BLKÖ:Starhemberg, Ernst Rüdiger

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 37 (1878), ab Seite: 171. (Quelle)
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18. Ernst Rüdiger (geb. zu Gratz 1638, gest. zu Wesendorf 4. Jänner n. A. 4. Juni 1701), erscheint auch als Heinrich Ernst Rüdiger, gewöhnlich aber mit Weglassung des Namens Heinrich, als Ernst Rüdiger. Ist ein Sohn Conrad Balthasars von S. und dessen erster Gattin Anna Elisabeth geborenen von Zinzendorf. Frühzeitig betrat Ernst Rüdiger die militärische Laufbahn. So diente er schon, als im Jahre 1657 Kaiser Ferdinand III. dem Könige Kasimir von Polen gegen Karl Gustav von Schweden Hilfe zusendete, im Regimente seines Vetters, des kaiserlichen General-Feldmarschall-Lieutenants Reichard Grafen von S. Im Jahre 1659 war er bei der Belagerung von Stettin. Als im Jahre 1664 der Türkenkrieg ausbrach, zeichnete sich Ernst Rüdiger in den Schlachten bei Kanischa und St. Gotthard aus. Darauf erhielt er das Commando zu Tokai und zu Szathmar. Neue Beweise seines Muthes und seiner Umsicht gab er im Kriege, welcher 1672 gegen Frankreich begann, und zwar zuerst im Treffen bei Genf, im Jahre 1674 im Treffen bei Mons gegen den Prinzen von Condé, im folgenden Jahre in der Schlacht bei Sinsheim und 1676 bei der Belagerung von Philippsburg, in welcher S. die feindliche Schiffbrücke theils zerstörte, theils in den Grund versenkte, bei dieser Gelegenheit aber auch schwer verwundet wurde, so daß er nach Speyer gebracht werden mußte. Das herrlichste Blatt in seinen Ruhmeskranz flocht sich aber Ernst Rüdiger, als die Pforte, von Tököly’s Intriguen und Kara Mustaphas Uebermuthe aufgestachelt, Oesterreich den Krieg erklärte. Kara Mustapha hatte am 13. Februar 1683 den Oberbefehl über das 280.000 Mann starke osmanische Heer übernommen, welchem der Kaiser kaum 33.000 Streiter entgegenzusetzen hatte. Anfänglich glaubte man, Kara Mustapha beabsichtige, die Festung Raab zu belagern. als man mit Entsetzen gewahrte, daß er unmittelbar auf Wien vorrücke. Am 1. Mai inspicirte Kaiser Leopold zu Kittsee die Armee. Indessen drang Kara Mustapha unaufhaltsam vor, so daß der Herzog von Lothringen, welcher das kaiserliche Heer commandirte, der Uebermacht weichend, sich mehr gegen Wien zurückzog. und der Kaiser, den Befehl in der Stadt Wien dem Grafen Ernst Rüdiger anvertrauend, sich eiligst über Linz nach Passau flüchtete, und nur durch ein Wunder den nachsetzenden Tataren entkam, welchen die magyarischen Rebellen als Wegweiser dienten. In der Stadt Wien befand sich bis damals nur eine Besatzung von 1000 Mann Linientruppen vom Regimente Kaiserstein und die gewöhnliche Stadtguardia. Im Folgenden geben wir nur einen allgemeinen Umriß der Vorgänge im nächsten Hinblicke auf Ernst Rüdiger selbst. Die reichen Quellen über diese denkwürdige Periode enthalten ja das interessante, hier doch nicht zu erschöpfende Detail. Die Wiener glaubten, das im Felde stehende Heer sei am 7. Juli bei Petronell gänzlich vernichtet worden, und der Schrecken war groß, bis am 9. Morgens die ganze Cavallerie bei St. Marx zur Stadt hereinmarschirte und sich in der Taborau