BLKÖ:Stockert, Franz Ritter von

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Stockinger
Band: 39 (1879), ab Seite: 73. (Quelle)
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Stockert, Franz Ritter von (Central-Inspector der Kaiser Ferdinands-Nordbahn, geb. zu Stockau im Böhmerwalde am 10. Februar 1822). Sein Vater stand als Gutsverwalter in Diensten der Graf Stadion’schen Familie. Als Franz 15 J. alt war, verlor er seinen Vater und war nun für die Zukunft auf sich selbst angewiesen. An dem polytechnischen Institute zu Prag beendete er mit ausgezeichnetem Erfolge seine technischen Studien und trat 1842 in die Dienste der niederösterreichischen Landes-Baudirection in Wien, welche er jedoch nach kurzer Zeit verließ, um bei der ausschl. privilegirten Kaiser Ferdinands-Nordbahn bei dem Baue der Bahnstrecke Leipnik-Oderberg seine praktische Laufbahn zu beginnen (1843). Bald darauf führte er selbständig den Bau der Flügelbahn nach Troppau und der Montanbahn im Ostrauer Kohlenrevier durch. 1860 in das Central-Bureau nach Wien berufen, leitete er als oberster Chef des Bau- und Bahnerhaltungsdienstes den Ausbau der Kaiser Ferdinands- und Mährisch-schlesischen Nordbahn in ihrer jetzigen Ausdehnung. Ein Hauptverdienst Stockert’s ist es, zuerst auf die überaus ökonomische Verwendung des Stahles für Eisenbahnschienen hingewiesen zu haben. Die Einführung von Stahlschienen im großen Maßstabe begann auf der Kaiser Ferdinands-Nordbahn in den Sechziger-Jahren und ist heute beinahe eine allgemeine geworden. Stockert hatte nämlich während seines langjährigen Dienstes bei dem Baue von Eisenbahnen und später bei der Ueberwachung des Baudienstes sein Hauptaugenmerk auf die Abnützung der Schienen geworfen. War es nun schon seinen Beobachtungen gelungen, die Einflüsse, welche die Zerstörung der Schienen herbeiführen, beurtheilen und bemessen zu können, so liegt es nahe, daß ihn der fernere Gedanke beschäftigte, wie es möglich sei, dem Uebelstande einer so raschen Abnützung nach Kräften vorzubeugen. Und so verfiel er auf die Anwendung von Stahlschienen, wodurch es ihm gelang, bei der Bahn, an welcher er bedienstet war, eine jährliche Ersparniß von mehr als 100.000 fl. zu erzielen. Die von ihm nachgewiesene Gesetzmäßigkeit der Abnützung von Eisenbahnschienen [74] gab das Mittel an die Hand, die für ein bedeutendes Netz nothwendig erwachsenden Kosten für Schienenauswechslungen auf eine Reihe von Jahren ökonomisch zu vertheilen. Dieses System der jährlichen Schienenpräliminarien wurde im Laufe der Zeit auf den meisten Bahnen Deutschlands nach der von Stockert auf der Kaiser Ferdinands-Nordbahn eingeführten Weise angenommen. Stockert hat über diesen Gegenstand im 13. und 14. Heft, 1872, der „Zeitschrift des österreichischen Ingenieur- und Architekten-Vereins“ eine Abhandlung unter dem Titel: „Ueber Abnützung und Dauer der Eisenbahnschienen“ erscheinen lassen, wovon auch (Wien 1872, bei Waldheim) ein Separat-Abdruck (in 8°.) herausgegeben wurde. Die langen und reichen Erfahrungen machten Stockert zum gesuchten Experten in schwierigen Eisenbahnfragen, und so wurde er auch im Jahre 1877 in Angelegenheiten des Expropriationsgesetzes für Eisenbahnen in eine Enquete des Herrenhauses berufen. Während seiner mehr als 35jährigen Dienstzeit bei dieser ältesten Eisenbahngesellschaft Oesterreichs wurde S. von Seiten der Regierung vielfach ausgezeichnet. Er erhielt 1860 das goldene Verdienstkreuz mit der Krone, 1869 das Ritterkreuz des Franz Joseph-Ordens, 1874 den Orden der eisernen Krone dritter Classe, den Titel eines k. k. Regierungsrathes und ist überdies Ehrenbürger der Städte Troppau und Mährisch-Ostrau und Mitglied mehrerer gelehrter Gesellschaften. Im Jahre 1874 erfolgte seine Erhebung in den österreichischen Ritterstand. Stockert ist seit 1848 vermält, und stammen aus dieser Ehe eine Tochter, Emma, und drei Söhne, Robert, Louis und Leo.

Wappen. Ein rother, mit zwei vierblätterigen Kleeblättern belegter schräger Balken theilt den goldenen Schild. Rechts oben ist ein weißbeflügeltes Eisenbahnrad, links unten ein Baumstock mit drei Aesten. Devise: „Quod verum semper simplex.“