Zum Inhalt springen

BLKÖ:Seitler, Karoline

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
korrigiert
Nächster>>>
Seitler, Ludwig
Band: 34 (1877), ab Seite: 31. (Quelle)
[[| bei Wikisource]]
in der Wikipedia
Karoline Seitler in Wikidata
GND-Eintrag: 1025559398, SeeAlso
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Linkvorlage für Wikipedia 
* {{BLKÖ|Seitler, Karoline|34|31|}}

Seitler, Karoline (dramatische Künstlerin, geb. in Wien im Jahre 1847). Ein Theaterkind und von böhmischer Abstammung; mit einem ausgesprochenen Talente für die Bühne begabt, war ihre Wahl entschieden, als sie Friederike Goßmann auf der Bühne gesehen. Die Mutter des Journalisten Pann, der sich selbst das Leben nahm, ertheilte dem geweckten talentvollen Mädchen den ersten dramatischen Unterricht; dann machte Karoline einige Versuche auf dem Privattheater des Barons Pasqualati in Wien, welche so viel versprechend ausfielen, daß sich bald eine Bühne für sie fand, wenngleich nicht sofort eine ersten Ranges, doch eine solche, auf welcher die Anfängerin die erforderliche Bühnengewandtheit sich aneignen konnte. So spielte sie denn im Sommer 1863 zuerst auf dem Theater in Wiener-Neustadt und gefiel als Fanchon in der „Grille“ und als Margarethe Western in „Erziehungsresultate“ ganz außerordentlich. Von dort kam die sechzehnjährige Kunstjüngerin nach Salzburg, von Salzburg, Ostern 1865, nach Gratz, wo sie als Anna Liese das Publicum entzückte. Von Gratz folgte sie einem Antrage nach Prag und blieb dort, bis sie zum Bedauern aller Theaterfreunde für immer die Bühne verließ, um sich in Tetschen eine Häuslichkeit zu schaffen. Fräulein Seitler, welche im Jahre 1859 im Wiener Burgtheater gastirt und so gefallen hatte, daß man sie für dasselbe bleibend zu erhalten suchte, nahm im April 1872 in Prag Abschied von der Bühne, um ihre Hand dem k. k. Hauptmann Münzberg zu reichen. Mit ihrem Gatten lebt sie seither in Tetschen, wo sie aber in den im dortigen Schlosse öfter stattfindenden Wohlthätigkeitsvorstellungen mitwirkt. Karoline Seitler als Schauspielerin [32] war eine glückliche Naturalistin, und so wenig sie selbst als vollendete Künstlerin sich hielt, um so näher kam sie einer solchen. Ein Vergleich mit Friederike Goßmann, sie spielte gleich dieser nur in naiven Rollen, ist immerhin zulässig, aber Viele werden, ohne erstere herabzusetzen, Karolinen den Vorzug geben. Die Goßmann schuf vielleicht immer ein Ganzes, in sich Fertiges, und die Seitler mochte es wohl darin manchmal versehen, aber sie hatte und hatte oft einzelne, lebenswahr erfaßte Momente, welche gleich Juwelen aus einem Haufen geringen Gesteines herausblitzen; Momente, welche eben nur sie allein so darstellen konnte und Niemand ihr nachzuspielen im Stande war. Und was den höchsten Reiz ausmachte, sie spielte nicht, sie gab nur sich selbst, wie sie eben war, wie sie auch außerhalb der Bühne auftrat, und Alles durch ihre Anmuth fesselte, ohne doch dann Comödie zu spielen. Ihr Abschied von der Bühne glich einem Familienfeste. Vor der Rampe gab ihr das Publicum Beweise einer rührenden Theilnahme, hinter der Rampe überreichten ihr ihre Collegen ein prachtvolles Album mit den Photographien und nahmen in theilnehmender Weise von ihr Abschied. Außerdem erhielt sie ehrenvolle kostbare Geschenke, so z. B. von der Gräfin Czernin ein Album mit den Ansichten von Prag, von der Fürstin Hohenlohe ein goldenes Kreuz, von Fürst Rohan einen goldenen Kranz und noch viele Ehrengaben als bleibende Erinnerungszeichen an ihre Beliebtheit während ihrer fünfjährigen Wirksamkeit an der Prager Bühne.

Neues Wiener Tagblatt 1869, Nr. 63, im Feuilleton: „Vom Theater.“ – Fremden-Blatt. Von Gustav Heine (Wien, 4°.) 1869, Nr. 121. – Wiener Theater-Chronik. Herausgegeben von Sachse, 1867, Nr. 21 im Feuilleton. – Neue freie Presse 1872, Nr. 2748 vom 19. April. – Allgemeine Zeitung (Augsburg, Cotta, 4°.) 1875, Nr. 178, Beilage.