lagerte. Mit ihr langte auch der Feldzeugmeister Graf von Starhemberg an, dem der Kaiser in dieser Zeit der Noth die Vertheidigung der Hauptstadt anvertraut hatte. Binnen fünf Tagen setzte derselbe mit unglaublichem Eifer und staunenswerthem Scharfsinne die übel berathenen Vertheidigungsmittel der Stadt in den bestmöglichen Stand. Schon am 12. Juli zeigten sich türkische Reiter am Wienerberge und einige Haufen Tataren geriethen in ein Handgemenge mit österreichischen Reitern, welch letztere zwei gleichlautende Aufforderungsschreiben Kara Mustapha’s an Starhemberg, als Befehlshaber Wiens, zurückbrachten. Statt der Antwort befahl Starhemberg. die Vorstädte, aus welchen die Einwohner Tages vorher ihre beste Habe gerettet, in Brand zu stecken. Die Landstraße, der Rennweg, die Wieden, die Laimgrube, St. Ulrich und Spitelberg, die Alsergasse und die Roßau gingen in Flammen auf. Starhemberg’s unausgesetzte Thätigkeit verhütete, daß die Gluth, von einem wüthenden Sturme angefacht, sich nicht auch der inneren Stadt mittheilte. Erst am 13. Abends traf das zur Besatzung bestimmte Fußvolk ein; es bestand aus den Regimentern Kaiserstein, Starhemberg, Mansfeld, Scherffenberg, Heister, Württemberg, Souches, Beck und Neuburg, Neben Starhemberg waren die Befehlshaber die Generale Daun, Zrinyi, Souches [172] und Scherffenberg, der Marchese Obizzo befehligte die Stadtguardia. Die Besatzung zählte 13.900 Mann; über 8000 Bürger waren förmlich in Compagnien eingetheilt, über 12.000 bewaffnet und zum Dienste vertheilt, und nebst diesen noch mehr als 60.000 Menschen im Umfange der immer härter bedrängten Stadt. Die Belagerer errichteten Tag für Tag Stuckbette auf der Höhe des Croatendörfels, des rothen Hofes, der Laimgrube, wider die Burg- und Löwelbastei und das Ravelin, nach und nach zehn Stuckbette, und zwei in der Leopoldstadt, welche am 17. Juli nach einem zweistündigen Gefechte in die Hände der Türken gefallen und von ihnen verbrannt worden war, wodurch alle Communication mit dem Heere des Herzogs von Lothringen und alle Zufuhr aufhörte. Das türkische Lager von außen umfing die Stadt in einem ungeheuren Halbmonde. Starhemberg machte des Tages oft viermal die Runde um die ganze Stadt, überall aneifernd und ermunternd; er selbst ging keiner Gefahr aus dem Wege. Auf der Löwelbastei erhielt er einen Schuß in den Kopf; doch schon am dritten Tage besuchte er in seinem Tragsessel wieder alle Posten. Die Türken arbeiteten nach ihrer Gewohnheit viel mit Minen; aber dem Commandanten erboten sich geschickte und muthige Männer, und so wurden Gegenminen mit solcher Geschicklichkeit gelegt, daß, wenn eine Mine mit Hunderten von Türken in die Luft flog, Starhemberg die kühnen Mineurs freudig umarmte und Geld und Ehrenzeichen unter sie vertheilte. Um dem drohenden Fortgange der feindlichen Minen zu begegnen, ließ Starhemberg aus den nächsten Häusern hinter der bedrohtesten Strecke des Walles neue Batterien aufwerfen, alle anstoßenden Straßen, Aus- und Eingänge verbollwerken, gegen die Stürmer siedendes Wasser und Pech, Steine und Feuerbrände und an jedem Aus- oder Eingange grobes Geschütz bereit