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BLKÖ:Strobach, Paul von

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Strobach, August
Band: 40 (1880), ab Seite: 61. (Quelle)
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Strobach, Paul von (k. k. Ober-Baudirector, geb. im Jahre 1776, gest. zu Wien 14. October 1854). Strobach ist der eigentliche Reformator des Straßenbauwesens in Böhmen, dessen Straßen als die besten im Kaiserstaate gelten. Nachdem er das Studium der Ingenieurwissenschaften beendet hatte, trat er im Jahre 1795 in unentgeltliche Dienstpraxis bei der k. k. Straßenbau-Direction zu Prag. Schon im folgenden Jahre wurde er Straßenpiqueur, im August 1804 Straßencommissär, im April 1808 Ingenieur und Kanzlist bei der k. k. Baudirection, 1818 zweiter und 1821 erster Adjunct, am 18. Februar 1823 Straßenbau-Director und am 11. März d. J. Oberbau-Director der vereinten Baudirectionen. In die Zeit seines nahezu ein halbes Jahrhundert umfassenden Dienstes fällt der Um- und Neubau fast sämmtlicher Fahrstraßen Böhmens, welche sich in einem Zustande befinden, der überall als Muster dienen kann. Strobach’s Wirksamkeit in Aufzählung seiner einzelnen Wegebauten darzustellen, liegt außerhalb der Aufgabe dieses Lexikons und muß einem Fachwerke überlassen bleiben. Die anläßlich seiner Erhebung in den erbländischen Adelstand gesammelten Acten geben ein ausführliches Bild seines Schaffens in dieser Richtung. Hier kann nur das Wesentlichste kurz erwähnt werden. So stellte er in den Jahren 1809–1813, wo in den Communicationen der Armee keine Hindernisse eintreten durften und der zahllosen Truppenmärsche wegen die Straßen im practicabelsten Zustande sich befinden mußten, jene von Chrudim über Leitomischl nach Mähren, von Schlan bis Rentsch und von Laun bis Bilin auf das trefflichste in kürzester Zeit her. Der Kunststraßenbau in Böhmen nahm unter ihm einen ungeahnten Aufschwung. Zu Anfang des 19. Jahrhunderts bestanden in jenem Kronlande etwa gegen siebzig Meilen Aerarialstraßen, diese Zahl stieg unter Strobach bis zum Jahre 1833 auf nahezu fünfhundert Meilen kunstmäßig hergestellter Straßen, welche größtentheils im Wege der freien Concurrenz von Seite der Dominien und Unterthanen unter Aufsicht der Baudirection gebaut und im besten Zustande dem Aerar übergeben wurden. In Würdigung seiner zweckmäßigen Einleitungen und seines Einflusses auf den Fortgang des freiwilligen Straßenbaues, wobei die gute Stimmung der Unterthanen niemals getrübt, sondern stets ansehnliche Fortschritte in dieser Richtung der öffentlichen Verwaltung erzielt wurden, erhielt er im Jahre 1817 die große goldene [62] Civil-Ehrenmedaille und für seine weiteren Verdienste innerhalb der Zeit von 1818 bis 1826 im letztgenannten Jahre den k. k. Rathstitel. Ferner sind die beiden Quais in der Stadt Prag, an den Ufern der Moldau, der eine an der Kreuzherrngasse, der andere vom Fürst Liechtenstein’schen Hause bis zur Brücke, Strobach’s Werk. Speciell aber um das Prager Bauwesen erwarb er sich große Verdienste. Die bis dahin durch das Stadtbauamt besorgten Arbeiten entsprachen weder in Hinsicht auf die Sicherheit noch auf die Ausführung den Erfordernissen, welche man an öffentliche Bauwerke zu stellen berechtigt ist. In Folge dessen sah die Regierung sich genöthigt, die Stadtbauten unter die Oberaufsicht Strobach’s zu stellen. Und in der That, die günstigen Folgen dieser Verfügung zeigten sich schon in kurzer Zeit. Durch die Entdeckung guter Steinbrüche in der nächsten Umgebung der Hauptstadt wurde nun auch die schnellere Pflasterung der letzteren und die sofortige Wiederherstellung der durch die Hochflut eingerissenen Pfeiler der Steinbrücke ermöglicht. Sowohl an diesen Bauten als auch an der Aufstellung des Monumentes bei Kulm, welches zur Erinnerung an den siegreichen Kampf der russischen Garden bei Priesen errichtet wurde, nahm Strobach wesentlichen Antheil. Gleichzeitig aber war er auf die weitere Entwicklung des böhmischen Straßennetzes und dessen sorgfältigste Ausführung bedacht, wobei ausdrücklich erwähnt werden muß, daß unter seiner Oberleitung die trefflichsten Straßen mit geringerem Kostenaufwand hergestellt wurden, als vordem die schlechten. Für seine Verdienste erhielt er Titel und Rang