BLKÖ:Roth, Daniel

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Rotenhan
Band: 27 (1874), ab Seite: 93. (Quelle)
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Roth, Daniel (österreichischer Poet, geb. zu Hermannstadt 12. December 1801, gest. zu Jassy 23. August 1859). Sein Vater Johann R. war Tischlermeister in Hermannstadt; der Sohn Daniel besuchte das Hermannstädter evangelische Gymnasium, seit September 1821 die evangelisch-theologische Facultät in Wien, wurde Gymnasiallehrer in Hermannstadt und dann Pfarrer der A. C. V. zu Jassy. Nach einiger Zeit resignirte er diese Stelle und beschäftigte sich mit Privatunterricht. Mit einem Male begann er das Studium der Medicin, welchem er in München oblag, und erlangte daraus die Doctorwürde. Von München, wo er sich verheirathet hatte, kehrte er in seine Vaterstadt zurück, wurde nach einem Rangstreite mit anderen Academicis Klosterprediger und im September 1836 Pfarrer in Kastenholz. Als im März 1849 Hermannstadt durch die ungarischen Insurgenten besetzt wurde, flüchtete Roth mit Anderen in die Walachei und übte daselbst als Arzt die homöopathische Praxis aus. Bald darnach begab er sich nach Jassy in der Moldau, wo er als prakticirender Militärarzt lebte. Daselbst starb er auch nach mehrmonatlichem Krankenlager, nachdem er die letzteren Jahre im Zustande der Erblindung verlebt, unter unendlicher Sehnsucht nach seiner Heimat, welche unerfüllt blieb, im Alter von 58 Jahren. R., auf dem Gebiete der schöngeistigen Literatur mehrfach thätig, hat selbstständig herausgegeben: „Dissertatio de mutuo animae et corporis commercio“ (Cibinii 1834, 8°.); – „Dramatische Dichtungen“, 1. und 2. Bd. (Kronstadt 1840 und 1844, J. Gött, 12°.); der erste Band enthält: „Don Raphael. Trauerspiel in fünf Aufzügen“, vorher abgedruckt im 5. Bande der zu Kronstadt erschienenen „Stundenblumen der Gegenwart“ (1841, S. 1–135) und „Der Königsrichter von Hermannstadt. Drama in fünf Aufzügen“, vorher in dem erwähnten 5. Bande der „Stundenblumen“ (S. 139–356) abgedruckt; – der zweite Band der dramatischen Dichtungen enthält: „Die Normänner in Italien. Drama in fünf Abtheilungen“; – „Der Pfarrhof zu Kleinsschenk. Vaterländische Erzählung aus dem Anfange des 18. Jahrhunderts“ (Hermannstadt 1846, Hochmeister, 12°.); – „Johann Zabanius Sachs von Hartenek. Politischer Roman“ (ebd. 1847, Steinhaussen, 12°.); – „Von der Union und nebenbei ein Wort über eine mögliche dakoromanische Monarchie unter Oesterreichs Krone. Geschrieben im Mai 1848“ (ebd., Theodor Steinhaussen, 8°.). Außer diesen selbstständig erschienenen Schriften waren abgedruckt in den zu Kronstadt erschienenen „Stundenblumen der Gegenwart“, im 4. Bande: „Landskron. Eine Erzählung aus dem 15. Jahrhunderte“ (1841, S. 1); – im 7. Bande: „Der Kurutzen-Anführer. Eine Erzählung aus dem Anfange des 18. Jahrhunderts“ (S. 3); in Handschrift hinterließ er ein fünfactiges Drama: „Amalasontha, oder die Kinder des Waldes“, das am 25. September 1843 in Hermannstadt aufgeführt wurde, und das fünfactige Schauspiel: „Rakoczy und Bartsai“. dessen Aufführung im Jahre 1843 auf der Hermannstädter Bühne der darin enthaltenen politischen Beziehungen wegen nicht gestattet wurde. Die deutsche Kritik hat R.’s Arbeiten nicht gewürdigt, weil sie ihr gar nicht bekannt geworden sind, denn die deutschen Literaturgeschichten kennen seinen Namen gar nicht. Bemerkenswerth erscheint die große Aehnlichkeit, welche zwischen Roth’s „Königsrichter von Hermannstadt“ und Ludwig Bechstein’s [94] „Das tolle Jahr“ (erschienen 1833) besteht. Dann ist es wohl möglich, daß Roth Bechstein’s historisch-romantisches Gemälde für sein Drama benützt hat. Ueber Roth’s politischen Roman „Johann Zabanius Sachs von Hartenek“ schreibt aber Professor von Zieglauer in seinem Werke: „Hartenek, Graf der sächsischen Nation“ (Hermannstadt 1869): „Es liegt ein reicher, historischer Stoff in diesem vielleicht zu wenig geschätzten Romane aufgehäuft; weil aber der Verfasser die Quellen selten angibt. die Fundorte nie bezeichnet: ist der Leser nie in den Stand gesetzt, Wahrheit und Dichtung zu unterscheiden. Erst, wer sorgfältig den mühsamen Gang durch die Archive gemacht hat, vermag die Resultate historischer Quellenforschung von den Kunstproducten des allzufrüh verstorbenen Dichters zu trennen“.

Magazin für die Literatur des Auslandes. Herausgegeben von Jos. Lehmann (Berlin, kl. Fol.) Jahrg. 1850, Nr. 102, S. 408: „Die neueste Literatur Siebenbürgens“. – Der Satellit. Beiblatt zum Siebenbürger Wochenblatt (4°.) 17. September 1840, Nr. 68, S. 255 u. 256.