BLKÖ:Roßbüchler, Johann

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Rossegger
Band: 27 (1874), ab Seite: 61. (Quelle)
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Roßbüchler, Johann (Geschichtsforscher, geb. zu Issingen in der Pfarre Pfalzen im Pusterthale Tirols 11. December 1750, gest. zu Brixen 21. Juli 1814). In der Oesterr. National-Encyklopädie erscheint er auch Roßbichler geschrieben. R. ist ein Bauernsohn, und da die Eltern wohlhabend waren, ließen sie ihn studiren. Er besuchte die Schulen in Brixen und zuletzt in Innsbruck. In Brixen war der Geschichtsforscher Resch [Bd. LXV, S. 301] sein Lehrer und hatte wesentlichen Einfluß auf Roßbüchler’s Neigung zu historischen Arbeiten. Durch Resch angeregt, schloß Roßbüchler mit Stephan von Mayerhofen [Bd. XVII, S. 173] und dem nachmaligen Sillianer Pfarrer Ign. Paprian einen Verein zur Erforschung vaterländischer Geschichte, der aber durch den Tod seiner beiden Freunde aufgelöst wurde. Nachdem R. im April 1775 ausgeweiht worden, verlebte er als Caplan [62] die nächsten fünf Jahre in der Seelsorge an verschiedenen Orten, wie zu Mühlbach, Zirl, Sonnenburg, Welsberg und Aufkirchen; im Jahre 1779 zum Cooperator befördert, wirkte er als solcher 17 Jahre zu Gufidaun, St. Lorenzen und Brixen. An den genannten Orten behielt er neben seinem Berufe die historische Forschung scharf im Auge, durchsuchte die Pfarr- und Kirchenarchive, copirte Urkunden und machte sonst die erforderlichen Aufzeichnungen. Im Jahre 1796 erhielt R. eine kleine Pfründe (Beneficium) an der Domkirche zu Brixen, an welcher er durch 18 Jahre bis an sein im Alter von 64 Jahren erfolgtes Lebensende gewirkt. In seinem Berufe als Seelenarzt erwarb er sich die Liebe seiner Gemeinde. Selbst als ihn schwere Krankheit befallen, übte er seine geistlichen Pflichten mit gewissenhafter Strenge; überdieß war er ein Wohlthäter der Armen, vornehmlich dürftiger Studenten. Seine Muße widmete er geschichtlichen Arbeiten, von denen nur der geringste Theil in die Oeffentlichkeit gelangte, nämlich eine Biographie seines Lehrers Joseph Resch und die Geschichte des Institutes der Chorknaben zu Brixen, beide in der Tiroler Zeitschrift: „Sammler für Geschichte und Statistik von Tirol“ abgedruckt. In Handschrift aber hinterließ er mehrere Biographien, u. z. die der großen Armenfreundin Josepha v. Lidl gebornen v. Gentili; der Maria Huber, Stifterin der Schulschwestern zu Brixen; des Georg Stocker, ersten Seelsorgers zu Spinges u. m. A.; ferner eine für die Culturgeschichte Tirols sehr bemerkenswerthe Sammlung von Geschichten und Legenden der Wallfahrtsbilder von Tirol. Sein Hauptwerk aber ist eine in deutscher Sprache geschriebene Geschichte der Bischöfe von Brixen in drei starken Quartbänden, an welche als vierter eine Geschichte der Bischöfe von Seben (Sabiona) sich anschließt, welche letztere aber zum größten Theil ein Auszug aus den Annales Ecclesiae Sabionensis von Resch ist. Von einem von ihm durch eine lange Reihe von Jahren gewissenhaft geführten Tagebuche hat sich nur ein Fragment, die Jahre 1811 bis 1813 umfassend, erhalten, das Uebrige wurde auf seine Anordnung verbrannt. Ueberdieß fanden sich in seinem Nachlasse mehrere Manuscriptbände mit historischen Auszügen, copirten Urkunden, Entwürfen zu geschichtlichen Arbeiten u. dgl. m. Sämmtliche Manuscripte legirte R. dem Archiv des Brixener Consistoriums.

(Hormayr’s) Archiv für Geschichte, Statistik, Literatur und Kunst (Wien, 4°.) 1816, Nr. 19 u. 20, S. 73: Nekrolog. – Oesterreichische National-Encyklopädie von Gräffer und Czikann (Wien 1835, 8°.) Bd. IV, S. 420.