halten. Die Glocken schwiegen nach Kriegessitte; nur die große Glocke von St. Stephan, Angstern genannt, gab das Zeichen der Sturmnoth und der Feindesangst. Auf dieses Zeichen mußten sich die Soldaten auf den Wällen, die Bürger auf dem Hofe, die Universität auf der Freiung, die Niederlags- und Buchhaltereiverwandten mit den Hofbefreiten auf dem neuen Markte einfinden. In der Stadt hielt Starhemberg mit unerbittlicher Strenge die Mannszucht, Ordnung und Sicherheit aufrecht, und seine Fürsorge war eben so energisch, als allseitig. Während er einen Hauptmann, der einen Augenblick mit dem Vorrücken gezögert, festnahm, bis derselbe sich gerechtfertigt, einem Lieutenant, der des Nachts die Türken ruhig vor der Löwelbastei sich hatte eingraben lassen, die Wahl stellte zwischen dem Galgen oder kühnem Ausfalle mit wenigen Leuten zur Wiederzerstörung der Arbeiten, zwei Knaben von 15 und 10 Jahren, welche den Feinden als Kundschafter gedient, enthaupten, und Soldaten, weil sie gemurrt, auf der Stelle um ihr Leben würfeln ließ, erhielt er die Preise aller Lebensbedürfnisse wohlfeil, handhabte die zweckmäßigsten Sanitätsanstalten, und sorgte, selbst von der Ruhr ergriffen, väterlich für alle Verwundeten und Kranken. So hielt er gegen alle wüthenden Angriffe der Feinde, gegen den Andrang der Türken gegen die Wälle und den unterirdischen Minenkrieg die schwer bedrohte Stadt bis zum Augenblicke der Rettung durch den Arm der verbündeten Christenheit, durch des Lothringers besonnenen Muth, des Polenkönigs Johann Sobiesky niederschmetternde Tapferkeit und den Eifer der deutschen Fürsten, Johann Georgs III. (des „sächsischen Mars“), Max Emanuels von Baiern u. A. Als die Osmanen heulend das mit ihrem Blute bedeckte Feld geräumt, empfing (13. September) der Polenkönig den Grafen Starhemberg im eroberten Lager mit jener Herzlichkeit, welche Helden jeglichen Standes zu verbrüdern pflegt, und hielt an seiner Seite den Einzug in die gerettete Stadt. Der Kaiser eilte, in Starhemberg den Retter Wiens, ja Oesterreichs, zu belohnen. Starhemberg erhielt einen kostbaren Ring, 1,000.000 Reichsthaler, den Feldmarschallsstab. die Würde eines Staats- und Conferenzministers und in sein Wappen den Stephansthurm – von welchem aus er die Bewegungen der Feinde zu beobachten pflegte – zum ewigen Andenken. Die Kaiserin verehrte ihm einen aus Gold und Edelsteinen zusammengesetzten Adler, zwischen dessen beiden Häuptern der St. Stephansthurm sich erhob; die niederösterreichischen Stände überreichten dem Helden einen goldenen, mit Diamanten besetzten Degen und die oberösterreichischen Stände einen goldenen, gleichfalls mit Edelsteinen reich besetzten Stab; der Magistrat [173] Wiens einen prächtigen Beutel mit 2000 Ducaten, und beschloß ewige Befreiung des Hauses des Retters ihrer Stadt von allen Lasten und Abgaben [vergleiche übrigens auch Conrad Balthasar S. 166, Nr. 8]; der König von Spanien sandte ihm den reich mit Diamanten besetzten Orden des goldenen Vließes und Papst Innocenz XI. ein vom 25. September 1683 datirtes Breve mit dem apostolischen Segen. Nach dem Entsatze der Hauptstadt folgte S. der siegreichen Armee nach Ungarn, wo er noch mehreren Schlachten beiwohnte, denn mit dem Siege über die Türken war über diese gleichsam ein panischer Schreck gekommen, der sich zunächst in einer fast blödsinnigen Wuth kundgab. Denn so ließ Kara Mustapha, nachdem er sich auf der Erde gewälzt. Haare und Bart unter Verfluchung des Tages seiner Geburt ausgerauft. alle in seinem Lager gefangenen Christen, Weiber, Greise und Säuglinge. 