eines wirklichen Gubernialrathes. Die Trefflichkeit der böhmischen Wegebauten veranlaßte auch seine Berufung nach Oesterreich unter der Enns, wo er die Musterstraße von Spitz bis Langenzersdorf erbaute, und der Kaiser von Rußland ordnete 1833 die Absendung des Oberstlieutenants Kraft nach Böhmen an, damit dieser das dortige Wegebauwesen, wie es unter Strobach’s Leitung seinen Höhenpunkt erreicht hatte, im Detail studire. Ein weiteres Augenmerk richtete Letzterer auf den Brückenbau. Bisher waren die Brücken meist aus Holz gebaut, wodurch nicht nur immerwährende Reparaturen nöthig wurden, sondern oft auch die Communication arge Störungen erlitt, indem diese Bauten der Wucht der zerstörenden Elemente widerstandslos erlagen. Strobach begann nun steinerne Brücken zu bauen, er selbst entwarf die Pläne zu der großen Inundationsbrücke bei Laun mit 40 Bogen, zu der Brücke bei Zerkowitz auf der Chrudimer Straße, den Brücken bei Litiz auf der Biliner Straße, bei Benzow auf der Straße nach Klattau und zu der durch ihre kühne Ausführung besonders berühmten Karlsbader Brücke mit einem einzigen 60gradigen Segmentbogen. Fernere Brückenbauten Strobach’s sind die aus Quadern ausgeführte Inundationsbrücke bei Podiebrad mit 22 Bogen, eine andere bei Podoll über die Isar mit 12 Bogen und die große Kaiser Ferdinands-Brücke bei Beraun mit sechs Bogen, jeder zu 14 Klaftern Spannweite mit 60gradigen Segmenten, welche von Sachkennern als ein Meisterwerk bezeichnet wurde. Auch war es Strobach, welcher, der Erste, den Bau von Kettenbrücken in Böhmen zu seinem besonderen Studium machte und eine [63] solche zu Saaz über die Eger ausführte. Dieses Werk diente später als Muster der Kettenbrücke zu Baireuth in Bayern. Eine andere Kettenbrücke baute er zu Jaromiř; ferner die schönste von allen, nach Besiegung gewaltiger Hindernisse zu Stande gebrachte, 15 Klafter über den Wasserspiegel der Eger sich erhebende bei Elbogen, welcher noch jene bei Podiebrad über die Elbe und eine andere bei Strakonitz folgten. Neben diesen durch den Staat ausgeführten Straßen- und Brückenbauten war er auch bei Herstellung von Privatstraßen thätig, deren Gesammtlänge mehr als 500 Meilen betrug. Er entwarf oder corrigirte die Pläne zu allen diesen Arbeiten, ermittelte für dieselben die geeignetsten Linien und prüfte Alles persönlich an Ort und Stelle. In Würdigung dieser Leistungen, welche mit der volkswirthschaftlichen Entwicklung Böhmens in unmittelbarem Zusammenhänge standen und zu einer Zeit ausgeführt wurden, als noch das ganze heutige Eisenbahnwesen im Zustand des Embryo lag, wurde er im Jahre 1843 in den erbländischen Adelstand erhoben.

Adelstands-Diplom ddo. 4. October 1843.
Heutiger Familienstand der von Strobach. Der k. k. Ober-Baudirector und Gubernialrath Paul von Strobach hinterließ drei Söhne und eine Tochter. Letztere, Karoline, ist mit dem k. k. Statthaltereirath und Bezirkshauptmann in Jičin Adolph Studnitzka vermält. Von den Söhnen ist der jüngste, Karl (geb. 29. Jänner 1827), k. k. Rittmeister und Arcieren-Leibgarde in Wien; – der älteste, Friedrich (geb. 19. October 1816), k. k. Statthaltereirath in Brünn, seit 1847 mit Johanna Fischer vermält, aus welcher Ehe folgende Kinder stammen: a) Rudolph (geb. 31. Jänner 1851), b) Heinrich (geb. 16. December 1857), c) Pauline und d) Friederike. – Der zweitälteste Sohn Joseph (geb. 18. September 1824), ist k. k. Bezirkshauptmann in Pettau und seit 1859 vermält mit Maria Hermann, aus welcher Ehe folgende Kinder: a) Maria (geb. 18. Juli 1860), b) Gustav (geb. 21. November 1861) und c) Bertha (geb. 21. April 1863) noch am Leben sind.
Wappen. Ein blauer durch einen schmalen geflutheten silbernen Querbalken getheilter Schild. In der oberen Hälfte sind fünf silberne Sterne, drei und zwei quer nebeneinandergestellt, zu sehen. Die untere Schildeshälfte zeigt eine aus natürlichen Quadersteinen über ein im Schildesfuße sich verbreitendes Gewässer erbaute Brücke von drei Bögen. Auf dem Schilde ruht ein adeliger Turnierhelm, geschmückt mit einer goldenen Krone; aus derselben wächst ein silberner Löwe mit einer ausgeschlagenen rothen Zunge, in der rechten Pranke drei natürliche Weizenähren an ihren Halmen emporhaltend. Die Helmdecken sind zu beiden Seiten blau mit Silber belegt.