BLKÖ:Starhemberg, Camillo Heinrich Fürst
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich | |||
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Starhemberg, Camillo Rüdiger Fürst | ||
Band: 37 (1878), ab Seite: 196. (Quelle) | |||
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Camillo Rüdiger aus dessen Ehe mit Guidobaldine von Steinmetz. Die Mutter, die dem Knaben das Leben schenkte, verlor in Folge dessen das eigene, denn schon wenige Wochen nach der Entbindung erlag sie den Folgen derselben (19. August 1835). Fürst Camillo erhielt eine sorgfältige Erziehung, trat im März 1855 in die kaiserliche Armee, welche er als Lieutenant wieder verließ, und folgte nach dem Ableben seines am 9. Juni 1872 verstorbenen Vaters demselben als erbliches Mitglied des Herrenhauses, sowie als Senior der Familie und Besitzer der sämmtlichen in Nieder- und Oberösterreich befindlichen Familien-Fideicommisse. Früher schon, im Jahre 1871, hatte er als Abgeordneter im oberösterreichischen Landtage eine Stellung eingenommen, welche ihn von seinen aristokratischen Standesgenossen vollends schied, dabei aber als gesinnungstüchtigen Anhänger der Verfassung. als entschiedenen Vorkämpfer des Fortschrittes im liberalen Sinne, ja – und das erregte eben die größte Aufregung in seinen Kreisen – als einen treuen Anwalt der Demokratie erkennen ließ. Im Landtage selbst wurde er durch seine Haltung von solchem Einflusse, daß ihn derselbe in das Abgeordnetenhaus des österreichischen Reichstages delegirte. Daselbst auf der Grafenbank kühl empfangen, nahm Fürst Camillo auf der äußersten Linken in der unmittelbaren Nachbarschaft Rechbauer’s [Bd. XXV, S. 87] Platz und betheiligte sich eifrig in der Budgetdebatte. Nach dem Tode seines Vaters von seinem Rechte als erbliches Mitglied des Herrenhauses Gebrauch machend, nahm er seinen Sitz in der Pairskammer ein und gab seiner Gesinnung in einer glänzenden und so freisinnigen Rede Ausdruck, daß er, wie er einerseits den Spott der Feudalen und die Besorgnisse der Dunkelmänner, anderseits alle Hoffnungen im Kreise der Anhänger der Verfassungspartei im Kaiserstaate erweckte. Es geschah dieß Ende der Märztage 1873, und der Eindruck, den seine Rede allenthalben hervorbrachte, war ein so gewaltiger, daß damals ein verfassungstreues Blatt schrieb: „So weit es in Oesterreich ein reichstreues, deutsches Element gibt, namentlich aber in Wien, schwebte in diesen Tagen der Name Starhemberg ebenso auf Aller Lippen, als in jenen, eine düstere Zeit abschließenden Freudentagen, deren zweihundertjährige Erinnerungsfeier wir gerade in zehn Jahren (1883) begehen werden.“ Im Frühling 1875 unternahm der Fürst eine längere Reise nach Nordamerika. Auf der Fahrt über den Lorenzostrom war der Fürst mit der ganzen Reisegesellschaft nahe daran, das Opfer eines Schiffbruches zu werden. Der Steamer „Algerian“, auf welchem der Fürst mit seinen Begleitern: Baron Werdern und von Redtenbacher, in Gesellschaft von 350 Passagieren sich befand, lief nämlich in den höchst gefährlichen Stromschnellen nahe dem gefürchteten Splitrock (gespaltenen Fels) fest und die Reisenden mußten die Nacht über in dieser nichts weniger als gefahrlosen Lage auf dem Schiffe verbleiben. Die amerikanischen [197] Blätter jener Tage, namentlich der „Montreal Herald“, fanden nicht genug Worte der