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BLKÖ:Schroff, Karl Damian Ritter von

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Schröter, Joseph
Band: 32 (1876), ab Seite: 12. (Quelle)
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Schroff, Karl Damian Ritter von (Arzt und Fachschriftsteller, geb. zu Kratzau in Böhmen 12. September 1802). Jüngerer Bruder des Emanuel Stephan S. [s. d. Quellen S. 15, Nr. 1]. Sein Vater Michael war herrschaftlicher Wundarzt in Kratzau und ein geschickter Geburtshelfer, auch besaß er bessere Bildung, als sonst bei untergeordneten Landärzten anzutreffen ist, und überwachte sorgfältig die Erziehung seiner Kinder, für deren höhere Ausbildung er keine Mittel scheute. Karl besuchte die deutsche Schule des Städtchens und beendete die Gymnasialclassen und philosophischen Studien in Prag. Alsdann dem Studium der Medicin sich zuwendend, welches er in Prag, beendete, wurde er klinischer Assistent des Professors Krombholz, dann Secundararzt, war zuletzt ein einhalb Jahr Primararzt bei der Prager Irrenanstalt; und versah zugleich das Physicat des Prager Taubstummen-Instituts. 1830 erhielt er die Professur der theoretischen Medicin für Wundärzte an der Universität in Olmütz und versah 1832 das Choleraspital; 1835 wurde er Professor desselben Faches an der Universität in Wien, worauf er im folgenden Jahre eine größere Reise durch Deutschland, Frankreich, England, Belgien, Holland, die Schweiz und Italien unternahm und auch die Curorte besuchte. Im Jahre 1849 wurde ihm die Lehrkanzel der allgemeinen Pathologie und Pharmakologie ebenda übertragen, wozu als dritter Gegenstand die Pharmakognosie, [13] letztere auch für Apotheker obligat, hinzukam. In dieser Eigenschaft war er auch als Fachschriftsteller thätig und erschienen von ihm folgende selbstständige Werke: in Gemeinschaft mit seinem Bruder Emanuel Stephan: „Arzneimittellehre mit besonderer Berücksichtigung der österreichischen Pharmakopöe vom Jahre 1836 und Receptirkunde“ (Wien 1833, Gerold), wovon die 2. (ebd. 1837, gr. 12°, erschienene) Auflage von Karl Damian allein herausgegeben wurde und welche auch den Titel: „Taschenbuch der Arzneimittellehre und Receptirkunde nach dem neuesten Standpuncte dieser Wissenschaften“ führt; – „Lehrbuch der Pharmakognosie“ (Wien 1852, Braumüller); 2. verm. Aufl. „mit besonderer Berücksichtigung der österreichischen Pharmakopöe vom Jahre 1869“ (ebd. 1869, Braumüller, gr. 8°.); – „Lehrbuch der Pharmakologie mit besonderer Berücksichtigung der österreichischen Pharmakopöe vom Jahre 1855“ (Wien 1856, Braumüller, Lex. 8°.; 2. verm. Aufl. ebd. 1862); 3. verm. Aufl. „mit besonderer Berücksichtigung der österreichischen Pharmakopöe vom Jahre 1869“ (ebd. 1868, Braumüller, gr. 8°.); – „Die Universität als Heilmittel. Rede, gehalten am 15. December 1856 beim Antritte des Rectorats an der Wiener Hochschule“ (Wien 1857, Braumüller, Lex. 8°.); – „Das pharmakologische Institut der Wiener Universität. Aus Anlass der 500jährigen Jubelfeier dieser Universität beschrieben“ (ebd. 1865, Braumüller, 8°.). Ungleich größer ist die Zahl seiner wissenschaftlichen Abhandlungen, wohl über ein halbes Hundert, welche einen tiefen Einblick in die Natur und Wirkungsweise vieler, vorzugsweise narkotischer Arzneikörper gewähren, es seien davon erwähnt: „Magnesium oxydhydrat als Gegengift gegen arsenige Säure“; – „Verhalten der Arsensäure zur arsenigen Säure in toxikologischer[WS 1] Hinsicht“; – „Toxikologische Versuche über Arsen“; – „Ist metallisches Arsen giftig?