BLKÖ:Reményi, Eduard

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 25 (1873), ab Seite: 279. (Quelle)
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Reményi, Eduard (Violin-Virtuose und Componist, geb. zu Miskolcz [280] in Ungarn, sein Geburtstag und Jahr werden verschieden, bald der 15., bald der 17. Juli, bald das Jahr 1829, bald 1830 angegeben). Sein Vater war ein schlichter Gewerbsmann zu Miskolcz, der Hauptstadt des Borsoder Comitates, der, als er das musikalische Talent des Knaben erkannte und in Miskolcz alle Mittel zu dessen Ausbildung fehlten, nach Erlau übersiedelte, wo es ihm gelang, einige höhere Geistliche für den talentvollen Knaben zu interessiren, durch deren Verwendung Reményi zu seiner musikalischen Ausbildung Aufnahme im Wiener Conservatorium erlangte. Dort legte R. den Grund zu seinem virtuosen Violinspiele. Im Jahre 1846, damals etwa 16 Jahre alt, trat er zuerst in einem Concerte zu Pesth öffentlich auf und gewann großen Beifall, insbesondere aber die Gönnerschaft des damals im Zenyth seines Ruhmes stehenden Magnaten Stephan Grafen Széchényi, der sich des Künstlers ernstlich annahm und ihn mit den besten Empfehlungen nach Paris und London versah. In Paris fand der junge Künstler im Salon des österreichischen Gesandten in Folge von Széchényi’s Empfehlung die freundlichste Aufnahme, und als er sich mit seinem Spiele hören ließ, erregte er allgemeines Entzücken. Sein Ruf war nun gegründet und Master Balfe, damaliger Director der königlichen Oper In London, lud ihn sofort unter den glänzendsten Anträgen in die Themsestadt. Nach seiner Rückkehr auf den Continent begab sich der junge Künstler in seine Heimat, welche unter den Aufregungen der 48ger Wirren nicht Zeit hatte, sich um Kunst und Künstler zu kümmern. Auch Reményi, den Ernst der Zeit erfassend, hing die Violine auf den Nagel, verließ seine Mutter, bei welcher er lebte und begab sich sofort in Görgey’s Lager, in welchem sein älterer Bruder bereits in der Insurrections-Armee diente. Der junge Künstler wurde nun auch Recrut, aber bald änderte sich sein Geschick. Die Mutter, nachdem sie seine Flucht inne geworden, wendete sich brieflich an Görgey und dieser ließ Reményi vor sich bescheiden, überzeugte sich selbst von der Virtuosität seines Spieles, und davon entzückt, sagte er ihm: „Ihre Mutter hat Recht; es wäre Schade um Sie im gewöhnlichen Dienste, die Säbelführung macht eine schlechte Bogenführung und die Zügel machen steife Finger“. Da aber der junge Künstler nicht zur Rückkehr nach Hause zu bewegen war, behielt ihn Görgey in seiner Adjutantur. Oft heiterte Reményi mit seinem Spiele den Unmuth Görgey’s auf und die Umgebung des Generals nannte ihn allgemein „Görgey’s Geiger“. So sehr Reményi vor Sehnsucht brannte, endlich auch einmal in ein Gefecht verwickelt zu werden, so sorgfältig wußte Görgey dieß zu vereiteln. „Sie haben sich für mehr aufzuheben“, rief er ihm eines Tages zu, „als wie jeder unserer Hirtenjungen zum Kanonenfutter zu dienen“, und als Reményi eines Tages um jeden Preis Krieg spielen wollte, wäre es ihm übel bekommen. Die „Gartenlaube“ 1861, S. 761, erzählt in dem Artikel: „Görgey’s Geiger“ diese Episode. Allmälig entfremdeten sich General und Geiger. Letzterer befand sich nicht mehr in des Ersteren unmittelbarer Nähe. Die Gründe, wie das so gekommen, hat Reményi nie erzählt. Als die ungarische Armee bei Villagos das Gewehr gestreckt, war R. gleich Anderen ein Flüchtling und war es ihm wie seinem Bruder gelungen, den Nachstellungen der Kaiserlichen glücklich zu entkommen. Er hatte einige Zeit bei seiner [281] Mutter, die im Confiscationswege von Haus und Hof getrieben worden war, als letzte Stütze geweilt, bis er ihr ein Unterkommen verschafft, während er selbst mit Mühe den Häschern entrann, die er schon auf seinen Fersen fühlte. Es war ihm gelungen, auf seiner Flucht Hamburg zu erreichen, wo er gegen alle weiteren Nachstellungen gesichert war, denn die Hamburger Bürgerschaft hatte sich im hohen Grade edel gegen die Flüchtigen jener Tage benommen und auch Reményi fand gastliche Unterkunft. Als in einigen Tagen zur Unterstützung der ungarischen Flüchtlinge ein großes Concert gegeben wurde. trat Reményi zum ersten Male vor einem deutschen Publicum auf und erntete durch sein zündendes Spiel ungeheuren Beifall. Von dem auf ihn fallenden Geldbetrage der Einnahme behielt er für sich nur, was er zu seiner Reise nach England benöthigte, das