BLKÖ:Schmidt Edler von Zabierow, Joseph Karl

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Schmid, Karl
Band: 30 (1875), ab Seite: 280. (Quelle)
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75. Schmidt Edler von Zabierow, Joseph Karl (k. k. Gubernialrath, geb. in Böhmen um das Jahr 1720, Todesjahr unbekannt). Trat nach beendeten Studien bei dem kön. Rakonitzer Kreisamte in Böhmen im Juni 1748 in den Staatsdienst, in welchem er durch 41/4 Jahre in den Eigenschaften eines Praktikanten, Kanzlisten und Protokollisten thätig war. Später kam er zur steirischen Rectification, da aber zu einer ersprießlichen Geschäftsführung in diesem Dienste ökonomische Kenntnisse unerläßlich waren, verwendete ihn der damalige Repräsentations-Präsident Graf Schaffgotsch in solchen Diensten, in welchen er sich jene aneignen konnte, auch schickte man ihn auf kaiserliche Kosten auf Reisen in’s deutsche Reich, nach Westphalen und Niedersachsen, wo er sich mit der dortigen Bodencultur und Verwaltungsverhältnissen bekannt machte, worauf er, um nun seine gewonnenen Kenntnisse und Erfahrungen praktisch zu verwerthen, mit verschiedenen Güterverbesserungen und Inspectionen in Böhmen, Mähren, Schlesien, in beiden Erzherzogthümern und in der Steiermark betraut wurde. Ihm ist nun auf denselben eine rationellere Acker- und Wiesenpflege zu verdanken, der Anbau von Klee, Kunstfutter, Erdäpfeln und Flachs in Gegenden, wo die Kenntniß dieser Culturen bis dahin ganz unbekannt war; ferner die Veredlung der Schafzucht, ein nutzbarer Hornviehstand, die Einführung einer verbesserten Pferdezucht, diese letztere vornehmlich auf den böhmischen Cameral-Herrschaften Pardubitz, Podiebrad, Kollin, Brandeis und Zbirow. Dabei hatte er sorgfältig darauf Bedacht, das Verhältniß zwischen Obrigkeit und Unterthan, zwischen Gutsherrschaft und Bauer in ein weniger beschwerliches, möglichst günstiges zu gestalten; seine Fürsorge bewährte sich am trefflichsten und folgereichsten in den schweren Theuerungsjahren 1770 bis 1772, in welchen er seine zeitlich angeschafften Vorräthe an die der Hungersnoth preisgegebenen Landleute unentgeltlich vertheilte, für allen unangebauten Dominicalgrund Futter- und Erdäpfelsamen beistellte und so die Bevölkerung vor dem Jammer und den Folgen des Hungers bewahrte und die Auswanderung aus den heimgesuchten Gegenden verhinderte. Als arbeitendes Mitglied des engeren Ausschusses der ökonomischen Gesellschaft in Niederösterreich unterstützte [281] er ebenso auf das Eifrigste die ah. anbefohlene Vertheilung und Urbarmachung der überflüssigen und unnutzbaren Hutweiden, als er durch Anstiftung neuer Familien in den durch den Nutzbau der Cultur gewonnenen Gegenden auch in dieser Richtung ungemein zum Besten des Staatswohles thätig war. Im Jahre 1774 beabsichtige die Kaiserin Maria Theresia, S. nach Galizien als Administrator dortiger Staatsgüter zu schicken, gab aber diese Absicht auf, als um diese Zeit die bedenklichen Bauernunruhen in Böhmen ausbrachen. S. mußte nun den Hofrath von Raab nach Böhmen begleiten, um auf den dortigen Exjesuiten-Herrschaften Schurz und Schazlar das Robotabolitions-Meierschaft-Zerstückungssystem zu prüfen, und wenn es gut befunden, dasselbe auf allen Cameralherrschaften, Jesuiten-, Religionsfond- und kön. städtischen Gütern einzuführen. S. unterzog sich dieser Aufgabe und löste dieselbe gemeinschaftlich mit Raab auf den Herrschaften Libeschitz, Brandeis und Pardubitz, sodann aber allein auf den Cameralherrschaften Proßnitz, Zbirow, mit den zugetheilten Gütern Königinhof, Trastek, Miroschau, auf den Exjesuiten-Gütern Wellenschloß, Wreschitz, auf den Gütern der k. Städte Beraun, Rokyczan, Pilsen, Saaz, Brüx, Komotau, Böhmisch-Brod und Kaurczim, dann auf jenen der k. Leibgedingstädte Bidschow, Königgrätz, Hohenmauth, Chrudim und Politschka und auf den Gütern der kön. Altstadt Prag. Nun wurde S. vorerst Oberamtmann auf der Cameral-Herrschaft Brandeis und später Staatsgüter-Administrator der Pardubitzer Abtheilung in Böhmen. In der Folge wurde S. als Domänen-Untersuchungs-Commissär nach Tirol entsendet, wo er die Liquidirung und Auseinandersetzung des durch eilf Jahre unerledigt gebliebenen und unerhobenen Halleraugeschäftes, dann der noch verwickelteren und über ein Vierteljahrhundert unberichtigten Moosbaugeschichte zwischen Siebeneich und Sigmundskron bei Botzen durchführte. Darauf begab er sich nach Vorarlberg und untersuchte dort wie in Tirol die Domänen, nahm das ganze Land in seiner politischen und gerichtlichen Eigenschaft zum ersten Male mit aller Genauigkeit auf; untersuchte und beschrieb die in der fürstlich Liechtenstein’schen Reichsherrschaft Vaduz gelegenen, zur ehemaligen k. k. Veste Glinziliberg gehörigen Gutenberg’schen Güter, ordnete ferner mit großem Geschicke die dortigen völlig verwickelten Verhältnisse, was bei dem Verluste der Urkunden über Herkommen und Gerechtsame mit nicht geringen Schwierigkeiten verbunden war, in so ersprießlicher Weise, daß der bisherige, nur wenige hundert Gulden betragende Pachtertrag auf die Summe von vielen Tausenden gesteigert wurde. Als Anerkennung dieser Arbeiten wurden S. nicht nur wiederholte kais. Belobungsdecrete zu Theil, er wurde später auch zum n. ö. Gubernialrathe befördert, mit dem Domänenreferate betraut und im Jahre 1794 in den erbländischen Adelstand mit dem Prädicate Zabierow und dem Ehrenworte „Edler von“ erhoben.

Adelstands-Diplom ddo.26. Februar 1794. – Wappen. In Roth auf grüner Erde ein goldener, aufrecht vor sich schreitender Löwe, welcher in der rechten vorgestreckten Pranke einen sechseckigen silbernen Stern emporhält. Auf dem Schilde ruht ein rechtsgekehrter goldgekrönter Turnierhelm. Auf der Krone erheben sich zwei Büffelhörner, deren vorderes golden über roth und hinteres roth über Silber, in der Mitte quergetheilt ist und denen der obbeschriebene goldene Löwe eingestellt ist. Die Helmdecken sind beiderseits roth, rechts mit Gold, links mit Silber unterlegt.