30.000 an der Zahl, niedersäbeln. Im Jahre 1683 wohnte S. der Eroberung Grans bei, im Jahre 1684 machte er alle Operationen wider die Türken bei Waitzen mit. Bei der nun folgenden Belagerung Ofens nahm er im Sturm die Wasserstadt, und obgleich leidend, ließ er im Tragsessel sich zur Batterie tragen, um durch seine Gegenwart den Muth der Soldaten anzufeuern. Als im Jahre 1686 die Belagerung der Stadt Ofen stattfand, leitete S. als Feldmarschall unter Commando des Herzogs von Lothringen den Hauptsturm und wurde dabei, als er die Bewegungen des Feindes aus einem Fernrohre beobachtete, am Arme durch eine feindliche Kugel so schwer verwundet, daß er den Oberbefehl niederlegen und nach Wien sich bringen lassen mußte. Nun übernahm er den Vorsitz im Hofkriegsrathe, zwar nicht zur Zufriedenheit der übrigen Generäle, die damals für den Kaiser fochten und deren Ansprüche auf Verwendung und Beförderung sich vielfach durchkreuzten, aber doch zur besseren Gründung eines stehenden Kriegsheeres, eines Fortschrittes in der Geschichte der kaiserlichen Armee, den selbst der tüchtige Montecuculi [Bd. XVIII, S. 46, Nr. 4] vergeblich angestrebt hatte. Auch wurden bei dem Grafen die Conferenzen mit dem türkischen Großbotschafter abgeschlossen, als ein solcher in der Person Ibrahim Paschas nach dem im Jahre 1699 zu Karlowitz abgeschlossenen Frieden im Februar 1700 seinen feierlichen Einzug in Wien gehalten hatte. Graf Ernst Rüdiger war zweimal vermält; zuerst mit Helena Dorothea Gräfin Starhemberg (geb. um 1634, gest. 14. Mai 1689), einer Tochter Heinrich Wilhelms Grafen von Starhemberg von der Heinrich’schen Hauptlinie, und als diese gestorben war in zweiter Ehe mit Maria Josepha Gräfin Jörger, welche sich nach Starhemberg’s 1701 erfolgtem Tode im Jahre 1707 nur seinem Halbbruder Gundakar Thomas wieder vermält hatte. Aus erster Ehe hatte Graf Ernst Rüdiger zwei Söhne und vier Töchter. Die beiden Söhne starben den Heldentod für das Vaterland. Die zweite Gemalin schenkte ihm eine Tochter Maria Antonia (gest. 1742), welche sich mit ihrem Vetter Franz Anton Graf Starhemberg vermält hatte. Ernst Rüdiger starb auf seiner Herrschaft Wesendorf, wurde aber bei den Schotten in Wien begraben. Seine Nachkommenschaft erlosch in seinen Söhnen, [Porträte. 