Uebrige schickte er seiner Mutter, welche von London weitere Spenden ihres Sohnes erhielt. Nach einigen in London gegebenen Concerten schiffte er sich nach den Vereinigten Staaten ein, wo es ihm gleichfalls nicht an glänzendem Erfolge fehlte. Das ganze Jahr 1850 bereiste er die Hauptstädte Nordamerika’s, dann kehrte er nach Paris zurück, wo er einige Zeit in völliger Zurückgezogenheit lebte. Im Jahre 1853 bereiste er Deutschland, kam nach Wiesbaden und Weimar, an welch letzterem Orte er sich mit Franz Liszt, der ihm stamm- und kunstverwandten Feuerseele, freundschaftlich verband. Im Jahre 1854 bereiste er Großbritannien und erlangte im folgenden Jahre von der durch sein Spiel entzückten Königin die Stelle eines Solo-Violin-Virtuosen am königlichen Hofe. Von dieser Zeit an ist der Künstler beständig auf Kunstreisen, ab und zu seine Heimat besuchend; im Jahre 1862 befand er sich in Berlin, wo Meyerbeer ihn auf dem Piano begleitete, und in Wien, im Jahre 1865 spielte er in Böhmen und wieder in Paris, im Jahre 1867 in Constantinopel vor dem Sultan. Als Gedeon Graf Ráday nach Herrn von Radnótfay’s Tode im October 1869 die Intendanz des Pesther National-Theaters übernahm, forderte der Graf den Künstler auf, die erste Concertmeisterstelle im Orchester zu übernehmen. Reményi folgte diesem Rufe und behielt diese Stelle bis gegen das Ende des Jahres 1871, worauf er einen öffentlichen Absagebrief an den Grafen richtete, worin er demselben die Niederlegung seiner Stelle anzeigt, da der Graf durch Engagement einer mittelmäßigen italienischen Operngesellschaft der National Muse entgegengetreten war, und es Reményi schien, daß bei dem ungarischen Theater nicht die Hebung der Nationalcultur das Hauptziel, sondern vielmehr andere Factoren maßgebend seien, die sich um Ungarns Kunstverhältnisse sehr wenig kümmern. – Reményi ist auch als Componist thätig und spielt in Concerten neben classischer Musik auch eigene Compositionen, wogegen sich der kritische Rigorismus zu wiederholten Malen schon auflehnte. Ob deren welche im Stiche erschienen sind, ist dem Herausgeber dieses Lexikons nicht bekannt. So spielte R. in seinen im Jahre 1861 in Pesth veranstalteten Quartett-Soiréen von eigener Composition: „Pastorale“ und „Vigado“; – „Delibab“; –, Königin Mab“, Traumbild nach Shakespeare; – eine von ihm nach Mocsonyi transcribirte „Ungarische Romanze“ – und „Heroischer Fris Magyar“, ein Quartett. Außerdem sind von [282] ihm einige Transcriptionen und verschiedene Volksweisen bekannt. Was nun seine Bedeutsamkeit als Künstler betrifft, so läßt ihn die Fachkritik als den virtuosesten und wahrscheinlich gebildetsten Interpreten ungarischer Musik gelten. Liszt selbst in seinem geistvollen Buche: „Des Bohemiens et de leur musique en Hongrie“, wo er ihm eine längere Stelle widmet, betrachtet ihn doch nur als den begabtesten, ja einzigen Erben des musikalischen Zigeunerthums, und räumt ihm nur „uns place toute spéciale dans la galerie des hommes qui ont levé quelque branche dépérissante de l’art“ ein; dieser absterbende Kunstzweig ist eben die Zigeunermusik. Remény erinnert Liszt an den großen Biháry, dieses ideal bohemien“ der Musik. Wie schon bemerkt, spielt Reményi auch classische Musik und unter seinen eigenen Compositionen manche, die ganz und gar nicht an Zigeunermusik mahnen und worin er sich auf allgemein künstlerischen Boden zu stellen sucht. Daß es dem unter allen Umständen bedeutenden Künstler auf seinen Fahrten in der alten und neuen Welt an Huldigungen und Auszeichnungen mannigfachster Art nicht gefehlt hat, daß selbst die Muse in schwungvollen Versen ihren Tribut zu seinen Füßen niedergelegt [vergl. u. a. „Fata Morgana“ (Pesther Unterhaltungsblatt) 1865, Nr. 12. – „Werschetzer Gebirgsbote“ 1863, Nr. 18], begreift sich bei der europäischen Sitte, der Kunst zu huldigen, von selbst. Ja, als Reményi im Jahre 1862 auf einer Rundreise durch Ungarn auch die berühmte Aggteleker Höhle im Gömörer Comitate besuchte und der ihn begleitenden zahlreichen Gesellschaft in der ihm zu Ehren mit bengalischem Feuer beleuchteten Höhle das „Szózat“ und den „Rákóczy-Marsch“ aufspielte, wurde ein Saal der Höhle auf seinen Namen getauft. Ob dieß Ereigniß irgendwo immatrikulirt oder grundbücherlich eingetragen worden, ist nicht bekannt. In den Musik-Lexiken, in denen es von Geigern und Tastenschlägern mindester Sorte geradezu wimmelt, wird ein Name wie jener Reményi’s mit Befremden vermißt.

