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BLKÖ:Stolz, Otto

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 39 (1879), ab Seite: 177. (Quelle)
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Stolz, Otto (Mathematiker, geb. zu Hall in Tirol im Jahre 1842). Wir vermuthen in ihm einen Sohn des Tiroler Landes-Irren-Arztes Joseph Stolz [siehe die S. 170]. Nachdem er das philosophische Studium an der Innsbrucker Hochschule im Jahre 1863 beendet hatte, begab er sich an die Universität in Wien, an welcher er mehrere Jahre hindurch ausschließlich mathematische und astronomische Vorlesungen besuchte und dann die philosophische Doctorwürde erlangte. 1867 wurde er zum Assistenten an der Sternwarte der Wiener Universität bestellt und habilitirte sich noch in demselben Jahre als Privatdocent für das Gebiet der gesammten Mathematik, als welcher [178] er Collegien über Integral- und Differentialrechnung, analytische Geometrie des Raumes und der Kegelschnitte, synthetische Geometrie, Theorie und Anwendung der Determinaten, meist vor ansehnlicher Zuhörerzahl abhielt. Nachdem er als Privatdocent eine hervorragende Lehrbegabung an den Tag gelegt, sowie durch die in der Zwischenzeit in den „Sitzungsberichten der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften“ veröffentlichten Abhandlungen: „Ueber die Axen der Linien der II. Ordnung in allgemeinen trimetrischen Punctcoordinaten“ [Heft LV, 2. Abtheilung, S. 104–223) und „Ueber die Kriterien zur Unterscheidung der Maxima und Minima von Functionen mehrerer Veränderlichen“ [Heft LVIII, 2. Abtheilung, S. 280–308] Beweise eines seltenen mathematischen Talentes geliefert hatte, erhielt er wiederholt Staats-Reisestipendien zu dem Zwecke, auf den Universitäten in Berlin und Göttingen, an welchen die neuere Richtung der mathematischen Forschung ihre glänzendste Vertretung findet, seine höhere Ausbildung zu fördern. Dieser Aufgabe kam er nach durch den Besuch der Vorlesungen der in ihrem Fach anerkannten Professoren Clebsch und Klein in Göttingen, Kronecker, Kummer und Weierstraß in Berlin, wie auch durch thätige Theilnahme an den von den beiden Letzteren geleiteten Uebungen des mathematischen Seminars. Von literarischen Arbeiten lieferte er in dieser Zeit außer einigen kleineren Aufsätzen zwei größere Arbeiten auf dem Gebiete der sphärischen Trigonometrie und der analytischen Geometrie, von denen die eine in Schlömilch’s, die andere in Clebsch’s mathematischem Journal erschien. 1871 nach Wien zurückgekehrt, nahm er seine Vorträge an der Universität daselbst in erweitertem Umfange wieder auf, und wurden dieselben stark besucht. Aber nicht lange sollte sich die Wiener philosophische Facultät dieses ihres ausgezeichneten Mitgliedes erfreuen. Nachdem nämlich für die mathematisch-naturwissenschaftliche Gruppe der philosophischen Facultät an der Hochschule zu Innsbruck im Jahre 1871, eine zweite mathematische Lehrkanzel systemisirt worden, erfolgte seine Berufung für diese Professur, in welcher er noch zur Stunde wirkt. Außer den bereits erwähnten wissenschaftlichen Arbeiten, die bisher von ihm veröffentlicht wurden, ist noch eines längeren, 1876 gehaltenen Vortrages zu gedenken, welcher, nachdem er zuvor im „Boten für Tirol und Vorarlberg“ erschienen, unter dem Titel: „Die Sonne. Populärer Vortrag, gehalten am 18. März 1876 in der Aula der Universität zu Innsbruck“ (Innsbruck 1876, Wagner, 8°.) im Sonderabdrucke herauskam. Gleichfalls im Separatabdruck sind die oben erwähnten, in den „Sitzungsberichten der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften“ stehenden Abhandlungen herausgegeben worden.

Dumreicher (Armand Freih.), Die Verwaltung der Universitäten seit dem letzten politischen Systemwechsel in Oesterreich (Wien 1873, Hölder, gr. 8°.) S. 45 u. f.