1) Unterschrift: Ernestus Rudiger | us Comes de Stharenberg (sic) S. C. M. | Cammerarius, Militiae Pedestris Generalis ac | Viennae Gubernator, ohne Angabe des Zeichners und Stahlstechers. Auch im Bd. XII des „Theatrum Europeum“ p. 532. (gr. 4°., in Medaillonformat). – 2) Umschrift um das Medaillonbild: Ern-St. Rudigier Graf von Starenberg der Röm. kay-M-Bestel-Commend-in Wien. (sic) Jacques le Pautre sculp. (4°.), selten. – 3) Unterschrift: Rüdig. Staremberg. (8°.), ohne Angabe des Zeichners und Stahlstechers. – 4) Unterschrift: Ernst Rüdiger Graf v. Starhemberg P. Fendi del. J. Axmann sc. 1823 (8°.), [eine schlechte lithographirte Copie dieses Bildes ist von J. Burda vorhanden]. – 53) Unterschrift: Ernst Rüdiger | Graf von Starhemberg, venit, ....! jam Regis et Austriadum | res | Securae stabunt, incolumesque Lares | Birkenstock | Ad Hung. Hung. pag. 11. Langer sc. (4°.). – 6) Gemeinschaftlich mit Johannes Müller, Körner, Tilly, Hufeland und Peter Frank, auf einem kleinen Octavblatte. Stahlstich von M. Hoffmann in Wien. – 7) J. Hainzelmann sc. (4°.). – 8) N. Vischer sc. (Fol.) – 9) (M. Lang sc.), Halbfigur (kl. 4°.). – 10) J. Peeters sc., zu Pferde (kl. Fol.). – 11) P. Stephani sc., gleichfalls zu [174] Pferde (kl. Fol.). – 12) (S. Grimm sc.), gleichfalls zu Pferde (Fol). – 13) C. Bouttats sc.; ganze Figur in allegorischer Umgebung (8°.), selten. – 14) Ein Hüftbild in 8“. ohne Angabe des Zeichners in Sartorius’ Manier. – II. Medaillen auf Ernst Rüdiger von Starhemberg geprägt. 1) Avers. Stahremberg’s Kopf. Umschrift: ERNESTUS RUDIGERUS COMES A STARHEMBERG, SACRAE CAESAREAE MAJESTATIS CAMMERARIUS CONSILIARIUS BELLICUS, GENERALIS CAMPI MARESCHALLUS, VIENNAE COMMENDANS. Revers. Randschrift: Des Ruhm geht in die Runde | Der nicht weichet eine Stunde | Und schlagt Die Türkenhunde [abgebildet in Köhler’s Münzbelustigung Bd. XXI, St. 24, S. 185 u. f.]. Diese Medaille ist von Joh. Jacob Wolrab zu Nürnberg geschnitten – 2) Avers. Eine Weltkugel, die Stadt Wien vorstellend, mit der Umschrift: SUB UMBRA ALARUM TUARUM. Ueber der Weltkugel sitzt der doppelköpfige Adler, mit Schwert und Scepter in den Klauen, die Buchstaben LE (opold) auf der Brust. Zu oberst strahlt die Sonne, wobei die Worte stehen: COLLIGIT AUXILII RADIOS. Der Sonne gegenüber, unter der Weltkugel, steht der abnehmende, in die Wolken sich tauchende Mond mit der Umschrift: VICTAMQUE REDEGIT IN UMBRAS. Die Randumschrift auf der Aversseite lautet: IMPERII MURUM AUSTRIАСО INTERPONIT IN ORBE. Revers. In 21 Zeilen folgende Inschrift: 1683 | D. 14. JULII | VIENNA AUSTRIAE | A TURCIS OBSESSA | SED | PROTECTORE ALTISSIMO | LEOPOLDI I. | INDUSTRIA ET CONSILIO | REGIS POLONIAE | JOAN (nis) III. | PRAESENTIA ET VALIDO | AUXILIO VIENNENSIUM DEN (ique) UNIVERSITATIS, SENATUS | OFFICIALIUM CIVIUM ET INCOLARUM | CONCORDI OBSEQUIO AB OBSIDIONE | PROFLIGATO HOSTE EODEM ANNO | DIE 12. SEPT. LIBERATA | MATTHIAS MITTERMAIR | A WAFFENBERG S. C. M. MONETAR (ius) | OBTULIT. Zu beiden Seiten dieser Inschrift in dem durch bald längere, bald kürzere Zeilen gebildeten Raume liest man rechts in acht Zeilen und mit kleinen Buchstaben: IN PERSON(a) SUCC(urrerunt) | ELECT(ores) | BAVA(rus) SAXONI(cus) | E IMPERII SUB | SIDIO COMl(te) CAPLIER | DEPUTA(to) PRAESIDENTE; links in sieben Zeilen: DUCE LOTHA | RINGO | CAES(areo) LOC(um) TEN(ente); G(ene)R(a)LIS(sim)O GENER(ali) COM(ite) | STARNBERG | URB(is) COMEN(dante) [abgebildet in Joseph Hieronymus Lochner’s Sammlung merkwürdiger Medaillen. Erstes Jahr 1737 (Nürnberg, Pet. Conr. Monath, kl. 4°.), 24. Woche, S. 193]. – 3. Avers. Bildniß