Pester Lloyd 1860, Nr. 195. – Agramer Zeitung 1861, Nr. 183. – Gartenlaube (Leipzig, Ernst Keil, 4°.) Bd. IX (1861), Nr. 48, S. 761: „Görgey’s Geiger“ [oft nachgedruckt, u. a. im Fremden-Blatt von Gustav Heine 1861, Nr. 324]. – Pest-Ofner Zeitung 1861, Nr. 289; 1862, Nr. 5. – Zellner’s Blätter für Musik, Theater, Kunst u. s. w. (Wien, kl. Fol.) 1861, Nr. 102. – Preßburger Zeitung 1862, Nr. 95; „Reményi in Berlin“. – Fremden-Blatt. Von Gust. Heine (Wien, 4°.) 1862, Nr. 287; 1865, Nr. 170; 1871, Nr. 383. – Vorstadt-Zeitung (Wien Fol.) 1862, Nr. 6: „Der Violin-Virtuose Ed. Reményi“. – Neues Fremden-Blatt (Wien 4°.) 1867, Nr. 147; 1869, Nr. 360; und 1872, Nr. 295, im Feuilleton: „Der Geiger der ungarischen Nation und – ihre Antiquitäten“. – Bohemia (Prager belletrist. und polit. Blatt, 4°.) 1862, Nr. 65, S 620. – Presse (Wiener polit. Blatt) 1862, Nr. 14, im Feuilleton von E. Hanslick; – dieselbe, 1865, Nr. 110, im Feuilleton: „Aus Paris“. – Magazin für Literatur des Auslandes, von Lehmann (Leipzig, 4°.) 1864, S. 751. – Neue freie Presse 1869, Nr. 1841. – Vasárnapi ujság, d. i. Sonntags-Zeitung (Pesth, 4°.) 1856, Nr. 47 [nach dieser geboren am 17. Juli 1830]. – Színházi naptár 1857 évro, d. i. Theater-Kalender auf das Jahr 1857 (Pesth, Emich, gr. 8°.) S. 64. – Kolozsváry közlöny, d. i. Klausenburger Zeitung, 1860, Nr. 61 [nach dieser geb. am 15. Juli 1830]. – Győri közlöny 1860, Nr. 43. – Az ország tükre, d. i. Der Reichsspiegel (Pesther illustr. Blatt, gr. 4°.) 1864, Nummer vom 1. Jänner [nach diesem geb. am 15. Juli 1829]. – Hlas, d. i. die Stimme (Prager polit. Blatt) 1862, Nr. 72. – Národni listy, d. i. Volks-Zeitung (Prag), 1865, [283] Nr. 67. – Zlatá Praha, d. i. das goldene Prag (Prager illustr. Blatt) 1865, S 70 [nach diesem geboren am 17. Juli 1830]. – Liszt (Franc.), Des Bohemiens et de leur Musique en Hongrie (Paris, 8°.) p. 329. – Porträte. 1) Lithographie, Unterschrift: Facsimile seines Namenszuges: Reményi Ede. Ohne Angabe des Zeichners und Lithographen, im „Pesti Hirnök“ 1861, Nr. 12; – 2) Unterschrift: Reményi Ede. Holzschnitt nach Zeichnung von AN(eumann) in der xyl. Anst. von C. Braun in Pesth, in der „Vasárnapi ujság“ 1856, Nr. 47; – 3) Lithographie von J. Marastoni 1863, auch im „Az ország tükre“ 1864, Nr. 1 [wohl das bestgetroffene Bildniß R.’s]; – 4) Unterschrift: Eduard Reményi. Dle fotografie Lachmannovy Kreslil A. Gareis. Holzschnitt aus Seyfried’s xyl. Anstalt, in der „Zlata Praha“ 1865, S. 68; – 5) Unterschrift: Reményi Ede, im „Színházi naptár“ 1867, S. 66 [Kniestück, die Nr. 1–4 sind Bruststücke]; – 6) Unterschrift: Reményi Ede és Tanitványa. Holzschnitt in „Képes világ“ 1867, S. 1 [ganze Figur, sitzend].