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BLKÖ:Raab, Franz Anton Ritter von

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Raab, Georg
Band: 24 (1872), ab Seite: 155. (Quelle)
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Raab, Franz Anton Ritter von (k. k. Hofrath, geb. zu St. Leonhard im Lavantthale in Kärnthen 21. December 1722, gest. zu Wien 20 April 1783). Nachdem er in Gratz die rechtswissenschaftlichen Studien beendet und daraus die Doctorwürde erlangt, widmete er sich anfänglich der Advocatur, welche er aber im Jahre 1750, eine Staatsbedienstung annehmend, aufgab. Die Kaiserin Maria Theresia, auf die Hebung des Triester Freihafens bedacht und auf die Tüchtigkeit R.’s aufmerksam geworden, ernannte den kaum 30jährigen Sachwalter zum Intendanzrath in Triest, in welcher Stellung er so ersprießliche Dienste leistete, daß er bereits im Jahre 1755 in den erbländisch-österreichischen Ritterstand erhoben wurde. Im Jahre 1773 berief ihn die Kaiserin, unter gleichzeitiger Ernennung zum Hofrathe, zu der in Wien errichteten Commerzcommission. Die in Folge der vorhergegangenen langjährigen Kriege zerrütteten Verhältnisse des Kaiserstaates erheischten die mannigfaltigsten Arbeiten, um den gesunkenen Wohlstand der einzelnen Länder neu zu beleben, die Production zu steigern und die Industrie nach den [156] verschiedenen Richtungen zu heben. R. war es nun, welcher manche schöpferische Ideen zur Ausführung brachte und sich um die Förderung des Wohlstandes der Monarchie wesentliche Verdienste erwarb. So hatte er die Ideen zur Verbesserung der Schafzucht durch spanische Heerden, zum Seidenbaue, zur Anpflanzung von Krapp und dem noch heute in der Gegend von St. Pölten stark gebauten Saflor, sowie von anderen Farbkräutern, zur Anlage von Wollzeug-Fabriken, zur Emporbringung der Bienenzucht, theils durch Gestattung des Wanderns, theils durch Mauthbefreiung und Aufhebung des Bienenzehents, zur Vertheilung der Hutweiden und zur Urbarmachung oder Ländereien angeregt und ihre Verwirklichung theils selbst ausgeführt, theils gefördert. So wurde in Meidling nächst Wien eine Musterschule für Seidenbau, für die Cultur der Farbenkräuter, ebenda auch, in dem damals kaiserlichen Schlosse, dem heutigen Theresienbaue, eine später nach Linz übersetzte Wollenzeug-Fabrik errichtet; auf der öden Wiener-Neustädter Haide entstand unter seiner unmittelbaren Leitung der Ort Theresienfeld, eine Ansiedlung kais. verdienter Officiere, welche die Unterstützung aus Staatsmitteln erhielten. Als dann R. zum geheimen Staatsreferendar und Director der kaiserlichen Domänen in Böhmen ernannt worden war, erwarb er sich durch seine Reformen und dort eingeführten zweckmäßigen Einrichtungen nur noch größere Verdienste. Er hatte dort ein eigenes, nach ihm „Raabisirung“ genanntes, auf der Aufhebung der Leibeigenschaft und einer entsprechenden Grundzerstückung beruhendes System eingeführt. Es wurden nämlich die unterthänigen Frohnen in andere, minder lästige Schuldigkeiten verwandelt, ferner die Meierschafts- und übrigen Dominical-Grundstücke unentgeltlich vertheilt. Da sich dieses auf allen landesf. Domänen und unter der Aufsicht der Staatsverwaltung stehenden Stiftungs-, Klöster- und städtischen Gütern in Böhmen eingeführte System bald als sehr vortheilhaft erwies, wurde es wegen seines in allen Beziehungen für Herrschaft und Unterthanen einleuchtenden Nutzens und insbesondere in staatswirthschaftlicher Hinsicht bald auch nach Niederösterreich (1775), Mähren (1777), in welchen zwei Provinzen R. selbst die Ausführung übertragen wurde, dann nach Steiermark (1778) und Galizien (1782) übertragen. Inmitten dieser verdienstvollen und ersprießlichen Wirksamkeit wurde R. im Alter von 61 Jahren dahingerafft. R. hat auch, außer einem im Jahre 1776 erschienenen Gedichte auf die Kaiserin Maria Theresia in lateinischer Sprache, ein paar Schriften in der Richtung seiner amtlichen Thätigkeit geschrieben, und zwar: „Anfangsgründe der Handlung. Aus dem Französischen übersetzt“ (Triest 1762, 4°.) und „Unterricht über die Verwandlung der k. k. böhmischen Domänen in Bauerngüter. Mit Allerh. k. k. Bestätigung herausgegeben. Motto: „Jnde tibi, quid immittere cupias. Livius I in praefat.“ (Wien 1777, 4°.). Ueber die Familie dieses verdienten Staatsmannes siehe die Quellen.

(De Luca) Das gelehrte Oesterreich. Ein Versuch (Wien 1778, v. Trattnern, 8°.) I. Bds. 2. Stück, S. 35. – Oesterreichische National-Encyklopädie von Gräffer und Czikann (Wien 1835, 8°.) Bd. IV, S. 330; Bd. VI, S. 585 [in diesem wie im vorigen Werke sind die Angaben über Raabs Geburtsort unrichtig, nach beiden ist er in Klagenfurt geboren. Nach einem mir zugekommenen Schreiben seines Urenkels Paul Ritter von Raab ist der Geburtsort von Franz Anton Ritter von Raab St. Leonhard im Lavantthale Kärnthens und nicht Klagenfurt]. – Pezzl (Johann), Loudon’s [157] Lebensgeschichte (Wien 1791, J. V. Degen, 8°.) S. 218 u. f.
Ueber die Familie der Franz Anton Ritter von Raab. Hofrath von Raab hatte acht Kinder, von denen Franz Kreishauptmann in Galizien war; Anton war Hofrath, General-Polizei-Director in Mailand und Ritter des kais. österreichischen Leopold-Ordens; – Joseph (gest. zu Wien 1. Juni 1836) hatte über 40 Jahre im Oriente, in Constantinopel, Smyrna, Bukarest, Jassy zugebracht: auch war er mit dem Leopold-Orden ausgezeichnet[WS 1]. Die kais. Hofbibliothek verdankt ihm manche Bereicherung an orientalischen Werken;Franz Joseph war Hofrath bei der k. k. Hofkammer in Münz- und Bergsachen in Wien. – Von den Töchtern war Eleonore mit dem spanischen Gesandten in Wien, della Huerta, verheirathet und ist zu Valenzia in Spanien gestorben, ihre reiche und kostbare Mineraliensammlung, welche der berühmte Mineralog Mohs geordnet und über welche ein gedruckter Katalog erschienen, ist später in den Besitz des Freiherrn von Sina übergegangen; – eine zweite Tochter, Johanna, hat mit ihrem Gatten d’Elcuyar, der Director der spanischen Bergwerke in Amerika, war, über 40 Jahre in Mexiko zugebracht und übersiedelte nach dessen Tode nach Madrid, wo sie 1833 im hohen Alter starb.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: ausgegezeichnet.