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BLKÖ:Starhemberg, Paul Jacob (II.)

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
korrigiert
Band: 37 (1878), ab Seite: 189. (Quelle)
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58. Paul Jacob (II.) (geb. 11. December 1560, gest. 26. December 1635), der Stifter des nach ihm benannten Zweiges der Rüdiger’schen Hauptlinie, der älteste Sohn Rüdigers (IX.) aus dessen erster Ehe mit Helene Jäckl Freiin von Friedau. Paul Jacob war zuerst Kämmerer des Kaisers Mathias, wurde dann geheimer Rath und General-Commissär in Ungarn. Im Jahre 1622 begleitete er Kaiser Ferdinand II. auf den Reichstag nach Regensburg. Paul Jacob war ein eifriger Lutheraner und in Sachen seiner Religionsgenossen in jenen denselben nichts weniger als günstigen Zeiten ungemein thätig. Die evangelischen Stände schickten ihn im Jahre 1613 nach Preßburg an den Kaiser Mathias, der sich daselbst des ungarischen Landtages wegen aufhielt. S. trug nun in einer Audienz am 27. März die Beschwerden der Stände vor und bat um Abhilfe. Auch an dem denkwürdigen 5. Juni 1619 war Paul Jacob Sprecher in der Angelegenheit der Protestanten. Der Vorgang ist folgender: Nach dem am 20. März 1619 erfolgten Tode des Kaisers Mathias wollte Ferdinand II. sich in Niederösterreich huldigen lassen. Die Stände aber wollten von einer Huldigung nichts wissen, so lange nicht ihren Beschwerden abgeholfen würde. Die Lage Ferdinands war eine mißliche, denn von Böhmen rückte Graf Thurn mit seinem Heere immer näher gegen Wien. Ob Graf Buquoi im Stande sein werde, den Kaiser zu befreien, war ungewiß und auch die von dem spanischen Hofe zugesicherte Hilfe ließ auf sich warten. Am 5. und 6. Juni hatte Thurn bereits einiger Vorstädte Wiens sich bemächtigt. Die Protestanten wollten diese Situation für ihre Zwecke benützen. Sie setzten die Katholiken in Kenntniß, daß sie fortan eine eigene Cassa führen und ein eigenes Regiment zur Besorgung ihrer Angelegenheiten errichten werden. Um zehn Uhr begaben sie sich in die Burg, um Ferdinand von diesen Beschlüssen in Kenntniß zu setzen. Paul Jacob S. ward zum Sprecher gewählt. Die Unterredung nahm bald eine leidenschaftliche Wendung; insbesondere ein Mitglied der Deputirten, Andreas Thonradl, überschritt die Schranken der der Majestät gebührenden Ehrfurcht. Die Lage des Kaisers ward immer peinlicher. Da vernahm man mit einem Male den Hufschlag einer herannahenden Reiterschaar. Hauptmann Gilbert von St. Hilaire war mit 400 Kürassieren aus Krems herangeeilt und hatte auf dem Burghofe sich aufgestellt. Die Deputation suchte nun das Weite. Paul Jacob war zweimal vermält. In erster Ehe, 1584, mit Susanna von Rappach, welche ihm [190] sechs Söhne und fünf Töchter gebar; nach dem im Jahre 1605 erfolgten Tode Susannas vermälte sich Paul Jacob mit Dorothea Freiin von Thannhausen, aus welcher Ehe sieben Kinder stammen. Nach der Aufschrift auf einem im Schlosse Zeilern befindlichen Porträt Paul Jacobs hätte er eilf Söhne und eilf Töchter gehabt. Paul Jacob starb, 73 Jahre alt, im ständischen Landhause zu Wien. Seine zweite Gemalin, auch lutherischen Glaubens, suchten die Jesuiten in den Schooß der katholischen Kirche wieder zurückzuführen. Ob es ihnen gelungen, ist nicht mit Bestimmtheit nachzuweisen, daß aber der Sohn Conrad Balthasar [S. 166, Nr. 8] zum Katholicismus zurückgekehrt, ist gewiß. –