BLKÖ:Schlechta von Wschehrd, Franz X. Freiherr

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 30 (1875), ab Seite: 63. (Quelle)
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Schlechta von Wschehrd, Franz X. Freiherr (Poet, geb. zu Wien am 20. October 1796, gest. ebenda am 24. März 1875). Ein Sohn des im Jahre 1819 baronisirten Platzobersten Franz Xav. von Schlechta aus dessen Ehe mit Friederike Ursula Edlen von Scheurich. Der Sohn Franz legte seine Studien in Wien zurück und trat, nachdem er die Rechte beendet, in der Finanzbranche in den k. k. Staatsdienst. In demselben machte er vom [64] Hofsecretär bei der k. k. Hofkammer die gewöhnliche Rangstufen zum Rath u. s. w. durch, bis er zuletzt Sectionschef im k. k. Finanzministerium und endlich geheimer Rath wurde. Um die Mitte der Sechziger-Jahre trat der Baron in den Ruhestand über. Nicht diese amtliche Laufbahn räumt ihm eine Stelle ein in diesem Werke. Baron Schlechta war in jungen Jahren ein gemüthvoller Poet, der manche glückliche Proben seines nicht gewöhnlichen Talentes gegeben. Frühzeitig beschäftigte er sich mit Poesie. Seine lyrischen und epischen Schöpfungen erschienen im ersten Viertel des laufenden Jahrhunderts, in den Zwanziger-Jahren, in verschiedenen Blättern des In- und Auslandes, wie im „Stuttgarter Morgenblatt“, im Gubitz’schen „Gesellschafter“, im „Wiener Conversationsblatt“, in der Schickh’schen, nachmals Witthauer’schen „Wiener Zeitschrift“, und in den beliebteren Almanachen jener Zeit, als in der „Minerva“, „Vesta“, ,Aglaja“ u. s. w. Namentlich hat sein dramatisches Gedicht „Das Christusbild“ dem Dichter vornehmlich in Frauenkreisen Sympathien erworben, und eine zeitgenössische Poetin, Friederike Susan, geb. Salzer, hat ihren Sangsgenossen in der Th. Hell’schen „Abendzeitung“ im J. 1819 wiederholt besungen. Die Titel der von Baron Schlechta herausgegebenen Schriften sind: „Dichtungen“ (Wien 1824, v. Hirschfeld); – „Cimburga von Masovien. Minnespiel in vier Aufz.“ (Wien 1826, 12°.), wurde am 3. November 1825 im Wiener Hofburg-Theater zum ersten Male gegeben; – „Der Grünmantel von Venedig. Drama. Nebst einem Vorspiel: Die Rückkehr“, wurde im Theater an der Wien am 21. Mai 1820 mit Beifall gegeben; – „Die Rache. Schauspiel in einem Aufz.“, im 1. Bande von Gräffer’s „Ceres“ (Wien 1822). Das oberwähnte dramatische Gedicht „Das Christusbild“, das der Dichter selbst eine Idylle nennt, ist in der zweiten Abtheilung seiner bereits angeführten „Dichtungen“ enthalten, welche mehrere „metrische Spiele“, darunter ein Trauerspielähnliches Abenteuer: „Max auf der Martinswand“, das Schauspiel „Die Rache“ und zwei Scenen: „Festwünsche“ enthalt. Die durch die Bezeichnung: Erster Band, welche den „Dichtungen“ beigefügt ist, angedeutete Fortsetzung in einem zweiten und weiteren Bande ist nicht erschienen. Baron Schlechta gehört in jenen Kreis der älteren Wiener Poeten, welche über dem Soldaten-, Beamten- oder Priesterrocke das Band mit der Lyra trugen, um ja nicht zu vergessen, daß sie nicht mehr Poeten sein dürfen, als es ihnen eben ihr officielles Kleid gestattete. Dazu gehören Castelli, Mayrhofer, Michael Enk, Anton Pannasch, Deinhardstein, Marsano und Franz von Hermannsthal. Hätten diese Herren, wenigstens die Mehrzahl von ihnen, frisch von der Leber weg singen dürfen, die Literatur besäße ganz andere Arbeiten, als es die sind, denen sie einen Platz in der Literatur verdanken. Baron S. vornehmlich ist ein Repräsentant der weichgemüthlichen, echt österreichischen Lyrik, die damals nur in den sanftesten und ganz wohllautenden Tönen flötete, um später mit den berauschenden und freiheitdurchglühten Klängen Lenau’s und Anastasius Grün’s eine neue, immerhin glücklichere Aera einzuläuten. Baron S. mochte den Conflict seines Singenkönnens und Singendürfens zu tief empfunden haben und gab, nachdem der Poet im k. k. Beamten aufgegangen war, seiner Muse, und zwar ziemlich frühzeitig, den Abschied. Seit 24. April 1821 mit Katharina geb. Gutherz [65] vermält, stammen aus dieser Ehe außer einer unverehelicht gebliebenen Tochter Sidonie – eine zweite, viel ältere Tochter Emilie ist bereits gestorben – zwei Söhne, Camillo und Ottocar, deren Lebensskizzen S. 59 und S. 63 mitgetheilt sind.

Oesterreichische National-Encyklopädie von Gräffer und Czikann (Wien 1835, 8°.) Bd. IV, S. 541. – Mosenthal (S. H. Dr.), Museum aus den deutschen Dichtungen österreichischer Lyriker und Epiker der frühesten bis zur neuesten Zeit (Wien 1854, 8°.) S. 297. – Scheyrer (Ludwig), Die Schriftsteller Oesterreichs in Reim und Prosa auf dem Gebiete der schönen Literatur u. s. w. (Wien 1858, typ.-liter.-art. Anstalt, 8°.) S. 386.