“ – „Ueber Aloëkrystalle“; – „Ueber Cantharidin und sein Verhältniß zu den spanischen Fliegen“; – „Ueber das Verhalten der fetten Oele zu den Canthariden und zum Cantharidin bei Vergiftungen mit diesen Substanzen“; – „Eine Vergiftung mit Hachich“. Schon die Titel der vorgenannten Abhandlungen bezeugen die praktische Wichtigkeit der darin behandelten Fragen. Nicht minder wichtig sind viele von ihm behandelte Artikel in pharmakodynamischer Hinsicht, so u. a.: „Ueber die Einwirkung der verschiedenen Verbindungen des Arsens mit Schwefel“ (in Heller’s Archiv); – „Ueber arseniksaures Kupferoxyd, über metallisches Arsen und deren Einfluß auf den thierischen Organismus“ (Zeitschrift der Gesellschaft der Aerzte); – „Ueber Aconit in pharmakognostischer, toxikologischer und pharmakologischer Hinsicht“ (Prager Vierteljahrschrift); – „Beitrag zur Anwendung des Aconit in Krankheiten“ (Zeitschrift d. Gesellsch. d. Aerzte); – „Beitrag zur sicheren Kenntniß des Sturmhutes und der aus ihm dargestellten Präparate“ (Reil’s Journal, Bd. I); – „Ueber Aconitum Lycoctonum“ (medic. Jahrbücher, Zeitschrift d. Ges. d. Aerzte, 1861); – „Ueber Rheum, besonders in mikroskopischer Beziehung, und über Rheum austriacum insbesondere“ (Prager Vierteljahrschr.); –,Ueber die wirksamen Bestandtheile der Rhabarber und über Rheum palmatum“ (Zeitschrift d. Ges. d. Aerzte); – „Ueber Colchicum-Zwiebel und Versuche an Menschen und Thieren“ (Zeitschr. d. Ges. d. Aerzte); – „Ueber den Einfluß der verschiedenen Trocknungsweisen der Knollenstärke der Zeitlose auf ihren Gehalt an wirksamen Bestandtheilen und [14] auf ihr Aussehen“ (ebd.); – „Ueber Colchicin und das Verhalten des Knollenstocks zu den Samen“ (österr. Zeitschrift f. prakt. Heilkunde); – „Ueber Hyoscyamus und die Extracte desselben“; – „Ueber Hyoscyamin“; – „Ueber Belladonna, Atropin und Daturin“ (Zeitschr. d. Ges. d. Aerzte); – „Conium maculatum“ (ebd.); – „Helleborus und Veratrum, pharmakognostisch, toxikologisch, pharmakodynamisch-historisch“ (Prager Vierteljahrschrift, Bd. 42–44, und Zeitschrift d. Ges. d. Aerzte, 1860); – „Cyclamin und der Wurzelstock von Cyclamen europaeum“ (Zeitschr. d. Ges. d. Aerzte, 1859); – „Taxus baccata“ (ebd.) u. m. a. Diese für die Wissenschaft so wichtigen Untersuchungen der Arzneikörper wurden aber zunächst ermöglichst durch die Begründung eines pharmakologischen Instituts, worin er an dem damaligen Unterrichtsminister Grafen Thun einen Gönner und Förderer fand, der ihm, wenngleich nur bescheidene Mittel zur Anschaffung pharmakognostischer Sammlungen anwies und ihn dadurch in den Stand setzte, selbständig arbeiten zu können. Bald schaarte sich ein Kreis junger, wissensdurstiger Männer um den Meister, und nun begannen jene sorgfältigen Versuche an Thieren, deren Resultate theils in den oben angeführten Abhandlungen, theils in seinen Lehrbüchern niedergelegt sind und worin so viele fragliche Puncte bezüglich der wirksamen Bestandtheile, ihrer Vertheilung auf die verschiedenen Elemente der Pflanzen, des Einflusses der verschiedenen Entwicklungsperioden und der verschiedenen Pflanzenspecies eines und desselben Genus auf den Gehalt und die Art der wirksamen Stoffe möglichst endgiltig erledigt oder doch einer solchen Erledigung nahe gebracht sind. Was S.’s Thätigkeit als praktischer Arzt und organisirender Fachmann betrifft, so muß auf seine wesentliche Theilnahme an der