BLKÖ:Strzelecki, Michael von

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Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 40 (1880), ab Seite: 108. (Quelle)
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Strzelecki, Michael von (k. k. Officier und später polnischer Revolutions-Officier, geb. zu Kliszow in Galizien am 16. Juli 1816, gefallen am 8. Mai 1863 in einem Gefechte bei Ignacew). Sein Vater Kasimir war ein polnischer Edelmann, die Mutter Marie eine geborene Korczyńska. Nach dem Besuche der Schulen in Tarnow bezog Michael mit einem galizischen Stipendium am 14. August 1827 die Wiener-Neustädter Akademie, aus welcher er am 23. October 1835 als Fähnrich zu Leiningen-Infanterie Nr. 31 ausgemustert wurde. Am 1. Februar 1840 rückte er zum Lieutenant vor. Er stand anfangs mit seinem Regiment in Sambor, kam aber später mit demselben nach Ungarn, wo er als einer der intelligentesten Officiere galt. Der Tod seines [109] Oheims, des Bischofs Korczyński, der ihn mit einem Legate bedacht hatte, brachte ihn nach Przemysl, wo er indeß bald erfuhr, daß das ihm zugefallene Vermächtniß bei weitem geringer ausgefallen, als ihm ursprünglich gemeldet worden. Die in Przemysl garnisonirenden Officiere suchten ihn in die Verschwörung hineinzuziehen, in welche sich bereits ein Theil des k. k. Militärs eingelassen hatte. Aber er widerstand mit Entschiedenheit allen Anträgen und hielt ihnen das Bedenkliche und die Nutzlosigkeit ihres Unternehmens vor. Bei seinem Regimente in Ungarn wieder angekommen, wurde er verhaftet und nach Lemberg abgeführt, wo er mit allen Kameraden, welche er in Przemysl kennen gelernt und denen er Vorstellungen über ihren ebenso verwegenen als haltlosen Plan gemacht, im Gefängnisse zusammentraf. Nach halbjähriger Haft, während welcher er wiederholt Anfälle tiefster Melancholie hatte, erfolgte allerdings wegen Mangels an Beweisen seine Freisprechung. es wurde ihm aber auf das entschiedenste bedeutet, seinen Aufenthalt in Lemberg zu nehmen, wo er unter militärischer Aufsicht verblieb. In Folge inständiger Bitten und dringender Vorstellungen erhielt er endlich die Erlaubniß, seinen im Brzezaner Kreise wohnenden Neffen Hubicki zu besuchen. Die Ereignisse des Bewegungsjahres befreiten ihn aus der militärischen Aufsicht. Er eilte nach Wien in die Reihen der Revolutionäre, dann aber trat er zur ungarischen Revolutionsarmee über, wo er in Folge seiner Tapferkeit in kurzer Zeit zum Major befördert wurde. Nachdem die Revolution niedergeworfen worden, flüchtete er sich mit mehreren Anderen in die Türkei, wo er mit dem Gehalte eines Stabsofficiers bis zum Jahre 1863 verweilte. Dort, hieß es, sollte er sich eben mit der Tochter eines reichen rumänischen Edelmannes vermälen, als ihn die Kunde von dem Aufstande erreichte, welcher in Polen ausgebrochen war. Nun hielt ihn nichts mehr ab, für ein selbständiges Polen zu kämpfen, er kehrte in seine Heimat zurück und trat in die Reihen der Aufständischen. Als Organisator und Instructor der verschiedenen sich bildenden Abtheilungen leistete er große Dienste; auch nahm er an den meisten Kämpfen theil und bewies dabei eine Unerschrockenheit und Tapferkeit ohne Gleichen. Im Gefechte bei Pyzdram, am 24. April, war es sein ebenso tapferes als umsichtiges Verhalten, welches den Sieg an die Fahnen der Aufständischen heftete. Am 8. Mai befehligte er bei Ignacew als Major der Schützen und Sensenträger eine Abtheilung der Taczanowski’schen Truppe, etwa 130 Mann stark. In dem ungemein hartnäckigen und blutigen Kampfe hielt er mit rühmlichster Bravour dem weit überlegenen Gegner, der neben Infanterie auch Cavallerie, Kosaken, und acht Geschütze den Polen entgegenstellte, die längste Weile Stand, bis er an der Seite Turn’s, des Adjutanten Murzinowski’s, von den Russen zusammengehauen wurde. Die letzteren verloren in diesem Gefechte über 800 Mann. Aber ihre Uebermacht half ihnen den Sieg erkämpfen. Berichte über diesen Kampf schreiben die Niederlage der Polen dem Eigensinne Strzelecki’s zu, der sich dem Befehle Taczanowski’s, er möge sich mit seiner Abtheilung verschanzen, entschieden widersetzte, indem er die Behauptung aufstellte, daß ein noch nicht vollkommen abgerichteter Soldat sich hinter Schanzen immer schlecht schlage, und in Folge dessen die Verschanzung unterließ, wodurch den Russen der Ueberfall [110] ungemein erleichtert und die vollständige Niederlage der Polen herbeigeführt wurde.

Pamiątka dla rodzin polskich. Krótkie wiadomości biograficzne o straconych na rusztowaniach, rozstrzelanych, poległych na placu boju i t. d. Zebrał i ułożył Zygmund Kołumna, z wstępem napisanim przez B. Bolesławitę. Dodatek, d. i. Andenken für die polnischen Familien. Kurze biographische Nachrichten der in dem Aufstande Verschollenen, auf dem Kampfplatze Erschossenen oder Gebliebenen. Gesammelt und zusammengestellt von Sigmund Kolumna u. s. w. Anhang (Krakau 1868, 8°.) Bd. I, S. 60.