BLKÖ:Slotwiński, Constantin

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Slotwiński, Felix
Band: 35 (1877), ab Seite: 157. (Quelle)
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Slotwiński, Constantin (polnischer Schriftsteller, geb. zu Dąbrowce im Tarnower Kreise Galizien’s am 30. Jänner 1793, ermordet am 21. Februar 1846). Ein Bruder des berühmten polnischen Rechtsgelehrten Felix S., dessen Lebensgeschichte folgt. Die unteren Schulen besuchte er in Tarnow, im Alter von 13 Jahren bezog er die Krakauer Hochschule, um Philosophie, und schon mit 17 Jahren die Rechtswissenschaften zu hören. Im Jahre 1811[WS 1] ergriff er mit einem Male die militärische Laufbahn, wurde Lieutenant in der polnischen Artillerie und etwa ein Jahr später Oberlieutenant im Regiment der Fuß-Artillerie des Herzogthums Warschau. Im Feldzuge des Jahres 1812, schwer verwundet, nahm er im folgenden Jahre die Entlassung und kehrte in’s Elternhaus nach Galizien zurück. Im Jahre 1816 trat er bei dem Civilgericht in Tarnow in den kaiserlichen Staatsdienst, kam dann später mit Beförderung nach Lemberg, darauf nach Wien, wurde im Jahre 1823 Kreis-Commissär in Jaslo und in der Folge in Wadowice. Nach einiger Zeit gab er die politische Laufbahn im Staatsdienste, die er bisher eingeschlagen, auf und widmete sich wissenschaftlichen Studien und Arbeiten. So wurde er im Jahre 1831 zum Director des Graf Ossoliński’schen Institutes in Lemberg ernannt, dessen den Absichten ihres Gründers entsprechende Förderung er sich sehr angelegen ließ, indem er den Lesesaal eröffnete, einen ordentlichen Katalog, eine Druckerei und lithographische Anstalt anlegte. Im Jahre 1834, beschuldigt des Druckes und der Verbreitung verbotener Bücher, wurde er in Haft genommen, in Untersuchung gezogen und zur Kerkerstrafe verurtheilt, welche er durch neun Jahre auf der Festung Kufstein in Tirol verlebte. Nach überstandener Haft kehrte er zu seiner Familie zurück, ließ sich in Globikow, einem kleinen Dorfe im Tarnower Kreise, seßhaft nieder, wo er sich ausschließlich mit wissenschaftlichen Arbeiten beschäftigte. Im Bauernaufstande des Jahres 1846, als das galizische Landvolk sich gegen seine Bedrücker, die Edelleute, die es zur Revolution gegen die rechtmäßige Regierung verleiten wollten, einmüthig erhob und jenes grauenhafte Gemetzel des Mordjahres 1846 begann, wurde auch Slotwiński von den Bauern ermordet. Er war 53 Jahre alt geworden. Seine Werke, theils Original, theils Uebersetzungen, sind folgende: „O Polsce, jej dziejach i konstytucyi“, d. i. Ueber Polen, seine Geschichte und Verfassung, zwei Theile (Lemberg 1819 u. f.), eine Uebersetzung des Werkes: „Polens Staatsveränderung und letzte Verfassung“, von Franz Jos. Jekel; von Slotwiński berichtigt und mit Zusätzen vermehrt; – „Katechizm poddanych galicyjskich o prawach i powinnościach ich względem dworu, rzadu i samych siebie, d. i. Katechismus der galizischen Unterthanen über ihre Rechte und Pflichten im Hinblick auf ihren Gutsherrn, die Obrigkeit und auf sich selbst (ebd. 1832); – „Systematische Darstellung der Unterthansgesetze in Galizien“. 3 Bände (Brünn 1827, Traßler, 8°.), ein in Beamtenkreisen noch heut geschätztes Werk; – „Rysy projektu, uwagi nad temi rysami i nowe myśli do utworzenia towarzystwa kredytowego w Galizyi“, d. i. Entwurf, Betrachtungen über diesen Entwurf und neue Ideen zur [158] Errichtung einer Creditgesellschaft in Galizien (Lemberg 1833); – „Lelum Polelum“ (ebd. 1833); – „Świętník lwowski czyli kalendarzyk na rok 1834“, d. i. Lemberger Festbuch oder Kalender auf das Jahr 1834 (ebd. 1834). In Handschrift hinterließ er eine „Geschichte des westlichen und südlichen Polen in den ersten zehn Jahrhunderten der christlichen Aera“; die metrischen Uebersetzungen in polnischer Sprache mehrerer Werke Shakespeare’s und Byron’s und eigene Poesien, darunter ein Gedicht in 21 Gesängen, betitelt: „Zbawienie świata“, d. i. Die Erlösung der Welt, u. m. A.

Encyklopedyja powszechna, d. i. Polnisches Conversations-Lexikon (Warschau, Orgelbrand, Lex.-8°.), Bd. XXIII, S. 618.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: 1817.