 1840, Tendler u. Comp.; 3. Aufl. 1850, 8°.); – „Analyse ungarischer Classiker“ (ebd. 1843, 8°.); – „Ungarischer Geschäftsstyl“ (ebd. 1843, 8°.); – A csoda orvos és házi barát“, d. i. Der Wunderdoctor und Hausfreund [278] (Wien 1846, Jasper, 8°.); – „Elemi földirás kulönös tekintettel magyarországra“, d. i. Elementar-Geographie, mit besonderer Rücksicht auf Ungarn (Wien 1847, Jasper, 8°.); – „Gyarkorlati német nyelvtan“, d. i. Praktische deutsche Grammatik (Wien 1851, Tendler u. Comp., 8°.). Als R. in Würdigung dieser literarischen Thätigkeit am 26. Juni 1848 zum correspondirenden Mitgliede der kais. Akademie der Wissenschaft ernannt worden, hielt er in einer Akademie-Sitzung desselben Jahres einen Vortrag: „Ueber die Identität der Magyaren und Jazygen“. Auch ist eine von ihm bei der am 3. Juni 1851 stattgehabten Eröffnung der Arbeitsschule in Penzing gehaltene Rede bei Sollinger im Drucke erschienen. Ein großes ungarisch-deutsches Lexikon soll er druckfertig liegen haben.
Reméle, Johann Nepomuk (Sprachforscher, geb. zu Ofen 17. November 1808).- Nach den Acten der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften.
Berichtigungen und Nachträge
- ↑ † Reméle, Johann Nep. [Bd. XXV, S. 276], gestorben zu Wien im Jahre 1873.
- Die feierliche Sitzung der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften am 30. Mai 1874 (Wien, Staatsdruckerei, kl. 8°.) S. 127. [Band 28, S. 370]