Bewunderung, als sie über die Kaltblütigkeit und Unerschrockenheit berichteten, mit welcher der Fürst bei dieser Gelegenheit sich benommen, der mitten im großen Tumult eine Skizze der ganzen Scene in sein Taschenbuch gezeichnet hatte. Ueberhaupt wurde der Fürst allenthalben in Amerika, namentlich in Sportkreisen, mit der größten Auszeichnung behandelt. In den folgenden Herbstmonaten begab sich der Fürst zu den Büffel- und Bärenjagden im Westen. In Buffalo wohnte er einem Rennen bei, und die dort erscheinende Zeitung brachte einen längeren Artikel über seine Person, in welchem auch die Geschichte seines Hauses, die Heldenthat Ernst Rüdigers von Starhemberg bei der Vertheidigung Wiens und vieles Andere erzählt wurde. Nach seiner Rückkehr aus dem Westen wurde der Fürst krank, sein Uebel verschlimmerte sich und in New-York lag er, von einem schweren Typhus befallen, mehrere Wochen darnieder. Genesen, kehrte er in seine Heimat zurück, wo er Mitte Juni 1876, über London kommend, in Linz eintraf. Der Fürst ist seit 6. Februar 1860 mit Sophie, geborenen Reichsgräfin von Sickingen-Hohenburg (geb. 13. August 1842), vermält, von seiner Gattin aber seit 15. Juli 1876 geschieden. Aus dieser Ehe stammen fünf Kinder, und zwar drei Söhne: Ernst Rüdiger (geb. 1861), Wilhelm (geb. 1862), Hubert (geb. 1865), und zwei Töchter: Maria (geb. 1860) und Eva (geb. 1869). Ueber die Reise des Fürsten Camillo Heinrich ist ein gedruckter Bericht erschienen, der aber nicht in den Handel gekommen ist.
Starhemberg, Camillo Heinrich Fürst (Mitglied des Herrenhauses des österreichischen Reichsrathes, geb. 31. Juli 1835), der gegenwärtige Chef der fürstlichen Linie, der einzige Sohn des Fürsten- Hahn (Sigmund). Reichraths-Almanach für die Session 1873–1874 (Wien 1873, L. Rohner, schm. 12°.) S. 93. – Wiener Salonblatt (gr. 4°.) 1876, Nr. 3, S. 5: „Die größte Bärenjagd Sr. Durchlaucht des Fürsten Starhemberg. Ein Heldengedicht [abgedruckt aus dem Californier Journal vom 19. December 1875]. – Neue freie Presse vom 5. September 1875, Nr. 3962: „Fürst Camillo Starhemberg“. – Allgemeine Zeitung (Augsburg, Cotta, 4°.), 18. Juli 1876, Nr. 200, S. 3063. – Fremden-Blatt. Von Gustav Heine (Wien, 4°.), 16. Juli 1876.
- Porträte und Chargen. 1) Unterschrift: „Fürst Camillo Starhemberg“. Gezeichnet von Klič in desselben „Humoristische Blätter“ 1873, Nr. 8, S. 63. – 2) Gezeichnet von Weix im „Illustrirten Wiener Extrablatt“ vom 1. April 1873, Nr. 90. – 3) Ueberschrift: „Das ist der Unterschied“. Unterschrift: „Früher' imponirte ein Starhemberg sogar den Heiden, | Heute kann er sein Bollwerk nicht einmal gegen ein paar Protestanten vertheidigen.“ Mit dieser Ueber- und Unterschrift sind zwei Zeichnungen von Dombi versehen, deren eine den Rüdiger Starhemberg im Kampfe mit einem Türken, die andere den Fürsten Camillo Heinrich darstellt, wie er gegen zwei Männer eifert und von einer Frauensperson verspottet wird. Diese Doppelzeichnung erschien in J. J. Krassnigg’s Wochenblatt: „Der Kaktus“ 1874, Nr. 7. – 4) Im „Neuen freien Kikeriki“ 1873, Nr. 14. Ueberschrift: „Die Austria und Fürst Starhemberg“. Unterschrift: „Pst! Pst! Du hörst! Komm’ ins „Cabinet“!“ Zeichnung von R. Jäger [Der in ganzer Gestalt gezeichnete Fürst nimmt seinen Hut ab vor der auch in ganzer Gestalt gezeichneten, ihn zu sich winkenden Austria].