BLKÖ:Richter, Karl Thomas

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
korrigiert
Nächster>>>
Richter, Karoline
Band: 26 (1874), ab Seite: 63. (Quelle)
[[| bei Wikisource]]
in der Wikipedia
Karl Thomas Richter in Wikidata
GND-Eintrag: 116512520, SeeAlso
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Linkvorlage für Wikipedia 
* {{BLKÖ|Richter, Karl Thomas|26|63|}}

28. Richter, Karl Thomas (Schriftsteller, geb. in Böhmen um das Jahr 1835). Ein geborner Deutschböhme, begann er seine Studien zu Prag und setzte sie an der juridischen Facultät der Wiener Hochschule fort, wo er durch mehrere Jahre Präsident des akademischen Gesang-Vereins war und im Jahre 1859 als Sprecher einer Studenten-Deputation anläßlich des Ausbruches des italienischen Krieges die Gefühle der Loyalität an den Stufen des Thrones zum Ausdrucke brachte. Nachdem er die Doctorwürde erlangt, begab er sich auf Reisen, brachte längere Zeit in Paris und Berlin zu und gerieth auf die eigenthümliche Idee, in den bluttriefenden Greuelscenen der Pariser Schreckensherrschaft der Neunziger-Jahre staatsrechtliche Maximen zu suchen, und in der That debutirte er auch als Schriftsteller mit einem „Staatsrechte der französischen Revolution“ (Berlin 186.). In Paris sammelte er Materialien über Schiller’s „Räuber“ und ihre Aufführungen in Frankreich, ferner über den berüchtigten „Anacharsis Clootz“, über den er zuerst im Feuilleton der „Neuen freien Presse“ schrieb, dann aber eine selbstständige Monographie (1866) veröffentlichte. Nach seiner Rückkehr nach Wien war er zunächst in einem „Frauen-Erwerb-Verein“ thätig und schrieb bei dieser Gelegenheit sein „Recht der Frauen auf Arbeit und die Organisation der Frauenarbeit. Mit einem Anhange: Ueber Ausstellungen[WS 1] der Frauenarbeit. Zum Vortrage“ (Wien [64] 1868; 2. Aufl. 1869, gr. 8°.). Auch bewarb er sich um diese Zeit um eine Docentur an der Wiener Universität, ohne sie zu erlangen, hingegen wurde er 1868 nach Prag als Professor der Finanzwissenschaft und National-Oekonomie geschickt. Seine bei Antritt seiner Professur gehaltene Rede erschien gedruckt unter dem Titel: „Ueber das Studium der Volkswirthschaft in Oesterreich. Antrittsrede bei Eröffnung der Vorlesungen über Volkswirthschaft an der Prager Universität“ (Prag 1869, Dominicus, kl. 8°.). Außerdem sind von R. im Drucke erschienen: „Ueber die Entwickelung des Arbeiterstandes. Vortrag, gehalten am 25. Jänner 1866 im niederösterr. Gewerbe-Vereine“ (Wien 1866, Pichler’s Sohn, 8°.; 2. Aufl. ebd. im näml. Jahre); – „Kunst und Wissenschaft im Gewerbe und Industrie“ (Wien 1866, 8°.), in zweiter Auflage mit dem veränderten Titel: „Das Kunstgewerbe, die Gewerbe- und Kunstgewerbeschulen und Marken-, Muster- und Gewerbeschutz“ (ebd. 1867, gr. 8°.); – „Betrachtungen über die Welt-Ausstellung im Jahre 1867“ (Wien 1867; 2. umg. u. verbess. Aufl. ebd. 1868, 8°.) – und „Einleitung in das Studium der Volkswirthschaft“ (Prag 1871, Dominicus, gr. 8°.). Auch sonst noch hat Dr. Richter verschiedene Arbeiten in Zeitschriften zerstreut erscheinen lassen. Dr. Richter ist mit der Tochter des einst als Charakterspieler gefeierten Heinrich Moritz [Bd. XIX, S. 89] verheirathet, dessen Nekrolog er im Feuilleton der „Neuen freien Presse“ 1868, Nr. 1325 u. 1326, veröffentlichte. Seine Gattin war früher für das Soubrettenfach am Friedrich Wilhelmstädtischen Theater in Berlin engagirt. Dr. Karl Thomas Richter ist schon mit dem trefflichen Culturhistoriker Heinrich Moriz Karl Richter, dessen ausführliche Lebensskizze S. 48, Nr. 18 mitgetheilt ist, verwechselt worden, deßhalb zur Unterscheidung Beider auch die Lebensskizzen Beider mitgetheilt werden.

Literarisches Centralblatt für Deutschland, herausg. von Friedrich Zarncke (Leipzig, Avenarius, 4°.) 1866, Nr. 45, Sp. 1164. – Blätter für literarische Unterhaltung (Leipzig, Brockhaus, 4°.) Jahrg. 1866, Nr. 18, S. 445.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Ausstellunlungen