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BLKÖ:Schwarzenberg, Johann Adolph Fürst (1615–1683)

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
korrigiert
Band: 33 (1877), ab Seite: 27. (Quelle)
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34. Johann Adolph, erster Fürst von Schwarzenberg (geb. 1615, gest. zu Wien, 23. Mai 1683), von der heut noch blühenden fürstlichen Linie, ein Sohn des Grafen Adam [s. d. S. 10, Nr. 1], aus dessen Ehe mit Margarethe Hartard Freiin von Pallant. Der nicht minder berühmte Sohn eines berühmten Vaters, dessen Geschicke den Sohn bestimmt haben mochten, lieber dem Hause Habsburg zu dienen, als jenem Hohenzollern’s, das dem Vater für dessen treue Dienste so wenig Dank wußte. Johann Adolph wurde sehr sorgfältig erzogen, vollendete seine Bildung auf Reisen durch Deutschland, die Niederlande, Frankreich und Italien, hielt längere Zeit in Paris sich auf, dessen Hof den ausgezeichneten Edelmann für immer – doch vergeblich zu fesseln suchte. Johann Adolph war ursprünglich für den geistlichen Stand bestimmt, später wollte er die Soldaten-Laufbahn, in welcher schon mehrere seiner Ahnen ruhmreich dastanden, ergreifen. Aber der unerwartete Tod seines Vaters, den er verlor, als er 26 Jahre alt war, dann die sich bald entwickelnden Verhältnisse zum kaiserlichen und erzherzoglichen Hofe, wie noch manche andere Umstände gaben seinem Streben eine veränderte Richtung. Im Alter von 20 Jahren, 1635 trat Johann Adolph in den Malteser-Orden und wurde Commandeur in Wildenberg, legte aber 1649 diese Stelle nieder. Seine Aussichten standen nichts weniger als günstig, als Johann Adolph im Jahre 1641 die Verwaltung des väterlichen Erbes übernahm. Die sämmtlichen Besitzungen in den Kurlanden, in Jülich, Cleve und Berg waren confiscirt und ward ihm die Einsetzung in’s väterliche Erbe hartnäckig verweigert; die Johanniter-Ordensgüter in der Balley Sonnenburg, ungeachtet Johann Adolph ganz ordnungsmäßig [28] zum Comthuren und Nachfolger seines Vaters im Herrenmeisterthume 1640 gewählt worden, wurden ihm willkürlich vorenthalten, und gerieth er darüber mit Kurbrandenburg und Pfalz Neuburg in verwickelte Streitigkeiten; die von dem Grafen Georg Ludwig [s. d.] im Erbvertragswege abgetretenen Stammgüter in Franken waren durch schwedische Confiscation gänzlich zu Grunde gerichtet und wurden ihm überdieß von Erbsansprüchen der Lüttich’schen Linie, wie von den Schwarzenberg aus Westfriesland, welche von Michael (II.), dem Stifter[WS 1] der älteren Stephansbergischen Linie [s. d. S. 30, Nr. 47] ihren Ursprung ableiteten, auf das Hartnäckigste bestritten; mit Kursachsen lag er in Streit wegen Beschlagnahme und Vorenthaltung des Schwarzenberg’schen Familien-Silbers; mit Frankreich, als seinem Lehensherrn, über die in Lothringen gelegenen Güter, welcher wegen, als mütterlicher Erbschaft, er auch die Erbansprüche von Prätendenten zu bekämpfen hatte. Dazu gesellten sich aufregende Kämpfe mit politischen Gegnern aller Art, die Drangsale der Zeit, der Wirrwarr im Reiche: unter solchen Verhältnissen hatte Sch., 26 Jahre alt, das Regiment seines Hauses angetreten. Und wie hat er es 40 Jahre später in die Hände seines Sohnes Ferdinand Wilhelm Euseb niedergelegt? Alle Streitigkeiten waren beendet, alle Kämpfe geschlichtet. Als Entschädigung für jahrelange, dem Erzherzog Leopold Wilhelm ebenso ausgezeichnete als uneigennützige Dienste, für jahrelang rückständige Besoldungen, geleistete Vorschüsse, Kriegssubsidien, Bestreitung des erzherzoglichen Haushaltes u. s. w. erhielt Johann Adolph von dem Erzherzog remuneratorio nomine die Herrschaft Wittingau, mußte aber, als später die Schwarzenberg’schen Töchter Gräfinen von Paar, gestützt auf ein Rosenberg’sches Testament, Rechtsansprüche auf Wittingau erhoben, über 223.000 fl. an die Paar’schen Erben ausbezahlen; die Herrschaft Frauenberg hatte er von dem kais. General Don Balthasar de Maradas gekauft, ferner die Herrschaften Kornhaus und Wildschütz, hatte für eine Forderung von 300.000 Rthlrn. an Kurbrandenburg pfandweise die Herrschaft Pürglitz erhalten, zu dem angeführten Besitz kam noch auch der alte Besitz von den Herrschaften Schwarzenberg und