BLKÖ:Seifert, Joseph
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich | |||
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Band: 34 (1877), ab Seite: 16. (Quelle) | |||
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Ugarte zum Amtsingenieur bei der k. k. mährisch-schlesischen Baudirection in Brünn ernannt und ihm die Zeitung der Hochbauten übertragen. Rasch folgten sich nun unter seiner unmittelbaren Leitung die großen Bauten des Brünner Arbeitshauses, des Provinzial-Strafhauses und der Spielberger Strafanstalt zu Brünn, auch wurde die neue Wasserleitung für die Stadt und Vorstädte Brünn’s nach seinem Entwurfe ausgeführt. Gleichzeitig mit diesen umfassenden Bauten ergriff er das Project zur Erweiterung der Stadt Brünn und zum Umbau des Brünner Thores und vollendete die Pläne, welche sofort die kaiserliche Genehmigung erhielten. Im Jahre 1848 erfolgte seine Ernennung zum k. k. Baudirectionsadjuncten. Als solcher hat er zur völligen Beseitigung der seit Jahrhunderten die Brünner Vorstädte bedrohenden Ueberschwemmung die so dringende Regulirung der Zwittawa und Schwarzawa an der Spitze von 2000 brodlosen Fabriksarbeitern im Jahre 1848 unter den schwierigsten Zeitverhältnissen und mit Gefahr seines Lebens ausgeführt. Als im Jahre 1850 die Organisirung der Baubehörden durchgeführt wurde, erfolgte S.’s Ernennung zum wirklichen Inspector und Vorsteher des k. k. Kreisbauamtes im Olmützer Regierungsbezirke und bald wurde eine energische Wirksamkeit des von S. geleiteten Bauwesens in allen Theilen desselben fühlbar. Insbesondere zeigte sich dieselbe in einer zeit- und zweckgemäßen Verbesserung und Umgestaltung der öffentlichen Fondsgebäude, in der bald merklichen Hebung des Zustandes der Staatsstraßen in diesem Regierungsbezirke. Als er dann im Jahre 1851 zum Mitgliede des großen Ausschusses und zum zweiten Gemeinderathe der kön. Stadt Olmütz gewählt wurde, griff S. auch energisch in die Gemeindeangelegenheiten ein, und auf die bald erkannten Mängel des Verwaltungswesens hinweisend, arbeitete er an deren radicalen und zweckmäßigen Beseitigung. In Folge dessen wurden vorab die ziemlich im Argen liegenden Feuerlöschanstalten verbessert, ein treffliches Project zur Durchführung einer den örtlichen und technischen Anforderungen[WS 1] entsprechenden Wasserleitung und Gasbeleuchtung, ferner zu einer Dampfmühle und Dampfbrettsäge für Olmütz ausgearbeitet. Sein Entwurf zum Baue des k. k. Universitäts-Gymnasialbliotheks-, dann des Oberrealschul-Gebäudes zu Olmütz erhielt die ah. Genehmigung; ferner waren die Gründung eines großartigen Kalkerzeugungs-Etablissements mittelst continuirlicher, auf [17] Steinkohlenfeuerung eingerichteter Hochöfen zu Grügau, welches für einen weiten Umfang von Olmütz, namentlich für die dortigen großartigen Fortsbauten sehr wesentliche Vortheile gewährt, dann die auf Steinkohlenfeuerung eingerichtete Ziegelei in Gießhübel, welche der Gemeinde eine bisher unbenützt gebliebene jährliche Einnahmsquelle von mehreren tausend Gulden eröffnete, sein Werk; überdieß hatte er das Gemeinde-Amtshaus in entsprechender Weise adaptirt und erweitert und den Bau des schönen Kreisamtsgebäudes in Olmütz geleitet. Für solche zweckentsprechende Wirksamkeit erhielt S. im Jahre 1852 das wohlverdiente Ehrenbürgerrechts-Diplom der Stadt Olmütz. Im Jahre 1854 wurde S. zum Baudirector und Vorstand der k. k. Landesbaudirection für Mähren berufen. Nun war der in der Vollkraft seines Lebens