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BLKÖ:Ugarte, Alois Graf (1784–1845)

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Ugazy, Vitus
Band: 48 (1883), ab Seite: 230. (Quelle)
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Ugarte, Alois Graf (Staatsmann, geb. nach dem genealogischen Taschenbuche am 9. März 1784, nach der österreichischen Encyklopädie 1787, gest. 25. April 1845). Ein Sohn des Grafen Johann Wenzel aus dessen Ehe mit Maria Anna geborenen Gräfin Windischgrätz und Neffe des 1817 verstorbenen Staats- und Conferenzministers Alois Grafen Ugarte, trat er 1797, dreizehn Jahre alt, in die k. k. theresianische Ritterakademie, in welcher er durch dritthalb Jahre auch die Dienste eines k. k. Edelknaben versah. Nach seinem Austritte aus diesem Institute, 1800, begann der kaum sechzehnjährige Jüngling die politische Diensteslaufbahn als Conceptspracticant bei dem Znaimer Kreisamte. Im October 1801 zur Dienstleistung bei der mährisch-schlesischen Landesstelle berufen, kam er im October 1803 als überzähliger Secretär zum k. k. Landesgubernium in Venedig und ging im Februar 1805 zum mährisch-schlesischen Landesgubernium zurück. In der kritischen Zeit der Anwesenheit des Feindes in Brünn entwickelte er in seiner Dienstleistung bei dem damals bestandenen Hofcommissariate solche Umsicht und Energie, daß er von Kaiser Franz 1807 zum unbesoldeten mährisch-schlesischen Gubernialrathe ernannt wurde. 1814 erhielt er die Bestimmung als zweiter Rath der kaiserlichen Generalintendantur der italienischen Armee, jedoch unter Vorbehalt des Rücktrittes in seine vorige Stelle. Für seine Verdienste in dieser Kriegsepoche sah er sich zuerst im Jahre 1810 mit dem Ritterkreuze des Leopoldordens, im August 1814 aber mit dem silbernen Kreuze des eben für in dieser Zeit erworbene Verdienste gestifteten Civil-Ehrenzeichens belohnt. 1815 ward er zum wirklichen besoldeten Hofrathe bei der k. k. Hofkammer Ministerial-Banco-Hofdeputation, Finanz- und Commerzhofstelle ernannt. Nach achtjähriger Dienstleistung auf diesem Posten erfolgte am 6. April 1823 seine Ernennung zum Vice-Präsidenten bei dem k. k. böhmischen Landesgubernium. 1827 wurde er geheimer Rath, noch im nämlichen Jahre Präsident der ob der Ennsischen Landesregierung zu Linz und dann mit ah. Entschließung vom 29. November 1834 Gouverneur in Mähren und Schlesien, in welcher Stellung er, 61 Jahre alt, das Zeitliche segnete. Graf Ugarte zählt zu den verdienstvollen Staatsmännern der vormärzlichen Periode, welche ihr rasches Aufrücken in hohe Dienstposten nicht blos ihrer vornehmen Abstammung, sondern vielmehr dem Eifer, der Energie und dem Tacte verdanken, welche sie auf den Posten entwickeln, auf die sie gestellt [231] worden. Wenn wir auch nicht in die panegyrischen Hymnen einstimmen, welche in amtlichen Blättern nach seinem Hingange laut wurden, es bleibt noch immer genug übrig, um sein Andenken als das eines verdienstvollen Staatsmannes, der es mit seinen Pflichten ernst nimmt, lebendig zu erhalten. Sein Ruf als solcher veranlaßte auch 1834 seine Ernennung zum Spruchmann des damals zusammengestellten deutschen Bundesschiedsgerichtes, dessen Mitglieder durch Charakter und Gesinnung ausgezeichnete, durch mehrjährigen Dienst, hervorragende Kenntnisse und Geschäftsbildung erprobte Männer sein sollten. Ebenso lakonisch als zutreffend charakterisirt d’Elvert den Grafen als einen besonderen Förderer der bevorzugten Standesclassen und als dem schriftstellernden Beamtenthum abhold; nun, es ist ja bekannt, daß im Vormärz