BLKÖ:Schirmann, Cölestin
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich | |||
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Band: 30 (1875), ab Seite: 32. (Quelle) | |||
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van Swieten in Oesterreich angebahnte Reform in den Studien in’s Leben trat. S. war einer der ersten Lehrer, der seine Vorträge ganz dieser neuen, auf den Grundsätzen des Fortschritts aufgebauten Reform anschmiegte. Seine Schriften sind nicht zahlreich, sie beschränken sich vielmehr nur auf die folgenden zwei: „De mundo optimo libertati, potentiae et sapientiae Dei convenientissimo dissertatio academica“. Auctore P. C. S. (Styrae 1756, 4°. maj.) und „Positiones ex I. et II. parte institutionum physices“ (ebd. im näml. J., 4°.) Erstere Schrift „Ueber die beste Welt“ machte in wissenschaftlichen Kreisen großes Aufsehen; während die Gelehrten im Auslande dem Verfasser volle Gerechtigkeit widerfahren ließen und Schirmann [33] der Mönch sogar vor den Protestanten Gnade fand, erhoben sich die Landsleute gegen ihn, schalten ihn einen Gotteslästerer oder noch mehr und suchten sein Buch und ihn zu verdächtigen. Schirmann ließ Alles über sich ergehen, wie es kam, er ließ, wie de Luca wörtlich schreibt, „die Hunde bellen“ (also schon damals stand die Kritik in so curiosem Ansehen). Von sonstigen wissenschaftlichen Arbeiten S.’s ist nur noch eine Geschichte der Pfarre Thalham, welche S. durch zwei Jahrzehnde inne gehabt, bekannt, welche sich in Handschrift im Archiv des Stiftes Kremsmünster befindet. S. als Mann der Wissenschaft war natürlich auch ein großer Bücherfreund und seine Privatbibliothek umfaßte mehr als 10.000 Bände, welche nach seinem Tode in den Besitz des Stiftes Kremsmünster überging. Im Alter von 20 Jahren hatte er sie zu sammeln begonnen, und es ist bemerkenswerth, was De Luca darüber schreibt: „Diese Hausbibliothek ist von der Art, daß in ganz Oesterreich vielleicht nicht ein Pfarrherr aufzufinden, der eine solche Sammlung von Büchern besitzt. In allen Fächern der Wissenschaften besitzt S. die besten Auflagen. Scholastiker sucht man hier vergebens. Auch im Fache der schönen Literatur sind die vortrefflichsten Werke vorhanden. Aber auch sonst ist S.’s Thätigkeit eine in jeder Hinsicht beachtenswerthe. Als er seine Pfarre antrat, war seine nächste Sorge auf die Verschönerung der Pfarrkirche gerichtet. In seiner Pfarre war er ein Wohlthäter der Armen, ein wahrer Seelenarzt seiner Pfarrkinder, als Priester, Menschenfreund, ja als ein Weiser geachtet und geehrt. Im Stifte hatte er an den zeitgemäßen Reformen desselben wesentlichen Antheil. Als Director der philosophischen Facultät des Linzer Lyceums veranstaltete er, daß dort die Philosophie in Privatstunden nach Feder öffentlich deutsch gelehrt und daß ein deutscher Lehrstuhl für die Mathematik im Jahre 1779 errichtet wurde. Ueber seine Veranstaltung geschah es, daß in allen Kapuzinerklöstern im Lande ob der Enns die Philosophie nach Baumeister und zugleich die Mathematik, die bis dahin nie gelehrt wurde, vorgetragen werde. Schirmann erscheint auch Schiermann und Schirrmann geschrieben.
Schirmann, Cölestin (gelehrter Benedictiner, geb. zu Wels in Oberösterreich 27. Juli 1724, gest. in Thalham bei Wels 13. Mai 1793). Trat, nachdem er die Studien im Stifte Kremsmünster gemacht, in demselben im Jahre 1742 in den Benedictinerorden, in welchem er während der Jahre 1743 und 1744 die Stelle eines Correpetitors der Philosophie versah. Im Jahre 1749 kam S. als Professor der Grammaticalclassen am Stiftsgymnasium in Verwendung und im Jahre 1752 erhielt er das Lehramt der Philosophie und schon im folgenden Jahre jenes der Moraltheologie, welches er bis zu seiner im Jahre 1756 erfolgten Ernennung zum Professor der Dogmatik bekleidete. In letzterem Fache durch nahezu 10 Jahre – bis 1765 – thätig, erwählten ihn nun seine Mitbrüder zum Prior und nach einer mehrjährigen Thätigkeit in dieser Würde erhielt er im Jahre 1772 die Pfarre Thalham bei Wels, in welcher Eigenschaft und als Dechant zugleich er seit dem Jahre 1778 bis ein Jahr vor seinem im Alter von 69 Jahren erfolgten Tode das Directorium der philosophischen Facultät in Linz führte. Schirmann zählt zu den Zierden seines an Männern und Koryphäen der Wissenschaft so reichen Stiftes, das noch heute als eine helle Leuchte der Wissenschaft dem ultramontanen Babel der Gegenwart gegenüber steht. Schirmann’s Thätigkeit im Lehramte der Philosophie fällt aber in eine Zeit, als die durch Freiherrn- Hagn (Theodorich), Das Wirken der Benedictiner-Abtei Kremsmünster für Wissenschaft, Kunst und Jugendbildung (Linz 1848, Quirin Haslinger, 8°.) S. 85, 89, 97, 215, 227, 230, 234, 278, 280, 287, 288, 301, 304. – (De Luca) Das gelehrte Oesterreich. Ein Versuch (Wien 1778, v. Trattnern, 8°.) I. Bds. 2. St, S. 98 u. f. – Meusel (Joh. Georg), Lexikon der vom Jahre 1750 bis 1800 verstorbenen teutschen Schriftsteller (Leipzig 1808, Gerh. Fleischer d. J., 8°.) Bd. XII, S. 179. – Oesterreichische Biedermanns-Chronik. Ein Gegenstück zum Phantasten- und Prediger-Almanach (Freiheitsburg [Akademie in Linz] 1784, kl. 8°.) I. (u. einziger) Theil, S. 173. – Das Necrologium Cremifanense ... ab anno 1600 usque 1857 gibt p. 22 den 17. Juli 1724, andere Quellen den 27. Juli d. J. als S.’s Geburtsdatum; ferner das Necrologium den 31. Mai 1793, handschriftliche Mittheilungen aus dem Stifte selbst den 13. Mai g. J. als Schirmann’s Todestag an.