BLKÖ:Jekel, Franz Joseph

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 10 (1863), ab Seite: 129. (Quelle)
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Jekel, irrig Jeckel, Franz Joseph (Rechtsgelehrter und Humanist, geb. zu Wien 25. April 1762, gest. ebenda 14. November 1816). Beendete die rechtswissenschaftlichen Studien an der Wiener Hochschule und begab sich 1781 nach Lemberg, wo er sieben Jahre als galizischer Landesadvocat und als Referent bei der galizischen Kammerprocuratur thätig war. Während dieser Zeit eignete er sich die Kenntniß der älteren polnischen Gesetze, des in diesem Lande üblichen culmischen und magdeburgischen Rechtes an und erwarb 1790 an der Lemberger Universität die juridische Doctorwürde. Im Jahre 1791 kehrte er nach Wien zurück, wurde daselbst k. k. Hofagent und bald darauf Hof- und Gerichtsadvocat, welche Stelle er bis an seinen Tod bekleidete. Neben der mit seinem Berufe zusammenhängenden Thätigkeit wirkte J. als Fachschriftsteller, Humanist und Patriot. Die von J. herausgegebenen Werke [130] sind: „Darstellung der Staatsveränderungen Polens von der Gründung bis auf die neuesten Zeiten mit Einschluss der Constitution des 3. Mai 1781“. 1. Theil (Wien 1794, 8°.); – „Dissertationes juridicae. I. De successione ab intestato tam secundum praescripta juris Polonici Magdeburgici et Culmensis quam secundum normam successionis novo codice civili stabilitam. II. De usufructu advitalitio, conjugi superstiti in bonis a defuncto marito relictis competente“ (Vindobon. 1801, Hraschanzki, 2. Aufl. 1811, 8°.); – „Pohlens Staatsveränderungen und letzte Verfassung“. 6 Theile (Wien Theil 1–4 bei Pichler, Theil 5 und 6 bei Geistinger, 1803–1814). Jekel’s Hauptwerk, noch immer ein brauchbares, durch kein besseres ersetztes, auf Quellen bearbeitetes Handbuch des polnischen Rechtes; eine polnische Uebersetzung, von K. Slotwinski ausgeführt, erschien in Lemberg (bei Wild, 1819–1823, 8°.); der 5. und 6. Theil führen auch den besonderen Titel: „Geschichte und Darstellung des polnischen Handels“; „Galiziens Strassen- und Brückenbau nach dem Systeme des Hrn. J. Gross entworfen (Wien 1809, Geistinger, gr. 4°., mit 2 Plänen); – „Athlographie und Paläographie oder Schlachten- und Städteschilderungen mit Plänen“. 1. Jahrgang (Wien 1813, gr. 4°.); J. suchte darin die Schlachten der Kriegsperiode des Jahres 1813 bildlich anschaulich zu machen; – „Die Schlachten der Alten“. 1. Theil (Tübingen 1810, Cotta, gr. 4°., mit K.). Auch veröffentlichte er während der letzten Kriege mit Napoleon (1809 u. f.) ein Journal der Reisen von Paris nach Wien, Eine Geschichte der polnischen Literatur, zu welcher er mehrere Jahre Materialien gesammelt und an der er gearbeitet, ist nicht zum Drucke gelangt. Die Bedrängnisse des Vaterlandes fanden an ihm einen begeisterten Vorkämpfer. In den Jahren 1793, 1797, 1803 und 1809 erließ er Aufrufe an die Bewohner Galiziens, um sie zu Beiträgen für die Bestreitung der Kriegsbedürfnisse, zur Errichtung von Freicorps, und überhaupt zu festerem Anschlusse an die Regierung zu ermuntern; mit eigenem Beispiele vorangehend, rüstete er einen Reiter ganz aus, ihn ein ganzes Jahr verpflegend. Die durch die Kriegsereignisse eingetretene Verarmung ließ ihn auf Mittel bedacht sein, derselben zu steuern; er gründete 1811 einen Verein, der verschämte Arme mit Geld betheilte, Kranke mit Arzeneien versorgte, ihnen ärztliche Hilfe unentgeltlich zukommen ließ, und verarmte Gewerbsleute unterstützte, so daß sie in den Stand gesetzt wurden, ihr Gewerbe fortzusetzen. Den Vorstädten Matzleinsdorf, Nikolsdorf, Margarethen, Hungelbrunn und Laurenzergrund kamen zunächst die Segnungen dieses wohlthätigen Vereins zu Gute. Auch war es J., auf dessen Vorschlag in jenen Tagen zur Sparung des kostspieligen Holzbedarfs, in den Ziegelbrennereien Wiens der Gebrauch der Steinkohlen eingeführt wurde, wodurch nahezu der fünfte Theil der jährlichen Holzconsumtion der Stadt Wien erspart wurde. Im Alter von 64 Jahren entriß der Tod diesen vielfach verdienten Menschenfreund dem Staate und seinen Mitbürgern.

Abhandlungen der kön. böhmischen Gesellschaft der Wissenschaften (Prag, 8°.) Bd. V, S. 51. – Annalen der Literatur des österreichischen Kaiserstaates (Wien, 4°.) Jahrgang 1804, Intelligenzblatt Nr. 6, Sp. 44. – Oesterreichs Pantheon. Gallerie alles Guten und Nützlichen im Vaterlande (Wien 1830, M. Chr. Adolph, 8°.) Bd. I, S. 25. – Oesterreichischer Zuschauer, herausg. von J. S. Ebersberg (Wien, gr. 8°.) Jahrg. 1838, Bd. II, S. 508. – Oesterreichische [131] National-Encyklopädie von Gräffer und Czikann (Wien 1835, 8°.) Bd. III, S. 33. – Porträt. Fr. John sc. (Wien, 4°.).