BLKÖ:Schultes, Sigismund
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich | |||
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Band: 32 (1876), ab Seite: 177. (Quelle) | |||
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Andreas. Als Seelsorger, Religionslehrer und Mitbruder hatte sich S. so beliebt gemacht, daß die Mitglieder des Stiftes bei der canonischen Wahl eines neuen Oberhauptes am 26. Jänner 1832 den noch jugendlichen Priester Sigismund zu ihrem Abte erwählten. Die feierliche Benediction des Gewählten erfolgte am 28. Jänner. Wie früher als Seelsorger und Religionslehrer, war nun S. als Abt während einer nahezu 30jährigen Amtswirksamkeit ein musterhaftes Vorbild seines Ordens; ein erhebendes Beispiel aufopfernder gemeinnütziger Wirksamkeit. Er war ein unterstützendes und thätiges Mitglied der meisten gemeinnützigen Anstalten und Wohlthätigkeits-Gesellschaften Wiens; er verwaltete vom Jahre 1834 bis 1849 das Amt des Vicedirectors der theologischen Studien; die Universität, welcher er als Doctor der Theologie und Mitglied der theologischen Facultät angehörte, erwählte ihn auch im Jahre 1851 zum Rector magnificus. Als Mitglied und Ausschußrath der Landstände entfaltete [178] er eine ausgezeichnete Thätigkeit, wofür ihm mehrmals die Anerkennung schriftlich ausgesprochen wurde. Für sein Stift entwickelte er eine väterliche Sorgfalt; selbst bedeutenden Kostenaufwand nicht scheuend, war er für die Verschönerung der vielen stiftlichen Pfarrkirchen, für die Herbeischaffung werthvoller kirchlicher Paramente und Geräthschaften, für die Erhaltung und Renovirung der Pfarrhöfe und zahlreicher Pfarrschulen sorgfältig bedacht. Unter den kostspieligen Neubauten, welche durch seine Fürsorge begonnen und vollendet wurden, ist namentlich das schöne Gotteshaus der Pfarre Platt zu erwähnen. Sowie seine Aufmerksamkeit auf die Bedürfnisse der Seelsorge gerichtet war, blieb seine Sorgfalt nicht minder der Förderung des Gymnasialunterrichts zugewendet. Als im Jahre 1849 für die österreichischen Gymnasien ein neuer Lehrplan angeordnet wurde, war das Stift in der glücklichen Lage, das ganze Gymnasium von acht Classen mit Lehrern aus dem Stifte besetzen zu können; denn seit Jahren schon war der Stiftsabt darauf bedacht, taugliche Lehrkräfte für das Gymnasium heranzuziehen. Ferner scheute er keine Kosten, um sowohl die nöthigen Oertlichkeiten, als auch die neuen kostspieligen Lehrmittel, namentlich für den physikalischen und naturgeschichtlichen Unterricht, herbeizuschaffen und alljährlich noch zu bereichern, so daß gegenwärtig das Schotten-Gymnasium in Wien zu den ersten Anstalten dieser Art im Kaiserstaate zählt. Hierbei muß erwähnt werden, daß die Bestreitung aller Auslagen für den Gymnasialunterricht einzig und allein aus den Stiftsrenten erfolgt, deren Quellen durch das Jahr 1848 bedeutend geschwächt worden sind. Dieses verdienstliche Wirken fand auch die Allerhöchste Anerkennung, indem ihm bei Gelegenheit der siebenten Säcularfeier des Stiftes im Jahre 1858 das Ritterkreuz des Leopold-Ordens verliehen wurde; das Jahr zuvor aber überreichte ihm der Convent anläßlich seiner 25jährigen Amtswirksamkeit einen silbernen Hirtenstab von künstlerischer Ausführung. Priester und Mensch in des Wortes edelster Bedeutung, lebte er für sich im höchsten Grade einfach, wirkte aber desto reichlicher für wohlthätige Zwecke. Unzählige Arme und Hilfsbedürftige fanden seine Hand stets mild und offen zum Geben, doch so, daß er selbst vor seinen Vertrautesten seine Liebeswerke verbarg. Allen, die zu ihm kamen, trat er mit gewinnender Freundlichkeit entgegen; mit engelgleicher Güte und Milde aber den Hilfe- oder Rathsuchenden. In die Zeit seiner abtlichen Regierung fällt ein großes Unglück, dessen Ausdehnung nur durch Se. Majestät den Kaiser selbst glücklicherweise auf die engsten Grenzen beschränkt wurde. Am 24. Juli 1854 brach Nachts auf dem Dache des Schottenstiftes ein verheerendes Feuer aus, durch welches das schöne und ausgedehnte Kupferdach des mächtigen Baues vernichtet wurde. Als der Monarch Kunde erhielt von dem gewaltigen Brande, eilte er noch in der Nacht aus Laxenburg an die Brandstätte, und nur die energischen Befehle und Anordnungen des Kaisers retteten das Stift, dessen Brand ein furchtbar prächtiges, nie gesehenes Schauspiel darbot, vor gänzlicher Vernichtung.
Schultes, Sigismund (Abt des Benedictinerstiftes zu den Schotten in Wien, geb. daselbst 26. September 1801, gest. ebenda 1. März 1861). Seine Eltern bestimmten ihn für die Studien; für das Gymnasium vollständig vorbereitet, besuchte er jenes der Piaristen in der Josephstadt und nahm, als er die philosophischen Studien an der Wiener Universität mit Auszeichnung beendet hatte, 19. October 1819 das Ordenskleid des heil. Benedict im Schottenstifte. Am 22. October 1822 legte er die Ordensgelübde ab und las am 8. September 1824 seine erste Messe. Nach kurzer Frist bestimmte ihn der damalige Stiftsvorstand zum Cooperator an der Pfarre Gaunersdorf und nach zwei Jahren zum Cooperator der Vorstadtpfarre Schottenfeld. In jedem dieser Berufskreise war P. Sigismund mit vollem Eifer thätig; offenbarte einen liebevollen, jedoch männlich ernsten Sinn, besonders in seiner Wirksamkeit als Beichtvater, am Krankenbette und in seinem Umgange mit Allen, die sich ihm näherten. Der Reichthum und die Kraft seines Geistes trat aber namentlich auf dem Gebiete der Kanzelberedsamkeit hervor, in welchem er eine so verdienstliche Wirksamkeit an den Tag legte, daß er deßhalb zum Curaten und Prediger an der Stiftspfarre in der inneren Stadt befördert wurde. Im Jahre 1829 wurde er zur Uebernahme des Amtes eines Religionslehrers am Gymnasium des Stiftes berufen; auch in dieser neuen Amtswirksamkeit entwickelte er großen Eifer, aber der von Natur schwächliche Körper war solchen physischen Anstrengungen nicht gewachsen. Schon nach drei Jahren wurde P. Sigismund von einem bedenklichen Brustübel befallen, dessen Folgen er sein ganzes Leben hindurch empfinden mußte. Um diese Zeit starb der Abt- Wiener Zeitung (gr. 4°.) 1861, Nr. 78, S. 1221: „Dr. Sigismund Schultes“. – Salzburger Kirchenblatt (4°.) 1861] Nr. 15, S. 117: „Dr. Sigismund Schultes“. – Sonntagsblatt für alle Stände (Wien, 8°.) 1861, Nr. 15: „Dr. Sigismund Schultes“. – Hauswirth (Ernest Dr.), Abriß einer Geschichte der Benedictiner-Abtei U. L. F. [179] zu den Schotten in Wien (Wien 1858, Mechitaristen, 4°.) S. 165.