der Mensch erst beim Baron anfing, und auch Verfasser dieses Lexikons fand noch im Nachmärz lange nicht und findet auch heute noch nicht immer Verständniß für seine Arbeit. Im Uebrigen war Graf Ugarte ein umsichtiger und thätiger Geschäftsmann und noch mehr: ein schöpferischer Geist. In seiner Stellung als oberösterreichischer Landespräsident gab er den Anstoß zu ebenso guten als verdienstlichen Einrichtungen und Anstalten; die Stadt Linz erhielt zu seiner Zeit ein Taubstummen- und Blindeninstitut, der Irrenanstalt wurde ein Garten zugewiesen, das Gebärhaus in einem eigenen Gebäude untergebracht und durch wesentliche Verbesserungen vervollkommnet; die Landstraßen wurden mit Bäumen bepflanzt, die Straßen in der Stadt erweitert und geebnet, mehrere hölzerne feuergefährliche Gebäude abgebrochen, jedoch die Eigenthümer dafür entschädigt; der Festrazische Volksgarten ward ganz nach dem Muster des Wiener neu angelegt, die Donaubrücke um zwei Seitengänge rechts und links für Fußgeher erweitert, der Landungsplatz an der Donau längs der Stadt mit einem gepflasterten Damm versehen, die Mauer längs der Promenade mit einem Akazienspalier bedeckt, eine Schwimmschule, ein kaltes Bad errichtet, die Straßenbespritzung durch freiwillige Beiträge eingeführt. Auch begann man damals schon mit dem Bau der Canäle, zu welchem die Landstände auf zwanzig Jahre je 20.000 fl. gegen ratenweise Rückzahlung ohne Interessen vorstreckten. An der Entstehung des Landesmuseums, 1833 u. f., welches gegenwärtig unter der Leitung des Malers Kaiser trefflich prosperirt, hatte der Graf nicht unwesentlichen Antheil. Als er dann zum Landesgouverneur von Mähren und Schlesien ernannt, seinen Sitz in Brünn aufschlug, bildete auch diese Stadt mit dem ganzen Lande den Gegenstand seiner gedeihlichen Fürsorge. Unter ihm nahm die Verbesserung der Landstraßen stetigen Fortgang, für die Verschönerung der Hauptstadt wirkte er durch Anlagen auf dem Franzensberge, im Augarten, auf der Bastei und dem Glacis, ferner durch bessere Pflasterung, Beleuchtung und Reinhaltung der Straßen und Plätze, auch ließ er sich die Vervollkommnung und Erweiterung der Humanitätsanstalten angelegen sein. Graf Ugarte hatte sich am 3. Juni 1810 mit Ernestine geborenen Gräfin von Troyer (geb. 6. Juli 1782, gest. 15. Jänner 1839), Palastdame der Kaiserin, vermält. Aus dieser Ehe ging nur eine Tochter Louise (geb. 16. März 1813) hervor, welche sich zuerst (7. Juni 1836) mit dem oberösterreichischen Regierungs- und mährisch-schlesischen Gubernialrathe Wilhelm Grafen [232] von Chotek und nach dessen 1850 erfolgtem Tode mit Clemens Freiherrn von Gudenau verheiratete. Sie wurde am 18. Jänner 1857 wieder Witwe und erbte nach ihres Vaters Tode die Güter Krawska und Brenditz.

Neuer Nekrolog der Deutschen (Weimar B. F. Voigt, 8°.) XXIII. Jahrg.[WS 1] (1845), 1. Theil, S. 312, Nr. 90. – Brünner Zeitung, 1845, Nr. 162 u. f. – Moravia (Brünner belletr. Blatt, 4°.) 1845, Nr. 65: „Znaims Klage am Sarge u. s. w.“ – d’Elvert (Christian Ritter). Notizenblatt der historisch-statistischen Section der k. k. mährisch-schlesischen Gesellschaft für Beförderung des Ackerbaues u. s. w. (Brünn, 4°.) Jahrg. 1870, S. 4, im Artikel: „Die Grafen von Ugarte“.
Porträt. Unterschrift: „Aloys | Graf von und zu Ugarte, | Präsident | der k. k. Landes-Regierung und der Herren- | Stände des Erzherzogthums Oesterreich | ob der Enns“. Ohne Angabe des Zeichners und Stechers, gr. 8°. (Neidl sc. ?) in John’scher Punktirmanier, selten.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Jahgr.