BLKÖ:Schariczer, Georg

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Scharff, Michael
Band: 29 (1875), ab Seite: 117. (Quelle)
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Schariczer, Georg (k. k. Staatsbeamter und Musikfreund, geb. zu Preßburg 29. October 1801, gest. ebenda 22. Jänner 1873). Der Sohn wohlhabender Bürgersleute. Seine Mutter Elisabeth bleibt ihrer Wohlthätigkeit [118] wegen den Preßburgern unvergeßlich. Zur Zeit der Franzosenkriege verwandelte sie ihre Häuser in Spitäler, in welchen sie mit großartigen Geldopfern Verwundete und Kranke pflegte. Kaiser Franz schmückte sie für ihr edles Thun in einer Audienz zu Totis mit der goldenen Medaille und ließ ihr später noch durch den Stadtmagistrat die kaiserliche Anerkennung bekannt geben. S. beendete die Studien in Tyrnau, nahm dann in Pesth die juridische Praxis, diente zwei Jahre in der dortigen Commune als Fiscal, kehrte im Jahre 1828 nach dem Tode seines Vaters nach Preßburg zurück, wo er die Advocatur ausübte. Im Jahre 1839 wählten ihn seine Mitbürger zum lebenslänglichen Magistratsrath. Bei Errichtung der kaiserlichen Gerichte nach der 1848ger Katastrophe wurde S. zum Bezirksrichter ernannt, in welcher Eigenschaft er die Einführung des Grundbuches in Preßburg in musterhafter Weise vollzog. Im Jahre 1853 erfolgte seine Ernennung zum Landesgerichtsrathe. Während des Provisoriums organisirte er als Gerichtspräses das Comitatsgericht und trat im Jahre 1867 in den Ruhestand über, den er nur wenige Jahre genossen hatte, als er im Jahre 1873 im Alter von 72 Jahren starb. In seinen vorerwähnten amtlichen und öffentlichen Stellungen erwarb er sich als Menschenfreund und Wohlthäter der Armen ein höchst ehrenvolles Andenken. Insbesondere entwickelte er in dem bedrängnißreichen Jahre 1848 während des Judenkrawalles in Preßburg, dann in der Zeit, als Preßburg von den Honveds, später von den Oesterreichern[WS 1] besetzt und der Leidenschaft und der Parteiwuth Thür und Thor geöffnet waren, durch sein vermittelndes Einschreiten, seine Aufklärungen und Nachweisungen eine wahrhaft segensvolle Thätigkeit, rettete Manchen von Gefängniß und vielleicht noch Schlimmerem. Sein Nachruf enthält in dieser Hinsicht wahrhaft erhebende Züge. Er war bei den meisten wohlthätigen Anstalten seiner Vaterstadt nicht nur als Gründer derselben betheiligt, sondern zählte auch zu ihren bleibenden Förderern. Von früher Jugend musikalisch gebildet, war und blieb er bis an sein Lebensende ein Freund und Förderer dieser Kunst. Mehrerer Instrumente mächtig, spielte er mit besonderer Meisterschaft die Guitarre, für welche er auch mehrere Tonstücke componirt hat. Von den im Stich erschienenen sind bekannt 11 ungarische Tänze, acht für das Piano, drei für die Guitarre, 12 Walzer für das ganze Orchester, mehrere Terzette, Quartette für vier Guitarren, und Quintette. Seine Kirchen-Compositionen, welche ungedruckt geblieben, befinden sich im Besitze des Musikvereins der Preßburger Domkirche. In der Geschichte des Preßburger Musiklebens aber prangt sein Name mit goldenen Lettern, denn er zählt zu den Hauptgründern des im Jahre 1833 entstandenen Kirchen-Musikvereins, bei welchem er bis an sein Lebensende die Stelle eines Vorstand-Stellvertreters bekleidete. Die Schilderung seiner Leichenfeier – einer Feier in des Wortes vollster Bedeutung – beweist am besten, in welcher Achtung S. bei seinen Mitbürgern, die sein Ableben tief betrauerten, gestanden.

Preßburger Zeitung 1873, Nr. 18: Nekrolog. – Preßburger Tagblatt 1873, Nr. 21 u. 23: Nekrolog und Bestattung. – Schilling (G. Dr.), Das musikalische Europa (Speyer 1842, F. C. Neidhard, gr. 8°.) S. 291. – Gaßner (F. S. Dr.), Universal-Lexikon der Tonkunst. Neue Handausgabe in einem Bande (Stuttgart 1849, Frz. Köhler, Lex. 8°.) S. 748. – Westungarischer Grenzbote 1872, Nr. 210, 211, 212.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Oesterrreichern.