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BLKÖ:Schlechta von Wschehrd, Camill Franz Karl Adam Freiherr

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Schlecht, Leopold
Band: 30 (1875), ab Seite: 59. (Quelle)
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Schlechta von Wschehrd, Camill Franz Karl Adam Freiherr (Schriftsteller, geb. zu Wien 24. December 1822). Der älteste Sohn des Freiherrn Franz Xaver S. [S. 63] aus dessen Ehe mit Katharina geb. Gutherz und Bruder des Orientalisten Freiherr Ottocar [S. 65]. Ueber den Ursprung und den Adel der Familie vergleiche die Quellen S. 61 und die Stammtafel. Camillo erhielt seine Ausbildung in Wien und betrat frühzeitig als Schriftsteller die literarische Laufbahn, auf welcher ihm jedoch im Gegensatze zu seinem Vater und Bruder keine Rosen blühten. Schon im Jahre 1844 stellen die „Sonntagsblätter“ von Dr. Ludwig August Frankl, ein gegen junge, hoffnungsvolle Schriftsteller ungemein nachsichtiges Blatt, dem Schriftsteller Camillo Hell, unter welchem Pseudonym sich Freiherr Camillo Schlechta verbarg, indem sie denselben in der ominösen Rubrik: „Literarisches Irrenhaus“ kritisch abschlachten, ein wenig günstiges Prognostikon; auch im folgenden Jahrgange genannten Blattes figurirt Camillo Hell unter den Opfern des „Literarischen Irrenhauses“ und zu den „Sonntagsblättern“ gesellte sich noch Saphir, der in seinem „Humoristen“ 1845, Nr. 38, in der Rubrik: „Wiener Bazar“ den literarischen Patienten Camillo Hell durch Züchtigung von der Literatur zu [60] heilen suchte, indem er sein Opus: „Die Freunde“ als ein völlig unreifes Geistesproduct vollends verwarf. Nicht besser erging es S. mit seinem noch in demselben Jahre als Manuscript herausgegebenen Trauerspiel in fünf Aufzügen: „Die beiden Wolsey“, welches die „Sonntagsblätter“ als eine „poetische Aftergeburt“ bezeichnen und das in zweiter Auflage unter dem Titel: „Die beiden Wolsey, oder Licht und Schatten. Dramatisches Gedicht“ (Wien 1857, Wendelin, 8°.) erschienen ist. Einige Zeit blieb der Name Camillo Hell verschollen, um im Jahre 1848 in um so grellerem Lichte aufzuleuchten. Der Träger desselben selbst erschien öffentlich bald mit großen Fechthandschuhen und einem Goliathschwerte, dann wieder mit einem blauen englischen Reitrocke à la Lejar mit gelben Köpfen und gehörte damals zu den komischen Figuren der Wiener Revolution, welche der witzige Caricaturist Cajetan [Pseudonym für Anton Elfinger [Bd. XI, S. 401] durch seinen Griffel verewigt hat. Aber auch noch in anderer Weise gab Camillo Hell unleugbare Beweise seiner Existenz. Er bereicherte die periodische Presse dieses denkwürdigen Jahres zuerst mit der Zeitung „Gold und Larve“, welche nach einem Leben von wenigen Tagen verstarb, dann folgte unter seiner in L. Ehrenberg veränderten Firma das Blatt: „Der Patriot“, worin er von einer Jury schreibt, welche aus „gelernten“ (sic) und „ungelernten“ (sic, sic!) „Richtern“ besteht und das leichtbegreiflicher Weise nicht über Nr. 1 hinauskam, und zuletzt beschloß er den Reigen der von ihm redigirten Blätter mit: „Die Rakete“, die auch in kurzer Zeit geräuschlos verlöschte. Viele Jahre waren seither in’s Land gegangen und weder der Name Camillo Hell noch Camillo Baron Schlechta wurden genannt, denn sein Opus: „Neueste Schule. Erzählung der Erzählungen, mitgetheilt aus dem Bundesbuche“, 3 Theile (Leipzig 1856, Kollmann, 8°.), war trotz des absonderlichen, fast mysteriösen Titels spurlos vorübergegangen, bis im Jahre 1860 aus Hamburg die Kunde kam, daß Schlechta zuerst von der Tänzerin Albina de Rhona [Bd. XXVI, S. 6] mit Thätlichkeiten bedroht, dann aber von einer Bande Theaterleuten, welche, wie das Gerücht ging, von dem damaligen Regisseur Flerx dirigirt war, überfallen und schwer mißhandelt worden sei. Ein paar Jahre später, 1863, berichtete die „Süddeutsche Zeitung“: Baron Schlechta aus Oesterreich werde in den nächsten Tagen sein Schauspiel: „Deutsche Herzen“ hier (in Frankfurt a. M.) vorlesen. Dasselbe behandelt den Kampf der Schleswiger und Holsteiner gegen Dänemark im Jahre 1500 und die Hälfte der Reineinnahme war für Schleswig-Holstein bestimmt. Wieder nach einer Pause von ein paar Jahren erscheint 1865 S.’s Name in der Engagements-Affaire der Sängerin Luise Lichtmay. Director Perrin suchte Fräulein Lichtmay für die große Oper in Paris zu gewinnen und S. beanspruchte als vermeintlicher Vermittler riesige Percente. Endlich meldete das Wiener politische Blatt „Presse“ mit Anführung haarsträubender Einzelheiten, deren Wiedergabe wir unterdrücken, daß der „Ex-Baron Camillo Schlechta, ein geborner Oesterreicher .... Republikaner pur sang und nebstbei ein literarisch durch und durch talentloser Bursche (wir citiren wörtlich), seit einigen Tagen Mitarbeiter der Norddeutschen Allgemeinen, der an Gesinnungslosigkeit würdige College von [61] August Braß sei“. Das sind Oesterreichs Ehrenwächter im Auslande! Nach den neuesten Nachrichten soll der Unglückliche, wie es vorauszusehen war, in den traurigsten Verhältnissen leben und auf die Mildthätigkeit Fremder angewiesen sein.

Frankl (L. A. Dr.). Sonntageblätter (Wien, 8°.) III. Jahrg. (1844), S. 11; IV. Jahrg. (1845), S. 229 u. 614, in der Rubrik: „Literarisches Irrenhaus“; S. 973, in der Rubrik: „Literarische Streiflichter“, u. S. 1066. – Wiener Theater-Chronik 1860, Nr. 45; 1865, Nr. 14. – Fremden-Blatt. Von Gustav Heine (Wien, 4°.) 1860, Nr. 199; 1865, Nr. 96. – Theater-Zeitung, herausg. von Ad. Bäuerle (Wien, gr. 4°.) 1860, S. 603 u. 807. – Süddeutsche Zeitung (Frankfurt a. M.) 1863, Nr. 599. – Neue freie Presse 1865, Nr. 206. – Presse (Wiener polit. Blatt) 1866, Nr. 166: „Politische Charaktere“.