BLKÖ:Schrodt, Joseph Franz Lothar

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Schrodt
Band: 31 (1876), ab Seite: 307. (Quelle)
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Schrodt, Joseph Franz Lothar (Rechtsgelehrter, geb. zu Würzburg 30. Juni 1727, gest. zu Prag 23. December 1777). Das Andenken dieses berühmten Rechtsgelehrten aus den Tagen der Kaiserin Maria Theresia bewahren uns mit wenigen Worten Adauct Voigt und Faustin Prochaska. Im „Slovník naučný“ suchen wir diesen Namen vergebens. Schrodt bekennt sich eben nicht zu den Anhängern des böhmischen Staatsrechts, welches die Herausgeber des „Slovník“ vertreten. Schrodt, welcher an der Würzburger Hochschule die Rechtswissenschaften beendet hatte, erlangte an derselben die juridische Doctorwürde und wurde an die Prager Hochschule berufen, wo er k. k. Rath, k. k. Landesgrenz-Commissionsbeisitzer und o. ö. Lehrer des allgemeinen Staats- und Lehenrechts an der dortigen Hochschule war. Die Zeit seiner Thätigkeit fällt in die Jahre 1752 bis etwa 1772, gerade, als wiederholt die Reformen des Studienwesens an der Prager Hochschule in Wirksamkeit traten. Zuerst, nämlich im Jahre 1747, in welchem durch königliche Verordnung Verbesserung der Studien an der philosophischen, juridischen und medicinischen Facultät mit Uebergehung der Vorschriften des Ordens der Jesuiten eingeführt wurden, welche bisher gegen Reformationsvorschläge jeder Art ihre Ordensstatuten vorzuschützen pflegten und dadurch jeden Fortschritt in den Studien, wie die Zeit ihn erheischte, lähmten. Zum andern Male im Jahre 1752, in welchem neue Versuche der Jesuiten, die Herrschaft im Studienwesen zu behalten, durch eine Entschließung der Kaiserin vom 4. November vereitelt wurden, da die Kaiserin den hochwürdigen Herren PP. hinsichtlich der Berufung auf ihre Privilegien ausdrücklich bedeutete: „daß es der unumschränkten landesfürstlichen Macht in allen Fällen freistehe, dasjenige zu veranstalten, was das allgemeine Beste erheischt, welches von der Verbesserung der Studien nicht wenig abhänge“. Auch die juridische Facultät erfreute sich der besonderen Fürsorge der großen Kaiserin. Prochaska schreibt: „Jurisprudentiae Augustae Mariae Theresiae imperio, ea lux primum oborta est, quae maiora in dies incrementa capit. Namquae illa iuris doctores liberos metu prima puritatis tempora cum nova disciplina contendere, adulterina decreta Romanisque pontificibus supposita convellere atque auditoribus indicare, postremo ea, quae iuri regio derogarent firmis argumentis refellere facto anno CIƆIƆCCLIII decreto jussit. Quum hoc nomine, tum ob illustrem scriptoris doctrinam institutiones juris canonici J. F. Lotharii Schrodtii cupide leguntur, quibus percifiendis mortem intercessisse auctoris, boni pariter et literati dolent.“ Schrodt’s in keinem Bücherkataloge, [308] weder bei Kayser, noch Engelmann noch Stubenrauch verzeichnete Schriften heißen: „Dissertatio de iure successionis feminae in inclyto regno Bohemiae“ (Pragae 1750, 4°.); – „Dissertatio polemica ad illustrandum articulum V. instrumen. Pacis Westphalicae“ (ibid. 1762, 4°.); – „Systema iuris publici universalis“ (Pragae 1765; Bambergae 1780, 4°.); – „Systema iuris gentium“ (Pragae 1768; Bambergae 1780, 4°.); – „Institutiones iuris canonici ad ordinem decretalium Gregorii IX“ P. I–III (Dresdae 1769–1776, 4°.); – „Dissertatio de origine et finibus iuris de non euocando et priuilegii de non appellando in J. R. G.“ (ibid. 1772, 4°.); die „Braunschweiger Anzeigen“ vom Jahre 1754 enthalten in Nr. 31 seine „Anmerkungen über die Curatel eines Blinden“. Ein frühzeitiger Tod, der ihn im schönsten Mannesalter von 50 Jahren dahinraffte, hatte Schrodt’s Thätigkeit auf dem wissenschaftlichen Gebiete, in welchem er als tüchtiger Fachmann glänzte, leider zu früh unterbrochen.

Prochaska (Faustinus), De saecularibus liberalium artium in Bohemia et Moravia fatis Commentarius (Pragae 1782, Ad. Math. Schmadl, 8°.) p. 410. – Voigt (Adauct), Acta literaria Bohemiae et Moraviae (Pragae 1774, J. C. Hraba, 8°.) Voluminis I. Pars VI, p. 414. – Weidlich’s Lexikon aller jetztlebenden Rechtsgelehrten, S. 162. – Pütter, Literatur des deutschen Staatsrechts, II. Theil, S. 129. – Journal von und für Deutschland, Stück 9, S. 772 (von Schneidawind).