BLKÖ:Schmidburg, Joseph Camillo Freiherr von

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Schmidberger, Joseph
Band: 30 (1875), ab Seite: 192. (Quelle)
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Schmidburg, Joseph Camillo Freiherr von (Staatsmann, geb. zu Gratz in Steiermark 4. März 1779, gest. zu Wien 11. October 1846). Ein Sohn des k. k. Majors Friedrich Wilhelm von S. aus dessen Ehe mit Maria Antonia Freiin von Brockhausen. Aus uraltem Adel der Rheinlande [vergl. das Nähere in den Quellen S. 194]. Joseph Camillo, während eines Besuches seiner Mutter bei ihrer Schwester in Gratz geboren, blieb bis zum dritten Jahre unter Obhut seiner Tante in Gratz und kehrte erst dann nach Böhmen in sein Vaterhaus zurück. In Prag am Neustädter Gymnasium und an der Hochschule beendete er die philosophischen und juridischen Studien und trat anfangs November 1800 bei dem Berauner Kreisamte in die Praxis. Am 1. August 1801 wurde er Auscultant bei dem Stadt- und Landrechte in Prag. Am 1. Juli 1806 zum Secretär, im Juli 1808 zum wirklichen Landrathe befördert, erfolgte im Jahre 1816 seine Ernennung zum Apellationsrathe in Klagenfurt. In dieser Stellung bewährte er den Schatz seiner Kenntnisse bei der Reorganisirung der [193] Justizverfassung in dem damals wieder errungenen Königreiche Illyrien, im Küstenlande, Istrien, im Fiumaner Kreise und Croatien, wo neben der österreichischen Justizverfassung oft genug die Codes der Napoleonischen Gewaltperiode, das römische Recht, die zahlreichen Provinzialstatute Istriens und Friauls, das Statuto veneto, das „jus tripartitum“ Ungarns u. s. w. in Betracht gezogen werden mußten. Im Jahre 1817 wurde Freiherr von S. der obersten Justizstelle, und zwar ausschließlich dem italienischen Senate zugetheilt, wurde im nämlichen Jahre wirklicher Hofrath des lombardisch-venetianischen Senates der obersten Justizstelle in Verona, am 24. Februar 1819 Präsident des k. k. Stadt- und Landrechtes in Klagenfurt, Landeshauptmann und Präsident der Stände Kärnthens und am 27. Juli 1822 Landesgouverneur von Illyrien, wirklicher k. k. geheimer Rath und Präsident der Ständisch-Verordnetenstelle in Krain. Vom Jahre 1822 bis Ende December 1840 blieb S. auf diesem Posten und hinterließ – Verfasser dieses Lexikons schreibt dieß als Zeitgenoß und Bewohner der Stadt, in welcher Freiherr von Schmidburg wirkte – ein unvergeßliches Andenken. In seine Verwaltungsperiode fallen und sind als Ergebnisse seiner unmittelbaren Einwirkung anzusehen: das großartige Entsumpfungswerk des Laibacher Moores, dessen Bedeutung nur Jene zu würdigen verstehen, welche die gesundheitschädlichen Einflüsse dieses Moores, das 4 □Meilen umfaßt, kennen zu lernen Gelegenheit hatten. Unter Schmidburg und durch sein energisches Einschreiten in dieser Sache wurden die Entsumpfungsarbeiten mit allem Ernste betrieben, und als er schied, war nahezu die Hälfte des vormals versumpften und Miasmen aushauchenden Terrains der Cultur übergeben. – An dem Aufblühen der Laibacher Sparcasse, der zweiten in der Monarchie, hatte S. wesentlichen Antheil. Er förderte die Maßnahmen der Anstalt gegenüber den höchsten Behörden nach jeder Seite hin. – Die Hebung des Straßenwesens, namentlich der Bezirksstraßen, dieses so wichtigen Belebungsmittels des inneren Handels und Verkehrs, ließ sich Freiherr von S. sehr angelegen sein. Die schöne, kühn angelegte, nach ihm benannte Schmidburg Straße, über Schwarzenberg und Idria in’s Wippacher Thal und von da gegen Triest, ferner jene über den Bonzaberg, die den Adelsberger mit dem Neustädtler Kreise verbindet, erhalten in dieser Richtung das Andenken des beliebten Staatsmannes. – Als Protector der Landwirthschafts-Gesellschaft nahm er nicht die Ehren dieser Würde in Anspruch, sondern ließ der Gesellschaft immer die angelegentlichste Unterstützung zu Theil werden. – Wie viel der Aufschwung des Laibacher Landes-Museums seinem thätigen Einschreiten, seiner Befürwortung des Institutes gegenüber den Staatsbehörden, seiner liebenswürdigen Weise, einflußreiche Personen für die Zwecke und das Gedeihen des Institutes zu gewinnen, zu verdanken hat, dieß meldet Costa in S.’s Biographie. – Ebenso erfreute sich die philharmonische Gesellschaft in Laibach seines werkthätigen Schutzes, so daß dieses Kunstinstitut gerade in der Zeit seines Weilens und Waltens im Lande die schönste Epoche ihres Bestehens nennen kann. – Das Entstehen der Unterhaltungs-Zeitschrift „Carniolia“ ermöglichte nur er; einer der Lieblingsspaziergänge Laibachs, die Sternallee im Mittelpuncte der Stadt und eine Zierde derselben, verdankt ihm ihr [194] Entstehen. Die vorbenannten Momente seines Schaffens und Wirkens mögen als selbstverständlich und bei der Höhe seiner Stellung als unbedeutend erscheinen. Sie sind es nicht, wenn man die Stagnation in Oesterreich im Vormärz berücksichtigt; Männer, wie Schmidburg einer war, machten im Lande den heimlichen und offenen Fortschrittsmännern jener traurigen Epoche die Existenz einigermaßen erträglich; dabei war seine Humanität im Verkehre mit Hoch und Niedrig, mit seinen Untergebenen und mit Anderen ebenso wohlthuend als Vertrauen erweckend; die Polizei konnte kaum ihr Intriguenspiel so ausdehnen, wie es in Wien damals im Schwunge war, kurz, die zwei Decennien, welche Schmidburg an der Spitze der Verwaltung in Krain gestanden, sind eine Periode, die in der Geschichte Krains immer einen Lichtpunct bilden wird. Eine zunehmende Augenschwäche, die zuletzt in völlige Erblindung ausartete, nöthigte ihn zum Rücktritte von seiner Stellung und er zog sich nach Wien zurück, wo er den Rest seines Lebens zubrachte. Ein Freund und Förderer der Wissenschaften, war Baron S. in früheren Jahren selbst ein Jünger der Musen; verschiedene Aufsätze, meist Reisebeschreibungen, veröffentlichte er in einzelnen periodischen Blättern, darunter ist eine Schilderung der Donaureise besonders hervorzuheben. Freiherr von S. war seit 4. October 1808 mit Maria Magdalena Freiin von Born vermält. Die Nachkommenschaft aus dieser Ehe ist aus der Stammtafel ersichtlich.

Schriften des historischen Vereins für Innerösterreich (Gratz 1848, gr. 8°.) I. (und einziges) Heft, S. 189–206: „Joseph Camillo Freiherr von Schmidburg“, von Costa (dem Vater).