BLKÖ:Scheiwl, Joseph

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 29 (1875), ab Seite: 178. (Quelle)
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Scheiwl, Joseph (Maler, geb. zu Königgrätz in Böhmen am 7. April 1833). Sein Vater war Schuster und Kirchendiener an der Marienkirche zu Königgrätz. Der Sohn besuchte bis zum Jahre 1849 die Unterrealschule seines Geburtsortes, bezog alsdann das Gymnasium, aber schon nach der dritten Classe trat er im Jahre 1852 in Prag in die Kunstakademie ein, wo er ein Schüler des damaligen Directors Engerth wurde und sich ganz der Historienmalerei zuwendete. Im Jahre 1858 trat er in der Prager Kunstausstellung mit seinem ersten Werke in die Oeffentlichkeit. Es war das Historienbild: „Die h. Ludmila bewirthet ihre Mörder“ (110 fl.). Sein auf einer der folgenden Ausstellungen bemerktes [179] Bild: „Episode aus der Verfolgung der Brešovic“ wurde von Erzherzog Franz Karl angekauft, und für die Kirche in Elbeteinitz hatte er ein Altarbild: „Die Mutter Gottes mit dem h. Dominicus“ gemalt. Im Jahre 1864 vollendete er die Cartons für das Mittelfenster des Königgrätzer Domes, im darauffolgenden Jahre jene für die beiden Seitenfenster und die Zeichnungen für zwei Fenster der Prager Domkirche. In der Prager Ausstellung vom Jahre 1868 befand sich ein großes, für die Kirche zu Zaleš bestimmtes Altarbild: „Der H. Bartholomäus“, und im folgenden Jahre schmückte er das Gebäude der höheren Mädchenschule in Prag mit acht allegorischen al sgrafito ausgeführten Bildern. Neben seinen Arbeiten ist S. fleißig mit kunstarchäologischen Studien beschäftigt, und die čechischen illustrirten Zeitungen, wie z. B. der „Světozor“, die „Kronika česko-moravsky“ bringen öfter Zeichnungen und Illustrationen seiner Hand, die theils geschichtliche Darstellungen, theils Zeichnungen alterthümlicher Gegenstände oder denkwürdige Oertlichkeiten sind, von denen wir etliche des „Světozor“ anführen wollen, und zwar von ersteren: „Fünf Scenen aus dem Leben der h. Ludmila“ (Beilage zu Nr. 37 des Jahrganges 1868 des Světozor); – „Die Versöhnung Przemysl Otokar’s und Wladislaw Heinrich’s, die um Böhmen in Streit gerathen waren“ (ebenda); – „Die Ermordung des Brešovic“ [Nr. 42, 3. Jahrgang); – „Scenen aus dem Leben der Heiligen Cyrill und Method“ (Beilage zu Nr. 7 des Jahrg. 1869); – „Tod des Königs Ludwig bei Mohács am 29. August 1526“ (S. 125 des Jahrg. 1869); – „Die h. Frauen zu Füßen des Christus am Kreuze“ [Nr. 13, 1869); – „Die heil. Elisabeth mit den Rosen im Schooße“, Statue von V. Levy, gezeichnet von Scheiwl [Nr. 50, 1870); – an kunsthistorischen Gegenständen: „Der Hochaltar im St. Veit-Dom“ [Nr. 39, Jahrg. 1873); – „Die Vamberg’sche Monstranze“ (im Umschlage des Světozor, Nr. 41, 1871); – endlich an denkwürdigen Oertlichkeiten: „Das Innere der Kirche Mariä Himmelfahrt zu Bechin“ [Nr. 6, 1870); – „Die h. Kreuz-Capelle auf dem Karlstein“ (S. 220, 1870); – „Der ständische Sitzungssaal in Prag“ [Nr. 3, 1870). Außerdem zeichnete er viele alterthümliche Kunstgegenstände des böhmischen Museums. Im Jahre 1869 unternahm er zu seiner künstlerischen Ausbildung eine Reise nach Italien.

Světozor (Prager illustrirtes Blatt, kl. Fol.) VIII. Jahrg. (1874), Nr. 11, S. 126 [leider konnte ich mir diese Lebensskizze nicht verschaffen]. – Kataloge der Prager Kunstausstellungen in den Jahren 1858 und 1868. – Porträt. Im Holzschnitt auf S. 121 des oberwähnten „Světozor“.