BLKÖ:Schlechta von Wschehrd, Ottocar Freiherr

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
korrigiert
Band: 30 (1875), ab Seite: 65. (Quelle)
[[| bei Wikisource]]
in der Wikipedia
Ottokar Maria Schlechta von Wschehrd in Wikidata
GND-Eintrag: 115828761, SeeAlso
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Linkvorlage für Wikipedia 
* {{BLKÖ|Schlechta von Wschehrd, Ottocar Freiherr|30|65|}}

Schlechta von Wschehrd, Ottocar Freiherr (Orientalist, geb. zu Wien 20. Juli 1825). Der jüngere Sohn des Freiherrn Franz Xaver [s. d. S. 63] aus dessen Ehe mit Katharina Gutherz. Erhielt seine Ausbildung in der Wiener orientalischen Akademie. Nach in derselben beendeten Studien trat er, wie es bei den Zöglingen derselben Sitte, bei der kaiserlichen Internuntiatur in Constantinopel ein, wurde bald Dragoman und Dolmetsch-Secretär, im Jahre 1860 wirklicher Legationsrath und provisorischer Director der orientalischen Akademie, an welcher damals eben zeitgemäße Reformen im Zuge waren; mit ah. Entschließung vom 13. December 1867 wurde S. mit Belassung in seiner Anstellung der Titel und Charakter eines Hofrathes taxfrei verliehen, aus welcher Stellung er in die active diplomatische Sphäre übertrat, als er im Jahre 1870 zum diplomatischen Agenten und General-Consul erster Classe in Bukarest ernannt wurde; überdieß ist Baron S. Delegirter bei der europäischen Donau-Commission. Als im Frühjahre 1875 bei der Neubesetzung des General-Consulates in London durch Karl Ritter von Scherzer, bisherigen General-Consul in Smyrna, mehrere Veränderungen in den Consularposten im Oriente geplant wurden, hieß es, daß Baron Schlechta als Nachfolger Scherzer’s in Smyrna bestimmt sei. Freiherr Ottocar, der sich dem Studium der orientalischen Sprache und Literatur nicht eben in geschäftsmäßiger, sondern in gründlich wissenschaftlicher Weise gewidmet, veröffentlichte frühzeitig in verschiedenen Journalen poetische und prosaische Aufsätze, welche immer wieder auf seine orientalischen Studien hinwiesen. Mit der ersten selbstständigen Arbeit trat er im Jahre 1846 auf, in welchem er das Werk: „Der Frühlingsgarten von Mewlana Abdurahman Dschami. Aus dem Persischen“ (Wien, gr. 8°.) erscheinen ließ, welchem schon im folgenden Jahre eine Bearbeitung des europäischen Völkerrechtes in türkischer Sprache in zwei Theilen unter dem Titel: „Kitâbi hukûki mittêl“ (Wien 1847, Staatsdruckerei) folgte. Größere Aufmerksamkeit in den für orientalische Dichtkunst sich interessirenden Kreisen erregte er mit den beiden folgenden Schriften: „Der Fruchtgarten van Saadi. Aus dem Persischen übertragen“ (Wien 1852, Staatsdruckerei, mit zehn Kunstbeilagen, 8°.) und „Ibn Jemins Bruchstücke. Aus dem Persischen“ (ebd. 1852), in welchen S. bewies, mit welcher Meisterschaft er die Juwelen des persischen Poeten zu schleifen und wie schön er sie in deutsche Fassung zu bringen versteht. Beide Uebersetzungen in ihrer mannigfachen Abwechslung der Versformen mit einem wahrhaft Rückert’schen Reichthume an Reimen und Anklängen zeigen eine in dichterischer Begabung wurzelnde Sprachgewalt und Sprachgewandtheit. Diesen Schriften folgte sein „Manual terminologique [66] français-ottoman“ (Wien 1870, Staatsdruckerei, 8°.). Mehreres hat Freiherr S. in den Denkschriften und Sitzungsberichten der philos.-histor. Classe der kais. Akademie der Wissenschaften veröffentlicht, welche Arbeiten sämmtlich auch in meist bereits vergriffenen Separatabdrücken ausgegeben wurden; es sind: „Die osmanischen Geschichtschreiber der neueren Zeit. Biographien derselben sammt Beschreibung und Inhaltsverzeichniss von deren bisher in Europa unbekannt gebliebenen historischen Leistungen“ (Wien, Gerold, gr. 4°., Denkschriften 1856); – „Bericht über drei neue Quellen zur modernen Geschichte des osmanischen Reiches“ (ebd. 1857, 4°., Denkschriften 1857); – „Walachei, Moldau, Bessarabien, die Krim, Tamon und Asow (in der Mitte des vorigen Jahrhunderts). Ein topographisch-ethnographischer Beitrag zur Kenntniss der damaligen Türkei. Aus dem Türkischen (Sitzungsber.); – „Fethali Schah und seine Thronrivalen. Episode aus der Geschichte des modernen Persien. Vorzüglich nach orientalischen Quellen dargestellt“ (Wien 1864, Gerold, 8°., Sitz.-Ber.); – „Die Kämpfe zwischen Persien und Russland in Transkaukasien seit 1804 bis 1813“ (ebd. 1864, Sitz.-Ber.) Ferner hat S. in den schon erwähnten Sitzungsberichten seit 1851 bis 1857 Jahr um Jahr ausführliche Berichte der in den genannten Jahren zu Constantinopel erschienenen orientalischen Werke veröffentlicht. Außer diesen Leistungen auf dem Gebiete der orientalischen Literatur hat sich S. noch durch eine nicht unwesentliche Bereicherung der orientalischen Handschriften der kais. Hofbibliothek verdient gemacht. Es gelang ihm nämlich 248 Handschriften, bestehend theils aus Aufzeichnungen sonstiger Chronisten im nächsten Hinblicke auf die Zeit vom Friedensschlusse zu Kutschuk-Kainardschi 1188 d. H. (gleich 1774 n. Chr.) bis zur gewaltsamen Auflösung der Janitscharenmiliz im Jahre 1241 d. H. (gleich 1826), also von einem Zeitraume von 53 Jahren, zu ermitteln und um einen verhältnißmäßig geringen Kostenpreis zu erwerben. Freiherr Ottocar S. ist seit 23. Juli 1851 correspondirendes Mitglied der kais. Akademie der Wissenschaften der phil.-hist. Classe; außerdem haben ihn die Société asiatique in Paris und die deutsche morgenländische Gesellschaft in Leipzig unter ihre Mitglieder aufgenommen. Der Sultan, der Schah von Persien, König Johann von Sachsen und der vormalige Großherzog von Toscana haben ihn mit ihren Orden ausgezeichnet und Se. Majestät der Kaiser ihm die Medaille für Wissenschaft und Kunst verliehen. Seit 31. Juli 1865 mit Charlotte gebornen Freiin von Paumgarten zu Deittenkofen und Maßbach, verwitweten Freifrau von Liechtenberg-Janeschitz von Adlersheim, vermält, stammt aus dieser Ehe ein Sohn Ottocar Maria Franz Xaver Vincenz Anton Nikolaus [vergl. die Stammtafel].

Truska (Heliodor), Oesterreichisches Frühlings-Album (Wien 1854, 4°.), in einem jener wenigen Exemplare, welche Lebensskizzen der Poeten enthalten. – Mosenthal (S. H. Dr.), Museum u. s. w., S. 512.