BLKÖ:Scherz von Láthaza, N.

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 29 (1875), ab Seite: 224. (Quelle)
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Scherz von Láthaza, N. (k. k. Oberst, Geburtsort und Jahr unbekannt, gest. zu Temesvár am 12. November 1805). Trat früh in die k. k. Armee, wurde 1785 Major beim Generalstabe, in Folge mehrfältiger Verdienste 1790 Oberstlieutenant im Peterwardeiner, 1795 Oberst im Oguliner Grenz-Regimente, 1798 Commandant in Semlin und 1800 Vicecommandant in Temesvár. Im Türkenkriege 1788 gelang es ihm, einen glänzenden Handstreich auszuführen. Ende October 1788, am Schlusse der Campagne des Jahres, waren nicht allein alle Pässe in Siebenbürgen von den kaiserlichen Truppen behauptet worden, sondern diese hatten selbst vorwärts des Rothenthurmpasses im feindlichen Lande auf beiden Ufern der Aluta festen Fuß gefaßt. Die sämmtlichen Pässe waren anfangs November in Schnee und Eis gehüllt, nur der Rothenthurmpaß war noch offen geblieben. Diesen Umstand benützte der Major Scherz vom Generalstabe, um die Verheerungen, welche die Türken diesseits der Grenze angerichtet hatten und welche am härtesten das Hatzegerthat trafen, in ihrem Anstifter und Anführer zu strafen. Es war dieß der Pascha von Krajowa, Seraskier Kara Mustapha. Scherz hatte durch Kundschafter erfahren, daß dieser Pascha, ohne größere Bedeckung als die seiner gewöhnlichen Leibwache, durch die Unwegsamkeit der Straßen in Sicherheit eingewiegt, sich ruhig in Rimnik befinde. Major Scherz faßte daher den Entschluß, diesen Anführer der Mordbrenner aus seiner Ruhe zu schrecken – ihn aufzuheben. Als tapferer Soldat bekannt, erhielt Scherz die Einwilligung seines Commandanten, des Generals Brugglach. Mit diesem Handstreiche wollte er zugleich einen Ueberfall auf das Salinenstädtchen Turna verbinden, um die Salinencasse zu erbeuten und die Salzwerke zu zerstören. Für sich wählte er 30 der tapfersten Huszaren und 100 Mann des walachischen Freicorps, theils zu Fuß, theils zu Pferde; den Rest des Freicorps, etwa 50 Mann, überließ er dem Oberlieutenant Baranyay vom 51., damals Spleny-Infanterie-Regimente, welchem er die Expedition nach Turna übertrug. Geführt durch landeskundige Individuen des Freicorps, gelangte Major Scherz am 14. November 1788 unaufgehalten mit Einbruch der Nacht in die Nähe von Rimnik, [225] welches er von seinen Reitern in einiger Entfernung derart vorzüglich gegen die Ausgänge umgeben ließ, daß Niemand mehr in die Stadt gelangen konnte, und so wartete er ab, bis die letzten Lichter von Rimnik erloschen. Nun schlich er sich mit der Infanterie in die Stadt zur Wohnung des Seraskiers, zu welcher er ungehindert gelangte. Ehe er die Wache, deren Schnarrposten munter auf- und abging, anzugreifen befahl, ließ er die Wohnung von rückwärts umzingeln, und nun fielen die Infanteristen die Wache an, die, ehe noch der Schnarrposten erreicht war, durch diesen allarmirt, dem Angriffe die hartnäckigste Vertheidigung entgegensetzte; allein die ganze Wache wurde niedergestochen oder kampfunfähig gemacht, während die Cavallerie bei allen Eingängen des Ortes hereinstürmte und über jene Mannschaft herfiel, die im Orte einquartiert, aus den Häusern stürzte; einige davon wehrten sich tapfer und wurden niedergehauen, der größere Theil nahm die Flucht. Unterdessen war Major Scherz ander Spitze seiner Infanterie in die Wohnung und das Gemach des Seraskiers eingedrungen, der im Augenblicke, als der Major eintrat, zwei Pistolen losfeuerte, wodurch ein Infanterist getödtet, ein anderer verwundet wurde. Der Seraskier, einsehend, daß jede weitere Vertheidigung unnütz und unmöglich, ergab sich an Major Scherz, und mit ihm wurden noch sechs von seinen Begleitern gefangen genommen; auch wurden die Roßschweife des Seraskiers erbeutet. Nach glücklich vollendeter Ausführung der vorgehabten Unternehmung eilte der Major, seinen Gefangenen in Sicherheit zu bringen; er begab sich sogleich auf den Rückweg und erreichte am 15. Abends glücklich mit seiner Beute die österreichische Stellung vor dem Rothenthurmpasse. Von der 82 Mann starken Besatzung von Rimnik hatten 29 den Tod gefunden, der Rest hatte sich durch die Flucht gerettet; Major Scherz hatte drei Todte und acht Verwundete. Auch der Ueberfall auf Turnau war vollkommen gelungen; Oberlieutenant Baranyay hatte die Salinencasse mit 3088 Gulden erbeutet, alle Salzwerke, Kesseln und was dazu gehört, zerstört und war vor dem Eintreffen des Majors Scherz glücklich mit seiner Beute bei dem Corps wieder eingerückt.

Hirtenfeld (J.), Oesterreichischer Soldatenfreund (Wien, 4°.) 1853, S. 266 u. 267.