Organisirung der Prager Irrenanstalt, welche damals (1828–1830) als eine der besten der Monarchie galt, auf seine Verwendung als Sachverständiger in Fällen der Psychiatrie, namentlich durch Begutachtung in Strafprocessen, auf die durch ihn bewirkte und geleitete Errichtung des Choleraspitals in Olmütz im Jahre 1831, auf seine (seit 1851 datirende) Mitgliedschaft der ständischen Medicinal-Commission im k. k. Ministerium des Innern, wobei er an den verschiedenen Organisationsarbeiten in Medicinalsachen und an den Arbeiten über die österreichische Pharmakopöe, welche im Jahre 1855 erschien, wesentlich theilnahm, hingewiesen werden. Als Mitglied der Wiener Hochschule und eben damals als Rector derselben nahm er auf „eigene Kosten“ Theil an der Feier des 400jährigen Jubiläums der Freiburger Hochschule, wodurch, da amtlicher Seits nicht verfügt worden, die Ehre der Wiener Hochschule als Mutter-Hochschule der Tochter-Universität Freiburg gewahrt wurde; auch leitete er in den Jahren 1860–1865 als Präsident des Jubel-Comité’s die Verhandlungen, welche das 500jährige Jubiläum der Wiener Universität betrafen; die von Schroff aus Anlaß dieser Feier herausgegebene Schrift wurde unter seinen Werken erwähnt. Schroff’s Verdienste um die Wissenschaft wurden theils in Kreisen derselben, theils von Seite der Regierung mehrfach gewürdigt, er ist nämlich Mitglied mehrerer gelehrten Gesellschaften und Vereine, Präses-Stellvertreter der k. k. Gesellschaft der Aerzte, war seit Errichtung des k. k. Unterrichtsrathes bis zu dessen Auflösung, Mitglied desselben, Se. Majestät der [15] Kaiser aber ernannten ihn zum wirklichen Regierungsrathe und verliehen ihm mit ah. Entschließung vom 10. December 1866 das Ritterkreuz des Leopold-Ordens, worauf im folgenden Jahre die Erhebung in den erbländischen Ritterstand erfolgte.

Ritterstands-Diplom ddo. Wien 15. März 1867. – Taschenbuch der Wiener k. k. Universität für das Jahr 1857 (Wien, kl. 8°.) S. 136. – Hirschel (Bernh. Dr.). Compendium der Geschichte der Medicin von den Urzeiten bis auf die Gegenwart. Zweite umgearb. u. verm. Aufl. (Wien 1862, Braumüller, gr. 8°.) S. 418, 530, 531, 532, 534, 539. – Porträte. 1) Unterschrift: Dor C. D. Schroff, o. ö. Professor der Pharmakologie und allgemeinen Pathologie an der Hochschule zu Wien. Glinski lith. 1859. Gedr. bei Jos. Stoufs (Wien, Fol.). Albumblatt, seitwärts das Facsimile des Namenszuges Schroff; – 2) Unterschrift. Facsimile des Namenszuges: Carl D. Schroff, in der zweiten Zeile: Professor d. Medicin, k. k. Regierungsrath u. d. Z. Rector magnificus. Rud. Hoffmann lith. nach einer Photografie. Gedruckt bei Jos. Stoufs, Wien (Paterno, Fol.); – 3) Kaiser lith. (Wien, Fol.); – 4) lith. von Eybl (Wien, Leykam, kl. Fol.). – Wappen. In von Gold und Blau längsgetheiltem Schilde rechts eine in der Botanik Sylphium genannte Pflanze in ihrer Blüthe von natürlicher Gestalt und Farbe und links ein auf drei aus dem Fußrande aufsteigenden Felsenspitzen auf, gerichteter natürlicher Steinbock. Auf dem Hauptrande des Schildes ruhen zwei gekrönte Turnierhelme. Die Helmkrone zur Rechten trägt pfahlweise ein natürliches blühendes Sylphium, aus jener zur Linken wächst ein natürlicher Steinbock hervor. Die Helmdecken sind blau, mit Gold belegt. Unter dem Schilde verbreitet sich ein blaues Band, darauf in goldener Lapidarschrift die Devise: „In fide et scientia salus mea“.


Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: toxigologischer