des Helden mit folgender Umschrift: ERN. RUD. COM. STARH. S. C. M. C. C. B. G. C. M. VIENN. COM. Revers. Ueber Kriegstrophäen die Worte: Der 60 Tage lang die größte Wuth aushielte, macht, daß der Türke Zeit, Geld. Feld, Stück und Glück verspielte 1683. – 4. Avers. Brustbild des geharnischten, links gekehrten Helden in großer Perrücke und mit dem goldenen Vließ. Inschrift: ERNESTUS RUDIGERUS COMES AB STARRENBERG, SACRAE CAESAREAE MAJESTATIS CAMMERARIUS CONSILIARIUS BELLICUS GENERALIS CAMPI MARESCHALLUS. Revers. Inschrift: 1683 | Hat dieser | Tapfere Held | Die Stadt Wien von | 14. Juli bis 12. Sept. | Wieder die Türken | mit Gottes Hilfe | rühmlich be | schützet. Um den Rand: So bringt die Tapferkeit | Ihr selbst Unsterblichkeit. – 5) Avers. Brustbild des geharnischten, links gekehrten Helden mit Allonge-Perrücke und mit goldenem Vließ, und rund herum: ERNESTUS RUDIGER COMES STARRHEMBERG SACRAE CAESAREAE MAJESTATIS CAMERARIUS, CONSILIARIUS BELLICUS GENERALIS, CAMPI MARESCHALLUS VIENNAE COMMENDANS. Revers. Ein auf der Erde bei einem Haufen Fahnen und Trophäen sitzender angefesselter Türke mit folgender Inschrift in sechs Zeilen: Wien 60 Tage lang die größte Wuth aushielte, macht, daß der Türke Geld, Zeit, Feld, Stück und Glück verspielte 1683. – III. Starhemberg’s Grab bei den Schotten in Wien. Ernst Rüdiger Graf Starhemberg wurde bei den Schotten in Wien beigesetzt, und befindet sich seine Grabstätte neben jener eines anderen berühmten Helden Oesterreichs, Ludwig Andreas Grafen Khevenhüller [Bd. XI, S. 225] auf der dem Eintretenden rechten Seite der Kirche. Die Inschrift auf Starhemberg’s Grabe lautet: Quem plango tu plora grate civis, Achillem nostrum. Non blandis titulis sed [175] tanti Ducis strenuitate excellentissimum Ernestum Rudigerum, quo nunquam ex Comitibus Stahrembergiis nec avorum praeclaris nec aemulis posterorum conatibus consurget major. Gesta exiguus non capit locus, quibus ab euxinis Istri ostiis ad Herculis columnas usque cuncta replevit fama et inculcatas ipsorum hostium memoriae, altaque eorum mente repostas nimis hic cuique notas, dolori nostro magis celandas sileo virtutes. Cecidit heu! per quem stamus, obdormiit insomnis et indefessa excubia nostra, perditus per quem salvati: egressus, per quem es incola. Tot Saracenos sub muris meis sepeliens ipse murus noster sub exiguo hoc lapide, dum honos nomenque meum in universum protulit, hic occultari consentit. Invictus attamen morti, cui indomita cervice tot ausibus illusit, non cessit. Sed dum in arduis insignia reperire assuetus, mox sub horrido necis velamine felicem latitare advertit immortalitatis semitam, intrepidus eam et generosa sponte secutus est. Facile sat vixit, qui sibi non vixit. Sicque eheu! nobis, non sibi moritur. Qui per tot in summi nominis honorem victorias condignae gloriae triumphos ingressus nunc sibi aeternum vivet. Hic recubat sub marmore Ernestus Rudigerus S. R. J. Comes et Dominus a Stahrenberg augustissimi imperatoris Leopoldi intimus Conferentialis Consiliarius, et Cubicularius consilii aulae bellici supremus praeses. Legionum pedestrium Tribunus, civitatis hujus, Fortalitiique