Hohenlandsberg und das reiche Erbe des Grafen Georg Ludwig in Franken und die Herrschaft Murau in Steiermark, endlich die im Laufe der Zeit auch ansehnlich vermehrten Seinsheim’schen Güter und die durch Johann Adolph’s Urgroßmutter Anna von der Harff an das Schwarzenberg’sche Haus gelangte Herrschaft Grinborn-Neustadt. Es war eine Hausmacht ersten Ranges, wie wenige Magnaten des deutschen Reiches eine ähnliche aufzuweisen hatten. Das steierische Incolat erhielt Johann Adolph am 6. April 1647 [Georg Ludwig hatte es auch schon 9. Februar 1610 besessen], das böhmische Landmannschaftsrecht hatte er 1654 erlangt und das ungarische Indigenat war ihm aus dankbarer Anerkennung der Verdienste seines Großvaters Adolph des Bezwingers von Raab 1598[WS 2], verliehen worden. Am 14. Juli 1670 verlieh ihm der Kaiser, zu dessen Lieblingen Johann Adolph gehörte und der bereits seit 1650 das goldene Vließ trug, die Fürstenwürde. Johann Adolph war seit 1637 Kämmerer, seit 1640 Reichshof- und seit 1646 Hofkriegsrath, im genannten Jahre geheimer Rath des Erzherzogs Leopold Wilhelm, dem er in den Tagen des Kampfes, wie später bei der Regierung der Burgund’schen Lande treulich mit seinem Rath und seiner Einsicht zur Seite gestanden. Im Jahre 1645 war er dessen Oberstkämmerer und 1656 zugleich dessen Obersthofmeister. Als der Erzherzog 1662 starb, setzte ihn dieser, dessen treuester Freund und innigster Vertrauter er war, zu seinem Universalerben ein. Johann Adolph lehnte aber das reiche Erbe feierlich ab, ohne jedoch verhindern zu können, daß er mir einem ansehnlichen Legate bedacht wurde. Wie schon einer der Ahnen seiner Familie, Erkinger von Schwarzenberg, der sich des besonderen Vertrauens des Kaisers Sigismund erfreute, so war auch Kaiser Leopold dem Fürsten Johann Adolph in besonderer Huld gewogen, wie dieß ein langjähriger vertrauter Briefwechsel bekundet, in welchem die wichtigsten Haus-, Hof-, Staats- und Personalangelegenheiten behandelt werden. Im Jahre 1670 wurde der Fürst zum Reichshofraths-Präsidenten ernannt. Fürst Johann Adolph war Aristokrat von echtem Schrot und Korn, seiner äußeren Erscheinung nach eine imposante Gestalt; von ungewöhnlicher Bildung, mit dem Classischen vertraut, ein Mäcen der Wissenschaften und Künste. Gleichzeitige[WS 3] Schriftsteller huldigten ihm durch [29] Widmung ihrer Werke. Beweise seines persönlichen Muthes gab er mit seinem Auftreten gegen die Beleidiger seines Vaters, den General-Lieutenant Budissin und den Obersten Ribekh, und als im Jahre 1679 bei Ausbruch der großen Pest, welche bei 122.000 Personen hingerafft hatte, der Adel Wien verließ, blieb Schwarzenberg in Wien und traf gute Anstalten für das Volk. Der Fürst starb unerwartet, kurz vor Beginn der Belagerung Wien’s durch die Türken, im Jahre 1683 am 23., nach Anderen am 26. Mai zu Laxenburg, Nachmittag um 5 Uhr, nachdem er eben einer geheimen Rathssitzung beigewohnt, im Zimmer des Pater Sautter, des Beichtvaters der Kaiserin. Imhof nennt ihn: Cato in fero, Cicero in rostris, Fabius in armis, patriae providus, prodigus sui. Seit 1644 mit Maria Justine Gräfin Starhemberg[WS 4] vermält, hinterließ er aus dieser Ehe sechs Kinder, drei Söhne und drei Töchter: von Letzteren starben zwei in der Kindheit, eine, Ernestine, nachmalige Fürstin Eggenberg [s. S. 18, Nr. 17], überlebte den Vater; ebenso starben von den Söhnen zwei in Kinderjahren, der älteste Fürst, Ferdinand Wilhelm Euseb, pflanzte den Stamm fort. [Haimb, Schwartzenberga gloriosa etc. p. 234. – Zedler, Universal-Lexikon XXXIV. Th., p. 1987. – Berger (Adolph Frz.)[WS 5], Felix Fürst zu Schwarzenberg (Leipzig 1853, Otto Spamer, 8°.) S. 103–118. – Porträte. 1) Unterschrift: Giovanni Adolfo conte di Svartzenberg Signor | di Hohenlandsbergh, Gimborn, Murau, Wittingau | Frauenberg etc. del Conse. secreto di Stato di 8. Mte | Cesa. Cavalier del Toson d’oro etc. F. van der Steen S. C. M. Sculp. (4°.) – 2) [C. Borcking sc.] (kl. Fol.). – 3) A. Blöm del. J. F. Leonart sc. (kl. Fol.), seltenes Blatt]. –

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Stifte.
  2. Vorlage: 1859.
  3. Vorlage: Gleichzeichtige.
  4. Vorlage: Schwarzenberg.
  5. Vorlage: Berger (Adolph Ferd.).