stehende 46jährige Mann an jenem Platze, von welchem aus er den öffentlichen Baudienst einer ganzen Provinz den Anforderungen der Zeit entsprechend regeln und den Aufschwung desselben nach allen Richtungen anbahnen konnte. In der kurzen ihm gegönnten Frist hat S. auch das ersprießlichste geleistet. Noch im nämlichen Jahre machte er auf eigene Kosten eine Studienreise nach Frankreich, Belgien und Deutschland. Nach seiner Rückkehr nahm die Verbesserung des Straßenbaues seine Aufmerksamkeit zunächst in Anspruch. Es wurden, wo es ohne zu große Schwierigkeiten geschehen konnte, die besten Straßendeckstoffe herbeigeschafft, die in volkswirthschaftlicher Beziehung wichtige Bepflanzung der Straßen mit Obstbäumen eingeleitet und stark ansteigende Stellen der bestehenden Straßenzüge durch zweckmäßige Umlegungen beseitigt. Was den Hochbau anbelangt, so wurden unter seiner Leitung das Strafhaus zu Mürau und jenes zu Walachisch-Meseritsch, zwei großartige Bauten, ausgeführt, deren ersteres durch die zweckmäßige innere Eintheilung und Einrichtung zu Oesterreichs Musteranstalten gezählt wird; außerdem entwarf er den Plan zur Errichtung einer dem heutigen Stande der Wissenschaft und des Sanitätswesens entsprechenden Irrenanstalt für Mähren und Schlesien: ferner einen zur Regulirung des Stadttheiles bei dem Fröhlicher- und Hackelthore in Brünn, mit Rücksicht auf Beseitigung einiger dortigen unschönen Bauten, und auf Erbauung eines neuen General-Commando-Gebäudes und eines Theaters daselbst und einen anderen zur Erbauung einer Cavalleriekaserne für ein leichtes Regiment bei Olmütz. Die Ausführung und beziehungsweise Leitung derselben durch ihn vereitelte sein unerwartet früher Tod. Von anderen Merkmalen seines Schaffens sind noch zu erwähnen, außer dem Neubau mehrerer Kirchen, Schul-, Pfarr- und Rathhäuser, der Bau der Militärkaserne und des Militärspitals auf ein vollständiges Jäger-Bataillon zu Eger, der Kreishäuser zu Ellbogen, Jungbunzlau, Ungarisch-Hradisch, Olmütz u. s. w. Auch ist noch anzuführen, daß er bei der neuen politischen Organisirung Mährens im Jahre 1854 die Auflösung des Olmützer k. k. Kreisbergamtes erwirkte und es durchführte, daß die sämmtlichen Bauorgane Mährens fortan unter die unmittelbare Leitung des Brünner Baudirectors gestellt wurden, wodurch eine einheitliche Behandlung in diesem Diensteszweige ermöglicht ist.
Seifert, Joseph (Landesbaudirector in Mähren, geb. zu Staab in Böhmen 27. Mai 1808, gest. zu Brünn 23. December 1857). Dem technischen Dienste sich widmend, beendete er Prag die polytechnischen Studien und trat 1826 bei der k. k. böhmischen Landesbaudirection in Staatsdienste. In Folge seiner Tüchtigkeit erhielt er 1830 damals einer der jüngsten Praktikanten die Leitung der zur Hebung der Curorte Karlsbad und Franzensbad vorgenommenen bedeutenden Bauten, des schwierigen Verbaues der großen Sprudelausbrüche im Teplflusse zu Karlsbad, wovon die Existenz des Curortes abhing. Acht Jahre hindurch mit der Substitution der Ellbogner und Bunzlauer Kreisingenieurstelle betraut, wurde er im Jahre 1838 auf Wunsch des damaligen mährisch-schlesischen Landesgouverneurs Grafen- d’Elvert (Christian), Geschichte der Verkehrsanstalten in Mähren und Oesterreichisch-Schlesien (Brünn 1855, Rohrer’s Erben, gr. 8°.) S. 108. – Brünner-Zeitung 1858, Nr. 2, im Feuilleton: „Nekrolog“. – Brünner [18] Anzeiger 1855, Nr. 165, im Feuilleton: „Zeitgenossen“.
Anmerkungen (Wikisource)
- ↑ Vorlage: Anforderung.