viennensis militaris gubernator, nec non Aurei velleris Eques. Qui familia clarissima ortus, fuit vir manu strenuus, consilio perspicax, oratione facundus, calamo elegans, miles fortis, donis incorruptus, belli pacisque virtutibus insignis, Principi suo in paucis fidus et charus. A quo ad suum mos in militaribus et politicis honorem apices ex meritis gradatim erectus, quadraginta et quatuor annos non inutilis servitii explevit. Praecipuum gloriae opus est Vienna ab innumerabili Otomanorum numero auspiciis ejus atque imperio felicius nescires, an fortius per novem hebdomadas propugnata. Cujus operae gloriosum fuit praemium turris S. Stephani, quam vides gentilitiis insertam insignibus. Quae lice: mole sua inclyti Herois ossa arida hic quasi opprimat; erecta tamen in nubem cuspide et expansis, post deturbatam inde lunam, aquilae alis, immortalem ejusdem gloriam ad sidera usque erexit. Vixit annos sexaginta quatuor, menses quatuor, et viginti quatuor dies. Tandem vulneribus et fatigiis exhaustus laboribus quietem, servitiis finem et vitae suae terminum posuit. IV. Junii MDCCI. Viro optimo moesta conjux Maria Josepha nata comitissa de Jörger monumentum hoc in constantis amoris tesseram fieri fecit. Dic requiem viator! Abi et vale. [Diese und die Khevenhüller’sche Inschrift wahre Musterstücke epigraphischer Geschmacklosigkeit]. – IV. Quellen. Steiermärkische Zeitschrift. Redigirt von Dr. G. F. Schreiner, Dr. Albert von Muchar, C. G. Ritter von Leitner, A. Schrötter (Gratz, 8°.) Neue Folge VI. Jahrg. (1840), S. 87, Nr. V. – Huber (Franz Xaver), Rüdiger ven Starhemberg oder die zweite Belagerung Wiens (durch die Türken). Rhapsodie (Salzburg 1788, 8°.]. – Austria, Oesterreichischer Universal-Kalender (Wien, Lex.-8°), XI. Jahrgang (1850), S. 192 – Hormayrr, Wiens Geschichte und seine Denkwürdigkeiten (Wien 1825, 8°.), I. Jahrg. Heft 11, S. 39, 85, 165 bis 167, 173–190, 192, 210, 213; II. Jahrg. Heft 1, S. 71; Heft 4, S. 186, 188; Heft 7, S. 103, 104; Heft 8, S. 49, 96; Heft 10, S. 49, 62–66, 74. – Oesterreichischer Plutarch. Herausgegeben von Hormayr (Wien, 8°.) Band XIV, Seite 85–128. – Oesterreichische National-Encyklopädie von Gräffer und Czikann (Wien 1837, 8°.) Bd. V, Seite 128. – Reilly (Franz Johann Joseph von), Skizzirte Biographien der berühmtesten Feldherren Oesterreichs von Maximilian I. bis auf Franz II. (Wien 1813, Kunst- und Industrie-Comptoir, gr. 4°.), S. 237–244. – Der Magnet. Zeitschrift für Literatur, Kunst u. s. w. Von Leopold Kordesch (Gratz, 4°.), II. Jahrg. (1851), Nr. 45: Ehrenhalle ausgezeichneter Steiermärker I. Feldmarschall Graf Starhemberg. Von Johann Karl Kautzner. – Thaten und Charakterzüge berühmter österreichischer Feldherren (Wien 1808, Degen, 8°.), Bd. I, 1. Abtheilung, S. 336. – Oesterreichischer Zuschauer, herausgegeben von J. S. Ebersberg (Wien, gr. 8°.), Jahrg. 1841, Nr. 137: „Die Retter [176] in der Noth.“ – Schwerdling (Johann), Geschichte des uralten und seit Jahrhunderten um Landesfürst und Vaterland höchst verdienten, theils fürstlichen, theils gräflichen Hauses Starhemberg (Linz 1830, Joseph Feichtinger, 8°.) S. 271–289]. –